Carrosserie- und Fahrzeugbau

Mercedes: Eine halbe Million für die Sicherheit

 

Gepanzerte Limousinen haben bei Mercedes Tradition. Schon der japanische Kaiser Hirohito gab 1935 ein Modell für sich in Auftrag. Jetzt steht die neuste Guard-Modellgeneration als S-Klasse bereit. Erstmals mit Allradantrieb.

 

Staatsoberhäupter, Wirtschaftsführer, Promis und solche, die es gerne sein würden, können sich beruhigt und bequem zurücklehnen: Der Mercedes-Benz S 680 Guard 4Matic, die jüngste Sonderschutzversion aus Stuttgart, steht endlich auf ihren beinahe schussicheren Rädern. Und das Auto hat erst noch Allradantrieb – ein durchaus sinnvolles technisches Detail, um die volle 612-PS-Power abrufen und eventuelle Verfolger auch im Neuschnee abschütteln zu können.

 

«Der S 680 Guard ist ein kundenorientiertes Produkt, denn als Sonderschutzmodell stellt es den Menschen und seine Sicherheit in den Fokus», sagt Dirk Fetzer, Leiter Produktmanagement S-Klasse. Aha, wir hören diese Botschaft – halten aber fest, dass sie uns Laien nicht viel über das neue Auto verrät. Genauso wenig wie die Tatsache, dass der Benz der Schutzklasse «VPAM VR10» angehören soll. Der Profi hingegen weiss sofort: Hier handelt es sich um die höchste ballistische Prüfstufe für Zivilautos – Carrosserie und Scheiben müssen dem Beschuss aus einem Sturmgewehr mit entsprechender Stahlhartkern-Munition standhalten. Darüber hinaus sind «VPAM VR10»-Autos besonders widerstandsfähig gegen Sprengladungen.

 

Was gepanzerte Autos so alles können, unterliegt normalerweise der Geheimhaltung. Wir haben aber weder Kosten noch Mühe gescheut und einiges über den neuen Mercedes in Erfahrung bringen können. Und dabei herausgefunden, dass sich in der Fond-Mittelarmlehne des Vierplätzers (auf Wunsch mit 5 Sitzen zu haben) ein kleiner Kühlschrank versteckt (optional). Direkt dahinter befindet sich eine Panzer-Schottwand. Schiessen Gangster erfolgreich auf die Räder, kann der Chauffeur dank Notlaufpneus (Michelin Pax) noch rund 30 Kilometer weiterfahren.

 

Zu den weiteren Sonderausstattungen der ab etwa einer halben Million Franken lieferbaren S-Klasse zählen eine Feuerlöschanlage mit selbständiger Auslösefunktion und ein Notfall-Frischluftsystem, das Insassen vor Rauch oder Reizgasen schützt. Hinzu kommen Behördenausstattungen wie Sirene, Blitzleuchten, Funkgeräte und ein Gefährdeten-Alarmsystem. Viel Tüftlerarbeit steckt in den hydraulisch (statt elektrisch) betätigten Fensterhebern: Auch bei Ausfall des Bordnetzes ist damit eine Notbetätigung möglich, im Fall eines Attentates also auch ein Schliessen. In jeder Tür sitzt eine entsprechende Einheit aus Kompressor und Ventilblock samt Druckspeicher.

 

Zum Schluss noch ein paar News über das bekannte V12-Biturbo-Aggregat mit 5980 Kubikzentimeter Hubraum, das für den Einsatz in der neuen S-Klasse umfassend überarbeitet worden ist. Abgasturbolader, Abgaskrümmer und Luftführung wurden angepasst. Neu ist ferner ein geregelter Otto-Partikelfilter, und die Leistung beträgt 612 PS. Das maximale Drehmoment von 830 Newtonmetern steht schon bei 2000 Umdrehungen an. Was bei einer Flucht auf der Autobahn allerdings nicht viel hilft: Der Guard kann aus Gewichtsgründen nicht schneller als Tempo 190 fahren.

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