Carrosserie- und Fahrzeugbau

Serie: Mein erstes Auto – Kurt Späti

 

Egal, wie lange es her ist, von welcher Marke es stammte und in welchem Zustand es damals war: Sein erstes Automobil vergisst keiner, jeder und jede erinnert sich besonders gerne daran. Oftmals auch mit etwas Wehmut. Wir haben bekannte Profis aus der Carrosserie- und Fahrzeugbranche zu einer Zeitreise in die automobile Vergangenheit eingeladen und sie zu ihrem emotionalen Erlebnis des ersten Fahrzeugbesitzes befragt.

 

Heute: Kurt Späti (62), Eigentümer und Geschäftsführer «Calag Carrosserie Langenthal AG»

 

Herr Späti, wir beide sind ungefähr im selben Alter. Das heisst: Ich und meine Kollegen leisteten sich damals in den Siebziger Jahren als erstes Auto eine Occasion – entweder von Opel, Ford, Renault oder VW. Sie auch?
Kurt Späti: Nein, bei mir war es ein Fiat 127 Sport, in orange. Den kaufte ich 1978 als Neuwagen, zum Preis von unter 10 000 Franken – zu jener Zeit ein fast konkurrenzloses Angebot.

 

Wie alt waren Sie damals?
Kurt Späti: Das war kurz vor der Rekrutenschule – und ich ein 20 Jahre junger Treuhänder. Ich wollte unbedingt im eigenen Wagen nach Romont in die Motorfahrer-RS einrücken.

 

Treuhänder? Sie sind Eigentümer und Geschäftsführer der «Calag Carrosserie Langenthal AG» – hat der Berufsweg Sie da nicht durch die besten Carrosserie-Unternehmungen der Schweiz geführt?
Kurt Späti: Nein, ich habe mir auch nie vorstellen können, in dieser Branche zu landen. Ich arbeitete damals tatsächlich als Treuhänder bei der heutigen BDO AG in Solothurn (Anm. Red.: Eine der führenden Wirtschaftsprüfungs-, Treuhand- und Beratungsgesellschaften der Schweiz mit 34 Niederlassungen).

 

Wie sind Sie in die Carrosseriebranche hineingeraten?
Kurt Späti: Durch die BDO. Ich war dort in der Revisionsabteilung, später in der Software-Anwendung tätig. Eines Tages fand ich mich in der Unternehmensberatung wieder und kam in dieser Funktion mit dem damaligen Calag-Inhaber in Kontakt. Er wollte das Unternehmen verkaufen – und so geschah es, dass ich Eigentümer geworden bin. Das hatte ich nie auf dem Radar.

 

Der Fiat als erstes Auto – hatten Sie ihn auf dem Radar oder war der Kauf ebenfalls Zufall?
Kurt Späti: Nein, logische Konsequenz. Mein Vater war von Beruf Fahrlehrer, weshalb es bei uns zuhause eigentlich nur Autos dieser Marke gegeben hat. Dadurch wuchs auch der Bezug zum Garagisten, und für mich war es naheliegend, ebenfalls einen Fiat zu kaufen.

 

Der Vater als Privat-Fahrlehrer – für Sie muss die Autoprüfung ein lockerer Durchmarsch gewesen sein?
Kurt Späti: Ja, in der Tat. Im Jahre 1976 bin ich angetreten, gerademal 18 Jahre jung. Gelernt habe ich aber von unserer Mutter, nicht vom Vater. Er hatte keine Zeit, um mit uns durch die Gegend zu fahren. Die Ausbildung für die Theorieprüfung allerdings, die bekamen wir von ihm, da hat er sich hervorragend ausgekannt. Natürlich durften wir jeweils ein Fahrschulauto benutzen, mit Beifahrer-Pedalerie. Das heisst, meine Mutter hatte jederzeit die Möglichkeit, aktiv ins Geschehen einzugreifen.

 

Und wie oft musste der Garagist bei ihrem Fiat 127 eingreifen? Waren Sie zufrieden mit dem kleinen Italiener?
Kurt Späti: Eigentlich schon, er hat das erfüllt, was man von ihm erwarten durfte. Im Stich gelassen hat er mich nie, aber die Qualität der Autos aus den Siebzigern ist ja nicht mit derjenigen von heute zu vergleichen. Ein Werkstattbesuch alle sechs Monate – das gehörte zum Standard. Einmal war es die Batterie, die gewechselt werden musste – das andere Mal der Auspuff, die Kupplung oder die Bremsen. Heute halten diese Teile bedeutend länger, sind aber auch weitaus teurer als damals. Weil ich – im Gegensatz zu den meisten in unserer Branche – keinen handwerklichen Hintergrund vorweisen kann, brachte ich meine Autos für alle Service- und Reparaturarbeiten immer schön brav zum Spezialisten.

 

Wie lange haben Sie den Fiat besessen?
Kurt Späti: Ich versuchte im Vorfeld unseres Gesprächs, das zeitlich irgendwie noch zusammen zu bekommen. Aber ich weiss es nicht mehr so genau . . . vielleicht sechs oder sieben Jahre. Ich habe ihn dann meinem Bruder verkauft – oder sogar geschenkt, da bin ich mir auch nicht mehr sicher. Hingegen weiss ich noch, dass Fiat-Autos damals nicht im Ruf gestanden sind, besonders rost-resistent zu sein. Mein Exemplar machte da keine Ausnahme. Drei Jahre nach der Überschreibung an meinen Bruder war fertig mit lustig: Als er die Hecktüre zuklappte, fiel die Scheibe aus dem verrosteten Rahmen. Und der 127er der Schrottpresse zum Opfer.

 

Was für ein Auto haben Sie sich nach dem Modell 127 zugelegt?
Kurt Späti: Nochmals einen neuen Fiat, den Ritmo. Er war so Mitte der Achtziger Jahre ein interessanter Golf-Gegner, wobei er dessen Verkaufspotential nie erreichte. Aber die Fahrzeuge der Marke Fiat, oder auch französische, hatten damals einen gewissen Charme. Der hat mich immer angesprochen. Zwar hielten sie qualitativ nicht mit den anderen mit, aber damit konnte ich leben. Zumindest noch sechs Jahre lang, dann wechselte ich auf japanische Autos.

 

Welche Marke?
Kurt Späti: Mazda. Wir gründeten damals eine Familie, brauchten Platz. Deshalb tauschte ich den Ritmo gegen eine Fliesshecklimousine der Baureihe 626 ein. Ein äusserst zuverlässiges Auto, aber im Vergleich zum Fiat mit extrem hohen Ersatzteilpreisen behaftet.

 

Nach wievielen Jahren haben Sie ihn hergegeben?
Kurt Späti: Ich habe meinen Autos immer die Treue gehalten. Auch dem Mazda. Der blieb sicherlich zehn Jahre lang in der Familie.

 

Hatten Sie nie so etwas wie ein Traumauto?
Kurt Späti: Nein, dazu war ich immer zu wenig Enthusiast. Der Bezug zu Autos hat mir in den frühen Jahren gefehlt – ich komme aus dem Kaufmännischen, war Treuhänder und kaufte Fahrzeuge, die praktisch sind. Ich hatte andere Überlegungen, wollte in die Selbständigkeit, vorzugsweise auf dem angestammten Beruf. Das war meine Welt. Aber dann ist es halt anders gekommen.

 

Was fahren Sie heute?
Kurt Späti: Ein Elektroauto, den Hyundai Kona. Ich habe ihn seit zwei Jahren und bin sehr zufrieden damit. Mich begeistert die stufenlose Kraft, die ein Elektromotor bietet. Und das Laden ist sehr einfach – sofern man nicht auf grosse Reise geht, sondern das Auto wie ich mehrheitlich für die Fahrt zur Arbeit braucht. Ich würde nie mehr auf eines mit Verbrennungsmotor wechseln. Ausser, sie bieten irgendwann Mal keine Stromer mehr an. Da wissen wir ja nie so haargenau, was uns die Zukunft noch alles bringt.

 

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