Luca de Meo tritt ab. Nicht im Zorn, nicht im Triumph, sondern mit kalkulierter Eleganz. Nach fünf Jahren an der Spitze der Renault Group kündigt der CEO seinen Rücktritt an – zum 15. Juli 2025. Kein Paukenschlag, eher ein sauber gesetzter Schlusspunkt. Und doch ein Vorgang mit Signalwirkung: Der Mann, der «Renaulution» zum Strategie-Schlagwort machte, zieht weiter. Nicht innerhalb der Branche, sondern in andere Gefilde. Wohin, bleibt offen. Warum, auch.

Er sei bereit für «neue Abenteuer», sagt de Meo. Die Aufgabe bei Renault? Aus seiner Sicht erfüllt. Was wie eine noble Geste klingt, ist in Wahrheit ein kalkulierter Wechsel zum idealen Zeitpunkt. Die Zahlen stimmen, die Organisation läuft, die Nachfolge wird aus dem internen Plan rekrutiert. De Meo verlässt ein aufgeräumtes Haus. Kein Chaos, kein Knall – dafür ein deutliches Statement: «Die Ergebnisse sprechen für sich. Sie sind die besten unserer Geschichte.» Wer so spricht, will keine Rechtfertigung liefern, sondern ein Denkmal setzen.

Der Verwaltungsrat reagiert pflichtgemäss. Dankesworte, Bekenntnis zur Kontinuität, Vertrauen in die Führungsriege. Zwischen den Zeilen: Erleichterung über einen Abgang ohne Bruch, ohne Nachspiel. Man betont das Team, die Stabilität, den Fahrplan. Alles wirkt vorbereitet, durchdacht, abgestimmt. Die Botschaft: Keine Turbulenzen, kein Machtvakuum. Und dennoch bleibt der Eindruck, dass de Meo mehr war als nur ein CEO. Er war das Gesicht des Umbruchs – und ein cleverer Stratege der Eigen-Inszenierung.

Sein Rücktritt trifft ein Unternehmen im Umbruch, das gerade erst die Kurve kriegt. Neue Modelle, neue Plattformen, neue Allianzen. Der Strukturwandel ist im vollen Gange, und de Meo hinterlässt eine Organisation, die auf Effizienz getrimmt ist – und auf Storytelling. Der Begriff «Renaulution» ist dafür exemplarisch: kein technokratischer Begriff, sondern ein PR-taugliches Narrativ. Die Deutungshoheit war stets Teil der Strategie.

Dass de Meo den Moment des Abgangs selbst bestimmt, ist keine Überraschung. Der Mann ist zu erfahren, um sich heraustragen zu lassen. Er geht, wenn der Laden läuft – und wenn sein Einfluss noch spürbar ist. «Ich hinterlasse ein transformiertes Unternehmen, das bereit ist für die Zukunft.» Eine selbstbewusste Bilanz, die kaum Widerspruch zulässt. Und doch bleibt ein Fragezeichen: Wer folgt – und kann das Erbe führen, ohne im Schatten zu stehen?

«Das Beste kommt erst noch», sagt de Meo zum Schluss. Vielleicht meint er Renault. Wahrscheinlicher ist: Er meint sich selbst.

Neuste Artikel: Branchen-News