Von Dennis Schneider (Text)
In Zürich-Oerlikon riecht es nach Neuanfang und nach ambitioniertem Selbstverständnis. In der Autocity Emil Frey Zürich Nord stehen glänzende Carrosserien im Licht, während Kellner Gläser mit «Zeekr Welcome Drink» reichen. Ein weiteres Marken-Event, ja – aber eines, das zeigen soll, dass auch im gesättigten Schweizer Markt noch Platz für einen neuen Premiumspieler ist. Zeekr, die 2021 gegründete Elektromarke der Geely-Gruppe, feiert ihren offiziellen Einstand – begleitet von viel Technik, glatten Oberflächen und der Überzeugung, dass Design und Software künftig wichtiger sind als der Duft von Benzin.
Lothar Schupet, CEO Zeekr Europe, begrüsst die Gäste mit einem Satz, der in der Automobilbranche längst zum Glaubensbekenntnis geworden ist: «Wir stehen für Performance, Design und Technologie – und für ein neues Verständnis von Mobilität.» Kein Pathos, kein revolutionäres Vokabular – eher das ruhige Selbstbewusstsein einer Marke, die weiss, dass sie das Spiel nicht neu erfindet, aber ernsthaft mitspielen will.
Linus Baumgartner, Brand Director Zeekr Schweiz, spricht von der «europäischen DNA» der Marke. Das klingt zunächst nach Marketing, doch die Fakten stützen den Anspruch: Entworfen im Designzentrum in Göteborg unter Leitung von Stefan Sielaff, produziert in Ningbo, China – das ist Globalisierung in Reinform. Das Ergebnis: drei Modelle, die sich bewusst unterscheiden und doch dieselbe Botschaft transportieren – elektrische Mobilität ohne Verzicht.
Der Zeekr X, das Kompaktmodell, zielt auf urbane Realisten, die lieber fahren als posieren. 4,43 Meter Länge, 69-kWh-Akku, bis zu 446 Kilometer Reichweite – die Zahlen sind solide, die Preise (ab 37’990 Franken) konkurrenzfähig. In der stärksten Version sprintet der X mit Allrad in 3,8 Sekunden auf 100. Ein Statement, aber ohne Aggression. Baumgartner formuliert es nüchtern: «Elektromobilität ist Alltag, kein Experiment.»
Wer mehr Raum, mehr Komfort und mehr Gravitas sucht, landet beim Zeekr 7X. Ein SUV mit 800-Volt-Architektur, 480-kW-Ladeleistung und einer Technikfülle, die selbst Skeptiker beeindruckt. Adaptive Luftfederung, AR-Head-up-Display, elf Kameras und ein automatischer «Window Breaker» – falls man mit dem Elektro-SUV im Wasser landet. Die Ingenieure haben an alles gedacht, inklusive zehn Jahre oder 200’000 Kilometer Garantie. Der Preis: ab 53’990 Franken.
Und dann steht da der Zeekr 001 – der Shooting Brake im Massanzug, wie die Marke ihn nennt. Fast fünf Meter lang, 620 Kilometer Reichweite, wahlweise 544 PS stark. Ein Auto für jene, die keine SUVs mögen, aber auch keine Kompromisse. Der Innenraum: digitalisiert, hell, leise. Das Fahrwerk: europäisch abgestimmt, was in diesem Fall bedeutet – nicht weichgespült, sondern kontrolliert.
Während im Hintergrund der DJ zum Apéro auflegt, wirken die Autos fast wie Skulpturen. Kein revolutionärer Gestus, eher die präzise Selbstinszenierung eines Unternehmens, das zeigen will, dass Elektromobilität längst Premium ist – und Premium längst chinesisch sein kann.
Schupet fasst es am Ende pragmatisch zusammen: «Wir kommen nicht, um zu provozieren. Wir kommen, um zu bleiben.» Kein schlechter Satz für eine Marke, die in Zürich zum ersten Mal gezeigt hat, wie leise Selbstbewusstsein klingen kann.