Wer wissen will, wo in der Schweiz das Geld auf vier Rädern unterwegs ist, braucht keinen Blick aufs Bankkonto – ein Kennzeichen genügt. Im Kanton Zug rollen die teuersten Autos durchs Land, im Schnitt 67’000 Franken schwer. Das ist nicht nur fast 35 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt, sondern auch eine fahrende Bankrotterklärung an Bescheidenheit. Schwyz und Appenzell Innerrhoden folgen auf dem zweiten und dritten Platz – ein Trio, das offenbar nicht auf die Idee kommt, dass ein Auto auch einfach nur fahren muss.

Die Westschweiz gibt sich da zurückhaltender. In Neuenburg, Jura und Freiburg rollt man mit rund 44’000 Franken pro Fahrzeug durch den Alltag. Eine Differenz von über 20’000 Franken zu Zug – genug, um sich dort ein weiteres gebrauchtes Auto zu kaufen oder wenigstens einen Parkplatz in Zürich. Vermutlich ist der Unterschied weniger stilistischer Natur als schlicht eine Frage der Vermögensverteilung. Und ja, Firmenwagen verzerren das Bild. Aber auch das sagt viel aus: Wo das Geschäft regiert, parkt kein Kleinwagen.

Dass Autos in der Schweiz generell teurer werden, ist kein Trend, sondern eine Tatsache. 2019 lag der Durchschnittswert bei 44’000 Franken, heute sind es über 50’000. Fast 14 Prozent mehr in fünf Jahren – das schafft nicht mal jeder Indexfonds. Aber wer will schon Rendite, wenn er Reichweite haben kann?

Auch beim Alter der Fahrzeuge spaltet sich das Land in Nostalgie und Neuwagenduft. Im Tessin sind die Autos mit durchschnittlich 8,9 Jahren die jüngsten. Zug folgt dicht dahinter, Freiburg ebenfalls erstaunlich jung unterwegs. Dagegen wirken Bern, Schaffhausen und Appenzell Ausserrhoden wie ein rollendes Automuseum: Dort sind die Fahrzeuge über elf Jahre alt – gut möglich, dass dort mancher Ersatzteilkatalog älter ist als die Smartphone-Betriebssysteme der Halter.

Wer’s nicht über den Preis oder das Baujahr regelt, versucht’s übers Gewicht. Auch hier hat Zug die Nase vorn: fast 1,7 Tonnen bringt das Durchschnittsfahrzeug auf die Waage. Elektroautos? Vielleicht. SUV-Flotten? Wahrscheinlich. Geltungsdrang? Sicher. Schwyz und Graubünden folgen mit über 1,6 Tonnen – was nach Bergregion klingt, aber nach Boulevard aussieht. Auf der Gegenseite: Neuenburg, Tessin und Jura, wo mit knapp 1,5 Tonnen fast schon Diät gefahren wird.

Und dann wäre da noch die Frage nach dem Nutzungsverhalten. Wer fährt sein Auto wirklich – und wer lässt es nur die Einfahrt dekorieren? Die Neuenburger legen im Schnitt über 14’000 Kilometer pro Jahr zurück. Das entspricht 40 Fahrten quer durch die Schweiz. Obwalden, Zug, Freiburg und Waadt sind ähnlich mobil. Und ganz hinten? Genf, Uri und Bern mit rund 12’000 Kilometern – ein Auto haben, aber nicht fahren: das kann man sich offenbar nur in gewissen Gegenden leisten.

Diese Statistik der AXA, die alle versicherten Personenwagen ausser Flottenverträge berücksichtigt, zeigt vor allem eines: Das Auto ist nach wie vor ein Spiegel gesellschaftlicher Unterschiede. Ob teuer oder günstig, neu oder alt, schwer oder leicht – jede Zahl auf dem Tacho sagt mehr über die soziale Topografie der Schweiz aus als so mancher Wahlsonntag. Und am Ende bleibt die Frage: Ist das noch Mobilität – oder schon Statusperformance auf Rädern?

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