Carrosserie- und Fahrzeugbau

Für Sie gefahren: Kia EV9 4x4 GT-Line Launch

 

Von Heinz Schneider

Gehts um Hochspannung und Elektromobilität, kommt mir sofort Kia in den Sinn. Denn mit EV3, EV6 und anderen Neuheiten hat die koreanische Hyundai-Schwester bereits eine stattliche Anzahl von E-Baureihen auf die Strasse gebracht. Und bis 2026 sollen noch ein paar dazukommen.

 

Um das alles stemmen zu können, wurde erst kürzlich das für umgerechnet rund 260 Millionen Franken auf Elektromobilität umgebaute Werk «Gwangmyeong» eröffnet, in dem jährlich 150 000 E-Fahrzeuge vom Band rollen. Ab 1987 wurden dort Kleinwagen mit Verbrennungsmotor wie der Pride, Avella und Stonic produziert, heute sind es ausschliesslich E-Autos – aktuell der Kia EV3 und ab 2025 der Kia EV4.

 

Ob sich all diese Entwicklungskosten und Investitionen auszahlen in den kommenden fünf bis acht Jahren? Wir wissen es nicht. Momentan stehen die Zeichen in Europa für Stromer nicht so ideal, der Markt ist rückläufig. Was aber nichts daran ändert, dass Kia mit dem EV9 ein durchaus bemerkenswertes Modell anbietet. In jeder Beziehung – was dem Elektro-SUV die beiden Auszeichnungen «World Car of the Year 2024» und «World Electric Vehicle 2024» eingebracht hat.

 

Beginnen wir mit der wuchtigen Optik des Fünfmeter-Riesen, die jedem robusten SUV gerecht wird – und vorne sowie hinten mit eigenwillig gestylten Lichtsignaturen die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Weitere Eye-Catcher sind die vielen Kanten und Linien im Blechkleid, die schwarzen Radläufe, viele Zierelemente und Lufteinlässe, dunkle Seitenscheiben (Privacy-Verglasung) und am Testwagen die serienmässigen Felgen im 21-Zoll-Format.

 

Apropos Testwagen: Zu haben ist der EV9 mit sechs oder sieben Plätzen sowie als Hecktriebler (76 950.–) mit 203 PS. Oder als Allradler (GT-Line) mit 385 PS. Letzterer steht mit 84 950 Franken in der Preisliste, kann jedoch mit vielen zusätzlichen Details (el. Schiebedach mit Fond-Glasdach, Anhängerkupplung etc.) oder Aussenkameras mit Innenraum-Monitoren (siehe Fotogalerie) ohne Mühe auf sechsstellig hochgerüstet werden.

 

Dass man im Fünfmeter-Auto Platz im Überfluss vorfindet, versteht sich von selbst. Das Raumgefühl ist riesig, auf jedem der komfortablen Fauteuils wird Bein- und Kopffreiheit bis zum Abwinken geboten. Zudem erfüllen die Materialien im vornehm gestalteten Interieur den Anspruch von Nachhaltigkeit: Echtes Leder gibts nicht, sondern es werden ausgediente Fischernetze und recycelte PET-Flaschen verarbeitet. Die Lacke bestehen aus Rapsöl, Maisextrakt und Bio-Kunststoff.

 

Wie das (T)Raumschiff beschleunigt? Nun, es geht ziemlich rasant vorwärts. Auch dank Allradantrieb, mit Traktion ohne Ende. Tempo 60 ist in etwa zweieinhalb Sekunden erreicht, auf 100 gehts in 5,3 Sekunden. Im Fahrprogramm «Sport» blasen sich zudem die Seitenwangen der Sitze auf, um mehr Halt zu garantieren. Macht Spass.

 

Allerdings: Wer dem Koreaner auf diese Weise die Sporen gibt, wird zum treuen Stromkunden. In seinem Einsatzgebiet – wo der Borcomputer übrigens nach jedem «Tanken» stets rund 450 Kilometer Reichweite anzeigte – rassig über und durch das Bündner Oberland gescheucht (mit eingeschalteter Klimaanlage), waren 34 kWh auf 100 Kilometer bei unserem Testwagen das Mass aller Dinge. Es geht jedoch auch anders: Zurückhaltend gefahren, verbrauchte «unser» EV9 für die 70 Kilometer lange Strecke von Surcuolm nach Sargans lediglich zehn Prozent der Batteriefüllung. Nach weiteren 110 Kilometern, am Ziel in Urdorf (ZH) angekommen, betrug die Reserve immer noch 75 Prozent. Was wieder einmal beweist: Mit Vernunft kommt man einfach am weitesten.

 

 

Kia EV9 4x4 GT-Line Launch
Preis ab 84 950 Fr.
Elektromotoren 385 PS / 700 Nm
Antrieb 4x4, Automat, 1 Gang
Batteriekapazität 99,8 kWh
Reichweite (WLTP) 505 km
0 – 100 / Spitze 5,3 Sek, 200 km/h
Verbrauch (WLTP) 22,8 kWh / 100 km
Leergewicht ca. 2750 Kilo
Länge / Breite / Höhe 5,01 / 1,98 / 1,75 m
Kofferraum 333 bis 2318 Liter
Anhängelast 2500 Kilo

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