Von Dennis Schneider

Die Zahlen erzählen die Szene ohne Zierde: Auf den Hochglanzprospekten lächelt die elektrische Zukunft, im Markt zuckt sie kaum. Seit Jahresbeginn schrumpft der Absatz neuer Personenwagen in der Schweiz und Liechtenstein um 3,4 Prozent – ein Minus, das sich beharrlich hält, als wäre es in Stein gemeisselt. Auch im November dreht sich das Blatt nicht. 19'615 Neuzulassungen, praktisch Punktlandung zum Vorjahr, und doch wirkt alles wie ein Versuch, ein müdes Jahr mit Rabattpflastern zusammenzuhalten.

Die Steckerfahrzeuge? Sie bleiben Zuschauer ihrer eigenen Erfolgserzählung. Zwar holen die batterieelektrischen Modelle im November einen Marktanteil von 24,3 Prozent, Plug-in-Hybride 11,5 Prozent, zusammen 35,8 Prozent. Klingt solide, wirkt aber wie ein höfliches Nicken in Richtung der Roadmap Elektromobilität, deren 50-Prozent-Ziel im Hintergrund wie ein unerfüllbarer Weihnachtswunsch glitzert. Kumuliert liegt der BEV-Anteil bei 21,6 Prozent, PHEV bei 11,2 Prozent – zusammen 32,8 Prozent. Es ist ein Trend, der Stabilität zeigt, aber keine Wende.

Der Funke springt nicht, obwohl die Branche Streichhölzer genug verteilt. Hohe Strompreise, Ladepunkte, die eher metaphorisch als physisch existieren, und fehlende Anreize halten das Publikum auf Distanz. Thomas Rücker, Direktor von auto-schweiz und damit oberster Vertreter der hiesigen Importeursseite, bringt es nüchtern auf den Punkt: «Die Branche hat mobilisiert, was möglich ist – vom breiten Modellangebot bis zu zahlreichen Aktionen. Doch ohne ein funktionierendes Ökosystem Elektromobilität bleibt die Wende zum emissionsarmen Autofahren auf halbem Weg stecken.»Während die reinen Stromer straucheln, legen die Plug-in-Hybride weiter zu. Ihr Novemberanteil wächst gegenüber dem Vorjahr um rund ein Drittel auf 11,5 Prozent. Viele Käufer schätzen die Doppelstrategie aus lokal elektrischem Alltag und der Rückversicherung des Verbrenners für längere Strecken. Ein Kompromiss, gewiss, aber einer, der die CO₂-Bilanz der Flotte messbar drückt.

Bleibt die politische Baustelle, die inzwischen grösser wirkt als jede Absatzkurve. Bei einem Steckeranteil von rund einem Drittel sind die verschärften CO₂-Zielwerte kaum erreichbar, Sanktionen in Millionenhöhe sind vorprogrammiert. Peter Grünenfelder fasst den Stillstand so: «Die Schweiz bremst sich selbst aus. Es kann doch nicht sein, dass sich als schwerfällig verschriene EU lernfähiger zeigt als wir.» Seine Forderungen sind unmissverständlich: Flexiblere CO₂-Regeln, ein Verzicht auf neue Belastungen für E-Mobilität – und die Abschaffung des vierprozentigen Importzolls.

So gleitet das Jahr seinem Ende entgegen, während die Elektromobilität zwischen Anspruch und Wirklichkeit pendelt. Die detaillierten Markenstatistiken folgen später, vielleicht mit neuen Einsichten. Doch vorerst bleibt die Szene, wie sie ist: viel Bewegung auf dem Papier, erstaunlich wenig auf der Strasse.

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