Carrosserie- und Fahrzeugbau

Serie: Mein erstes Auto

 

Egal, wie lange es her ist, von welcher Marke es stammte und in welchem Zustand es damals war: Sein erstes Automobil vergisst keiner, jeder und jede erinnert sich besonders gerne daran. Oftmals auch mit etwas Wehmut. Wir haben bekannte Profis aus der Carrosserie- und Fahrzeugbranche zu einer Zeitreise in die automobile Vergangenheit eingeladen und sie zu ihrem emotionalen Erlebnis des ersten Fahrzeugbesitzes befragt.

 

Heute: Patrick Bischoff (52), Inhaber und Geschäftsführer Carrosserie Spritzwerk Koch, Wattwil SG

Herr Bischoff, ich habe recherchiert. Und herausgefunden, dass Sie Ihr erstes Auto immer noch hegen und pflegen und regelmässig Ausflüge machen damit.
Patrick Bischoff: Ja, das stimmt. Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht, mein Krabbeltier zu verkaufen – es hängen zu viele schöne Erinnerungen und Emotionen damit zusammen.

 

Sie sagen Krabbeltier. Dann muss es ein VW Käfer sein.
Patrick Bischoff: So ist es. Ein Volkswagen Typ 1 Käfer, Baujahr 1967, um genau zu sein. Lackiert ist er im typischen Sechziger-Jahre-Farbton, genannt VW Beat-Blau.

 

Wann haben Sie ihn gekauft?
Patrick Bischoff: 1986, ich war grad 17 Jahre jung und in der Ausbildung zum Autolackierer. 800 Franken habe ich damals bezahlt. Die Quittung horte ich noch heute.

 

Warum gerade dieses Auto? Ein Herzenswunsch?
Patrick Bischoff: Ich wollte ein zuverlässiges Fahrzeug haben. Eines, das günstig im Unterhalt ist und an dem ich möglichst viel selber schrauben kann. Mein Herz schlug zwar schon damals für einen alten V12-Ferrari, aber mit 17 Jahren war so ein Traumauto in weiter Ferne.

 

Wie sind Sie an den Käfer herangekommen?
Patrick Bischoff: Über ein Inserat in der regionalen Gratiszeitung. Das Internet war damals ja noch nicht erfunden. Der private Verkäufer hat im Auftrag seiner Schwester gehandelt.

 

Bei einer Verkaufssumme von 800 Franken gehe ich davon aus, dass Sie, handwerklich begabt und geschult, einiges zu tun hatten am Auto?
Patrick Bischoff: Er war täglich gefahren worden, also auch im Winter. Das Resultat waren tiefe Spuren in der Carrosserie – sie wissen schon, das Salz. Ich habe mich dann für eine komplette Restauration entschlossen. Die kostete mich jede Minute meiner Freizeit – ein ganzes Jahr lang. Genial von VW war aber schon damals, dass die bereits in den Achtziger Jahren eine vorbildliche Teileversorgung aufgezogen hatten. Die Ersatzteile kaufte ich jeweils Ende Monat vom Lehrlingslohn.


Haben Sie damals schon gewusst, dass Sie den Käfer behalten werden?
Patrick Bischoff: Nein, das hat sich so ergeben. Der Entschluss ist erst im Laufe der vielen Jahre gereift.

 

Wieviele Male sind Sie schon vor der Post, dem Einkaufscenter oder vor einem Restaurant auf den Käfer angesprochen und gefragt worden, ob sie ihn verkaufen möchten?
Patrick Bischoff: Es gibt sehr viele Leute, die den Käfer aus eigenen Erfahrungen kennen. Oder jemanden in der Verwandtschaft haben, der einen besessen hat. Dementsprechend sind nach wie vor sehr viele Gefühle für dieses Auto vorhanden – oder zumindest viele Geschichten und Anekdoten überliefert worden. Das sorgt sehr oft für Gesprächs- und Diskussionsstoff. Mitte der 90er Jahre hat mir mal einer ein sehr gutes Kaufangebot gemacht. Aber ich bin standhaft geblieben – und heute sehr, sehr froh darüber.

 

Hat der VW Sie in dieser langen Zeit je in einem ungünstigen Moment im Stich gelassen?
Patrick Bischoff: Nein, ich und meine damalige Freundin – sie ist heute meine Ehefrau – haben uns hundertprozentig auf ihn verlassen können. Frei nach der alten VW-Werbung «Er läuft und läuft und läuft».

 

Wie lange war er Ihr Erstauto?
Patrick Bischoff: Zwei Jahre. Dann habe ich den nächsten Oldtimer gekauft – eine Citroën DS mit Baujahr 1974. Als Restaurationsobjekt. Das war 1988.

 

Was ist damit passiert? Verkauft?
Patrick Bischoff: Diese Zitrone war faul. Eine typische Blenderin. Und der Kauf eine überstürzte Fehlinvestition. Erst nach genauer Inspektion auf der Hebebühne war das ganze Ausmass der Korrosion sichtbar. Ich habe die DS in der Zeitung «Fundgrube» inseriert – und mit Verlust wieder verkauft. Seit 1994 besitze ich eine rostfreie DS, Baujahr 1959. Dank ihr bin ich doch noch zum grossen Citroën-Fan geworden.

 

Parkt die schicke, elegante Französin ebenfalls noch in Ihrer Garage?
Patrick Bischoff: Ja, die französische Göttin (Anm. Redaktion: DS steht für «la déesse», die Göttin) steht noch dort. Als unsere Kinder klein waren, haben wir mit ihr regelmässig Ausflüge unternommen und diverse Klubtreffen im In- und Ausland besucht.

 

Welches Auto fahren Sie heute am meisten?
Patrick Bischoff: Mein aktueller «Daily Driver» ist ein Bentley Turbo R, Baujahr 1994. Er hat 98 000 Kilometer auf der Uhr. Ich habe die britische Limousine vor sieben Jahren gekauft – zu einem Bruchteil des damaligen Neupreises.

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