Branchen-News

Pannenstatistik 2024: Diese Teile legen Autos lahm

 

Der «Allgemeine Deutsche Automobil-Club» (ADAC) hat untersucht, welche Personenwagen im vergangenen Jahr am häufigsten liegengeblieben sind und was die Ursachen sind. Da in Deutschland praktisch dieselben Autos unterwegs sind wie bei uns, lassen sich ähnliche Schlüsse für den Schweizer Markt durchaus ziehen.

 

Erstes Fazit: Die Arbeit geht den Pannenhelfern nicht aus: Alle neun Sekunden wurde ein sogenannter «Gelber Engel» zu Hilfe gerufen. Insgesamt kam die Pannenhilfe im vergangenen Jahr über 3,5 Millionen Mal zum Einsatz – das waren 117 570 mehr Fälle als 2022. Wesentlicher Grund: das allgemein erhöhte Verkehrsaufkommen. Mit der E-Mobilität steigt natürlich auch deren Pannenzahl: Registrierte der ADAC 2022 etwa 15 000 Einsätze, waren es 2023 doppelt so viele Fälle (30 009).

 

Im Fokus auf der Suche nach der Pannenursache steht die Starterbatterie. Während Corona 2020 schnellte die Häufigkeit von Batteriepannen steil nach oben, weil die Autos oft gar nicht oder nur sehr wenig gefahren wurden. Die Erklärung: Eine Batterie leidet weniger durch den Verschleiss im Betrieb als im Nichtbetrieb. Sind 2022 noch 43,2 Prozent aller Pannen aufs Konto einer leeren Batterie gegangen, entfallen 2023 sogar 44,1 Prozent der Pannen auf die Batterie.

 

Ursache Nummer zwei sind Motorprobleme beziehungsweise Probleme mit der Motorelektronik, der Einspritzung und der Zündung (22,8 Prozent). Mit weitem Abstand Nummer drei sind Ausfälle, die mit dem Anlasser, dem Generator, dem Bordnetz oder der Beleuchtung zu tun haben (10,5 Prozent). Dahinter folgen Defekte an Reifen (8,8 Prozent) und Schliesssystemen (7,1 Prozent).

 

156 Fahrzeugreihen von rund 20 Automarken wurden ausgewertet. Herangezogen wurden alle Pannen im Lauf des Jahres 2023, die Fahrzeuge im Alter von drei bis zehn Jahren betrafen (Erstzulassung 2014 bis 2021).

 

Sind Elektrofahrzeuge pannenanfälliger als Verbrenner? Diese Frage wurde dem ADAC bislang oft gestellt. Dank der gestiegenen Zulassungszahlen für E-Fahrzeuge – und einer ausreichenden Datenbasis – gab es 2023 erstmals eine Antwort. In der Auswertung war der Vergleich allerdings noch auf Fahrzeuge mit Erstzulassungsjahr 2020 begrenzt. Dieses Jahr kommt 2021 als Beobachtungszeitraum hinzu.

 

Bei der Vergleichbarkeit von Personenwagen mit E-Antrieb und solchen mit Verbrennungsmotor gibt es jedoch ein Problem: Das Durchschnittsalter aller zugelassenen Autos liegt bei zehn Jahren. Alle gewerteten E-Fahrzeuge dagegen sind noch sehr jung. Da die Pannenwahrscheinlichkeit mit steigendem Fahrzeugalter wächst, wäre ein Vergleich der Pannenanfälligkeit zwischen E-Fahrzeugen und Verbrennern über den gesamten Bestand unfair.

 

Der ADAC hat daher Verbrenner (Diesel wie Benziner) sowie reine Elektromodelle jeweils nur mit den Erstzulassungsjahren 2020/2021 verglichen. Ergebnis: Junge Elektroautos zeigen sich weiterhin weniger pannenanfällig als Verbrenner. Für solche mit Erstzulassung (EZ) 2020 bleibt der Abstand zwischen E-Autos und Verbrennern etwa auf dem Niveau von 2023: Auf 1000 Autos haben Stromer 1,9 Pannen weniger als Verbrenner. Bei den Fahrzeugen mit EZ 2021 können E-Fahrzeuge diesen Vorsprung auf 3,6 Pannen ausbauen. Begründung: Sie haben weniger Teile, die kaputtgehen können. Es gibt keinen Auspuff, kein Getriebe mit etlichen Übersetzungen, weder Kupplung noch Anlasser, keine Abgasrückführung, Einspritzung oder Turbolader.

 

Auffallend häufig sind defekte oder entladene Starterbatterien – und zwar für beide Antriebsarten gleichermassen. Dazu muss man wissen: E-Autos haben, neben der sogenannten Hochvolt- oder Traktionsbatterie im Unterboden, eine 12-Volt-Starterbatterie zum Betreiben des Lichts, der Armaturen und aller Systeme, die mit Niederspannung arbeiten – genau wie das bei jedem Verbrenner der Fall ist. Bei der Starterbatterie hat also weder das E-Auto noch der Verbrenner einen Vorteil.

 

In der zusammengefassten Ursachentruppe häufig vertreten sind Bauteile wie Generator, Anlasser, das Bordnetz selbst und die Beleuchtung. Dieses Problemfeld ist mehr oder weniger gleich stark vorhanden bei E-Autos und Verbrennern (0,1 Promille Differenz). Ohne signifikante Unterschiede bleiben die Bauteile Carrosserie, Antrieb, Bremsen und Fahrwerk. Klammert man die Reifen als Pannenursache aus (die durchschnittliche Laufleistung der Verbrenner ist höher), treten als signifikant unterschiedlich im Vergleich der Mängelhäufigkeit zwei Bereiche hervor: Schlüssel, Schlösser, Wegfahrsperre und der Bereich Motor, Management und Hochvolt-System.

 

Der Unterschied bei Problemen hinsichtlich des Antriebs lässt sich auf den deutlich einfacheren technischen Aufbau eines E-Motors zurückführen. Bei Pannen oder Problemen im Zusammenhang mit dem Schlüssel liegt die Vermutung nahe, dass bei den E-Autos kontaktlose Ausführungen (Keyless Go) deutlich häufiger sind und hierdurch der Pannengrund «Schlüssel im Auto» (Fahrer ausgesperrt) deutlich seltener vorkommt.

 

Sind E-Autos also weniger pannenanfällig als Verbrenner? Für ein abschliessendes Fazit ist es trotz breiterer Datenbasis zu früh. Die Gründe: Die aktuell auf der Strasse fahrenden Stromer sind auch für die Hersteller noch Neuland. Insofern ist es gut möglich, dass die Pannenwahrscheinlichkeit durch Lerneffekte und technische Verbesserungen in Bezug auf einzelne Bauteile noch weiter gesenkt werden können.
Ungewiss ist, ob die Reifen, die durch das hohe Gewicht von E-Autos einer ungleich stärkeren Belastung ausgesetzt sind, über die Jahre standhalten. Noch sind die Laufleistungen der aktuellen E-Autos geringer als bei den Verbrennern. Höhere beziehungsweise andere Belastungen müssen auch Achsen, Achsaufhängungen und Bremsen aushalten. Die Langzeitfolgen kennen wir heute noch nicht.

 

Ob die Antriebsbatterien vergleichbar lang ihren Dienst tun werden wie ein Verbrennungsmotor (Diesel und Benziner), darüber kann die Pannenstatistik noch keine Auskunft geben. Der ADAC wird den Systemvergleich Elektroauto gegen Verbrenner deshalb in den nächsten Jahren fortführen und stetig ausbauen.

Neuste Artikel: Branchen-News