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Automobilbranche: Zulieferer vermissen das Wir-Gefühl

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Die deutsche Beratungsgesellschaft «Invensity» aus Wiesbaden hat das Spannungsfeld zwischen Automobilherstellern und Lieferanten untersucht und ist dabei zu folgendem Schluss gekommen: Obwohl die Pflege guter Lieferantenbeziehungen für den nachhaltigen Erfolg von Automobilherstellern entscheidend ist, zeigt sich das komplexe Geflecht zwischen verschiedenen Zulieferern und Herstellern von deutlichen Ungleichheiten und Spannungen geprägt.

 

«Viele Hersteller und Lieferanten sprechen häufig von einer Entwicklung weg von einer Top-Down und hin zu einer partnerschaftlichen Beziehung untereinander. Allerdings hat unsere Untersuchung ergeben, dass die Realität anders aussieht: Konkurrenz und Abhängigkeiten sind heute deutlicher spürbar denn je», so Sandra Schröder-Bernhardi, Beraterin im Kompetenzteam Lieferantenmanagement bei «Invensity.»

 

Vor allem bei grossen Auftragsvolumen und bei einem hohen Wettbewerb unter Lieferanten nimmt das Bedürfnis nach partnerschaftlichen Beziehungen seitens der Hersteller schnell ab. Den Direktzulieferern kommt in der Lieferkette dabei eine zentrale Rolle zu. Der Druck, den Hersteller beziehungsweise Auftraggeber auf den Lieferanten ausüben, wird in den meisten Fällen direkt an ihre eigenen Zulieferer weitergegeben oder sogar erhöht.

 

Entsprechend stehen Zulieferer regelmässig vor der Entscheidung, welche Forderungen des Herstellers sie nach unten weitergeben und welche sie auf eigener Ebene zu erfüllen versuchen. Kleinere Lieferanten sind dem wachsenden Druck dabei allerdings oft nicht gewachsen, erklärt Schröder-Bernhardi: «Aufgrund fehlender oder mangelnder Ressourcen, Erfahrung und Flexibilität sind kleine Zulieferer schnell von solchen Situationen betroffen und überfordert.»

 

Bei grösseren Herausforderungen in der Lieferkette kann es unter Umständen auch zur gezielten Unterstützung von Lieferanten durch den jeweiligen Auftraggeber kommen. Diese wird laut der Invensity-Untersuchung in der Praxis zwar oft bereitwillig angenommen, bedeutet aber zugleich massive Eingriffe in die eigenen Prozesse und die Selbstständigkeit des betroffenen Lieferanten.

 

Die Art der Zulieferbeziehung – etwa als Zulieferant, Serienlieferant oder Entwicklungslieferant – wirkt sich zudem massgeblich darauf aus, wie sich das Verhältnis gestaltet und wie hoch der Druck auf die Lieferanten ist. Experten raten Lieferanten deshalb zur konstanten Pflege und Evaluierung der Beziehungen mit Herstellern und anderen Lieferanten. So sollten sie ihre eigenen Lieferanten auch nach der Auswahl kontinuierlich bewerten, um Schwachstellen frühzeitig aufzudecken und diese gegebenenfalls ausbessern zu können.

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