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Jubiläum: Mercedes Ponton feiert den Sechzigsten

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 Mehr Licht mit Hilfe von Bilux-Scheinwerfern: Mercedes-Benz 180 (Baureihe W 120) von 1953.

 

 

 

Die Premiere des heute liebevoll «Ponton-Mercedes» genannten Typ 180 (W 120) im Jahr 1953 ist ein Meilenstein in der Geschichte von Mercedes-Benz. Denn die Oberklasselimousine ist der erste Personenwagen der Stuttgarter mit selbsttragender Carrosserie und zugleich das erste Modell in Pontonform.

 

Der 180 beeindruckte mit dem so genannten Three-Box-Design mit rechteckigem Grundriss, voll integrierten Kotflügeln und klar voneinander abgegrenzten Zonen für Antrieb, Passagierbereich und Kofferraum. Damit hob sich die Carrosserie deutlich von allen Personenwagen ab, die Mercedes direkt nach dem Zweiten Weltkrieg präsentierte. Denn deren Formensprache und Technik beruht noch stark auf Traditionen aus den Dreissiger Jahren.

 

Dagegen wirkt das Ende der Vierziger Jahre in Nordamerika entwickelte und von Mercedes neu interpretierte Ponton-Design frisch und aufgeräumt. Zudem verringerte diese Gestaltung gegenüber früheren Typen den Luftwiderstand, senkte die Windgeräusche und bot einen grösseren Innenraum.

 

Der Ponton hat eine selbsttragende Carrosserie, die fest mit der Rahmen-Boden-Anlage zu einer statischen Einheit verschweisst ist. Das erhöht gegenüber der konventionellen Rahmenbauweise mit aufgesetzter Carrosserie die Verwindungssteifigkeit und senkt das Gewicht. Neu war auch die Aufhängung der an Doppelquerlenkern geführten Vorderräder an einem so genannten Fahrschemel statt direkt am Rahmen.

 

Der U-förmige Achsträger nimmt auch Motor, Getriebe und Lenkung auf, er ist mit Silentblöcken am Rahmenvorderteil geräuscharm gelagert. Die Hinterräder an der bewährten Pendelachse werden nun zusätzlich an weit auseinanderliegenden Längslenkern geführt.

 

Insgesamt resultierten daraus sehr guten Fahreigenschaften – zumindest für die damalige Zeit. So lobte denn auch ein Fachjournalist in seinem Testbericht, dass der Fahrer im Typ 180 «vom ersten Augenblick an bedenkenlos bis an die Grenze seiner durch Motor und Fahrwerk gegebenen Möglichkeiten gehen kann».

 

Dieser erwähnte Motor ist ein Reihenvierzylinder (1767 ccm) mit 52 PS. Ergebnis: 126 km/h Höchstgeschwindigkeit, für den «Sprint» auf 100 km/h vergehen 31 Sekunden.

 

Aus dem Ponton entstand in kurzer Zeit eine ganze Typenfamilie. Die wohl berühmteste Variante ist der 1954 in New York präsentierte und ab 1955 gebaute 190 SL. Dieser Roadster der Baureihe 121 basiert auf der verkürzten Rahmenbodenanlage des Typs 180 und wird von einem 105-PS-Vierzylinder (1897 ccm) angetrieben.

 

Im Ponton-Kleid der 120er-Baureihe kommt zunächst 1954 die Diesel-Variante 180 D, 1956 folgt die Otto-Version 190 der Baureihe 121 mit 75-PS-Vierzylinder (1897 ccm). Von den 180er-Typen unterscheidet sich das neue Modell durch mehr Chromschmuck und grössere Heckleuchten.

 

1957 wird der Typ 180 überarbeitet, die intern als 180 a bezeichnete Version hat nun ebenfalls einen Motor mit 1897 Kubikzentimeter Hubraum (65 PS). 1958 rundet der 190 D als zweites Diesel-Modell die Familie der Ponton-Limousinen der Baureihen 120/121 ab. Sein 50-PS-Motor entsteht aus dem Aggregat des Typs 190.

 

Der 180er setzt 1953 auch Massstäbe für die neuen Oberklasse-Fahrzeuge von Mercedes-Benz, die 1954 auf den Markt kommen. 

 

Denn die Limousinen 220 und 220 S (W 180) sowie 220 SE (W 128) mit Sechszylindermotoren unterscheiden sich vom W 120 äusserlich nur durch einen längeren Radstand (2,82 statt 2,65 Meter), einen grösseren Innenraum und einen längeren Motorvorbau. Der von 1956 an erhältliche 219 (W 105) mit Sechszylinder hat hingegen die kleinere Carrosserie.

 

Der Mercedes-Benz 180 prägt die deutsche Fachsprache der Automobilwelt schon vor seinem Marktstart, denn der W 120 ist der erste Erlkönig überhaupt: Ein Fachmagazin veröffentlicht 1952 ein erstes Bild des 180 und stellt dazu als Text eine Parodie auf Goethes Erlkönig-Ballade, in der die Limousine zu «Daimlers jüngstem Kind» wird. So entsteht der bis heute übliche Begriff Erlkönig für einen Prototypen oder ein offiziell noch nicht präsentiertes Vorserienfahrzeug.

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