Carrosserie- und Fahrzeugbau

VSCI lanciert topmodernes Ausbildungsprojekt für Lernende

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      Von Heinz Schneider (Text und Fotos)

      «Immer weniger Jugendliche wählen Berufe aus der Carrosserie-Branche. Gleichzeitig brechen viele Lernende ihre Lehre ab. Und von denen, die das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis erlangen, wechseln auch noch etliche den Beruf. Bereits heute haben viele Betriebe Mühe, geeignete Mitarbeiter zu finden.»

       

      Wer dies sagt, ist nicht irgendein Schwarzmaler, sondern Felix Wyss, Präsident der VSCI-Sektion Aargau und Präsident der Kommission «Berufsentwicklung und Qualität für Carrossier/-in Spenglerei und Lackiererei.» Und er weiss, wovon er spricht: «Ich stelle diese Entwicklung immer mehr auch in meinem Betrieb fest», sagt der Leiter der Abteilung Carrosserie/Spritzwerk der «J. + S. Simon AG» in Rupperswil AG.

       

      Gründe für die prekäre Situation und die Tatsache, dass Experten bereits von einem Fachkräftemangel sprechen, gibt es viele. Zum einen werden die geburtenschwachen Jahrgänge genannt, zum anderen der Trend zur schulischen Weiterbildung, der letztlich am Image der Berufslehre kratzt, gleichzeitig aber auch die rund 300 Lehrberufe in ein Wettbewerbsfeld drängt, auf dem zunehmend mit härteren Bandagen gekämpft wird. Zudem ist nicht nur der Bekanntheitsgrad der Carrosserieberufe gering, sondern Eltern und Jugendliche machen kaum positive Aussagen über das Carrosserie-Gewerbe. Das geht aus einer Studie zum Thema «Berufswahl und Image» hervor, an der sich der VSCI mit sechs weiteren Berufsverbänden beteiligt hat. In der breit angelegten Umfrage wurden Eltern, Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren, Lehrpersonen, Medienvertreter, Politiker, Experten sowie Ausbilder und Lernende zu den Beweggründen bei der Berufswahl befragt.

       

      Um aufs Thema zu sensibilisieren, Aufklärungsarbeit zu leisten und konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Situation zu unterbreiten, lud der VSCI seine Mitglieder kürzlich zu einer Informationsveranstaltung in die Berufsfachschule Zofingen AG ein. Dabei nahm VSCI-Zentralpräsident Hans-Peter Schneider kein Blatt vor den Mund und forderte, dass die Branche alles daran setzen muss, um die Ausbildungsqualität in den Betrieben zu verbessern. «Viele unserer Unternehmungen sind mit den vielfältigen Aufgaben und den Ansprüchen überfordert, die heute an ein modernes und umfassendes Ausbildungsprogramm gestellt werden», sagte er.

       

      Einen ersten Schritt zur Entspannung der Situation sieht Schneider darin, dass die Betriebe bessere Lehrlingsselektionen vornehmen, mehr Strukturen in der Ausbildungsqualität erarbeiten und die Lernenden auf ihrem langen Weg in jeder Beziehung noch enger begleiten. «Solche Massnahmen werden dazu beitragen, dass wir mittelfristig ein besseres Image für die einzelnen Betriebe und somit für die gesamte Branche gewinnen», meinte er.

       

      Als Antwort darauf stellte Thomas Rentsch, Leiter Fachbereich Berufsbildung beim VSCI, den Verbandsmitgliedern das Projekt «Top Ausbildungsbetrieb» vor – ein Konzept, das beim Bund, bei den Kantonen, Berufsbildungsämtern und dem Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung auf ein sehr gutes Echo stösst und dessen Realisierung für eine zeitgerecht ausgerichtete Branche zwingend ist. Dabei handelt es sich um einen Prozess, in dem der Betrieb seine Kompetenz bei der Lehrlingsausbildung prüft, nachweist und nach Bedarf erweitert.

       

      «Top Ausbildungsbetrieb» versteht sich als Qualitäts-Label, in dem die Firmen in drei Leistungsstufen eingeteilt sind. Stufe 1 stellt für alle schon jetzt gut ausbildenden Carrosseriebetriebe eine tiefe Einstiegshürde dar und entspricht in etwa dem Niveau, das sie heute garantieren können. Zu den Anforderungen gehören beispielsweise das Vorhandensein eines Schnupperlehrgangkonzeptes, das regelmässige Ausfüllen und Besprechen des Bildungsberichtes und der Kontakt mit Eltern und Lehrpersonen bei schlechten Leistungen.

       

      Um die Stufe 2 erreichen zu können, hat der von der Betriebsleitung eingesetzte Berufsbilder einen zweitägigen Einführungskurs zu besuchen, der ab März 2015 im VSCI-Angebotsprogramm stehen wird. Der Berufsbilder erkennt darüber hinaus das Optimierungspotential im eigenen Betrieb und geht es gezielt an. Je nach den ausgewählten Wahlpflichtkriterien werden auch bedürfnisgerecht jene Kurse definiert, die zusätzlich unterstützend besucht werden können. Die Themen sind unter anderem: Entdeckendes und individuelles Lernen, Dialog im Zentrum, Die Selektion von Lernenden, Lerndokumentation, Integration ins Team und Individuelles Ausbildungsprogramm.

       

      Der Antrag für die Stufe 3 als «Top-Ausbildungsbetrieb» erfolgt aufgrund der Selbsteinschätzung und nach erfolgreichem Assessment durch eine verbandsunabhängige Stelle. Für jede Unternehmung mit Stufe 3 sind Reportagen in der Presse sowie eine spezielle Imagewerbung bei Oberstufenlehrern und Berufsberatern vorgesehen.


      Für noch mehr Informationen über das Projekt «Top-Ausbildungsbetrieb» oder direkte Anmeldungen steht der Schweizerische Carrosserieverband VSCI unter der Telefonnummer 062 745 90 80 zur Verfügung. Die Kontaktaufnahme ist auch per Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) möglich.

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