Carrosserie- und Fahrzeugbau

Betriebswirt rät: «Rausgehen und Kunden akquirieren!»

 

Unternehmensberater Michael Zülch aus Bergisch Gladbach (Nordrhein-Westfalen) nahe Köln hat dank der Daten, die ihm durch sein Web-Tool «Kennzahlenkompass» zur Verfügung stehen, einen guten Überblick über aktuelle Trends und Entwicklungen in der Autoreparaturbranche. Ein Blick auf das Zahlenmaterial des Corona-Jahres 2020 zeigt interessante Ergebnisse – und erlaubt Prognosen für 2021.

 

Mit dem «Kennzahlenkompass» hat Diplom-Betriebswirt Michael Zülch vor Jahren ein Programm ins Netz gestellt, das es Werkstätten und Garagen ermöglicht, die eigenen betrieblichen Kennzahlen mit denen anderer Betriebe zu vergleichen. So erhält man Hinweise, in welchen Bereichen das eigene Unternehmen «Luft nach oben» hat. Darüber hinaus bieten die Daten auch einen statistisch aussagekräftigen Überblick über den Stand der Branche.

 

Die Daten vom Kennzahlenkompass 2020 bringen bemerkenswerte Ergebnisse. «Klar hatte die Pandemie Einfluss auf die Arbeit der Werkstätten. Aber branchenweit gesehen hat sich der Lockdown im Jahresergebnis 2020 nicht so stark ausgewirkt wie manche befürchtet haben», sagt Zülch. «Bei einigen Kennzahlen haben wir sogar ein Plus registriert, zum Beispiel bei der Werkstattauslastung.» Auch die Verrechnungssätze für Arbeitsstunden sind leicht gestiegen, und bei einigen sanken die Personalkosten – zum Beispiel durch Kurzarbeit. Auch hatte die jeweilige Kundenstruktur Einfluss auf die Auswirkungen der Pandemie. Demnach litten Werkstätten, deren Geschäft stark auf Schadensteuerung beruht, oft stärker unter dem Lockdown, weil wegen der geringeren Mobilität auch die Zahl der Unfälle und der gesteuerten Schäden sank. Verglichen damit kamen Betriebe mit einem breiteren Kundenmix besser durch die Pandemie.

 

Trotz dieser Zahlen gibt Zülch keine Entwarnung, und dies vor allem mit Blick auf die Entwicklung des 1. Quartals 2021. «Ich fürchte», sagt er, «dass sich der zweite Lockdown stärker auswirken wird als der erste, da die Reserven bei vielen Betrieben derzeit schon stark aufgebraucht sind. Nach den uns bereits jetzt vorliegenden Daten werden die Einbussen stärker ausfallen.» Sein Fazit: «Darauf müssen sich die Betriebe schon jetzt einstellen – und frühzeitig Gegenmassnahmen treffen.» Er rät dringend, gerade jetzt die aktuellen Geschäftszahlen im Blick zu behalten. Dies gelte insbesondere für die Liquidität. «Informieren Sie sich über die vorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten und liquiditätssichernden Massnahmen, die im Zuge der Pandemie entwickelt worden sind – und nutzen Sie sie.» Zülch rät, mit der Hausbank Kontakt aufzunehmen, wenn absehbar ist, dass es mit der Liquidität des Betriebs in zwei oder drei Monaten knapp werden könnte.

 

Darüber hinaus verweist Zülch gerade für die Zeiten der Pandemie auf klassische unternehmerische Erfolgsstrategien: Betrieb gründlich durchleuchten, die Kundenstruktur checken, innerbetriebliche Abläufe prüfen und sondieren, welche unbesetzten Marktnischen es gibt. «Und mein letzter Rat: Gehen Sie raus und akquirieren Sie neue Kunden.»

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