Carrosserie- und Fahrzeugbau

VSCI-Präsident H.-P. Schneider: «Hysterie bringt jetzt gar nichts!»

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      Die Katerstimmung nach dem Entscheid der Nationalbank ist gross, die Wirtschaft über den Wegfall des Euro-Mindestkurses geschockt. Nicht so der Schweizerische Carrosserieverband (VSCI): Dort relativiert man den Einfluss auf das lokale Gewerbe. Zentralpräsident Hans-Peter Schneider nimmt Stellung zur jüngsten Entwicklung.

       

      Wie hart trifft der Nationalbankentscheid den Dienstleistungssektor? Im Carrosserieverband beschwichtigt man: «Ich denke, dass es für unsere Unternehmer im Reparaturbereich momentan keine grossen Konsequenzen gibt», sagt VSCI-Zentralpräsident Hans-Peter Schneider. Auswirkungen habe die Situation aber voraussichtlich für die Nutzfahrzeugbranche. Einige Verbandsmitglieder würden Seilbahnen oder Busse fertigen. Deren Geschäft hänge teilweise sehr stark vom Export ab, so Schneider: «Sie haben schon vorher unter dem Wechselkurs gelitten.» Diese Firmen müssten sich nun warm anziehen. So wie er aber die Unternehmer kennt, hätten sich diese schon im Vorfeld Gedanken zum nun eingetroffenen Szenario gemacht. Für den VSCI seien daher im Moment keine Massnahmen nötig, man müsse die Entwicklung abwarten. «Es bringt sicher nichts, jetzt in Hysterie zu verfallen, so wie andere das tun», bekräftigt Schneider.

       

      Keine Preissenkungen erwartet
      Schneider glaubt, dass der Franken automatisch abgewertet wird, wenn sich die Situation im Euro-Raum wieder erholt. Bis dahin müsse man beobachten, wie die Nutzfahrzeugbranche reagiere. Dazu werde man die Rückmeldungen der Unternehmen einholen. Es stellt sich auch die Frage, wie sich der höhere Franken auf die Fahrzeug- und Reparaturpreise auswirken wird. Eine mögliche Konsequenz ist, dass bei sinkenden Fahrzeugpreisen ein Unfallwagen schneller als Totalschaden gewertet und nicht mehr repariert wird. Auch sonst glaubt Schneider nicht, dass die Carrosseriebranche von der Situation profitieren könne: «Die Importeure kommen vermutlich mit den Preisen nicht herunter.» Er befürchte, dass die Kosten für Ersatzteile gleich hoch bleiben würden. Ganz ausschliessen will er Preissenkungen aber nicht: «Es wäre natürlich schön, wenn wir zu geringeren Kosten einkaufen könnten. Das würden wir an die Konsumenten weitergeben», verspricht der VSCI-Zentralpräsident.

       

      Der schwache Euro fördert den Einkaufstourismus. Bedroht dieser auch die Carrossiers? Laut Schneider könne es in Grenzregionen vorkommen, dass Kunden nun eher ins Ausland fahren: «Wir haben schon heute die Situation, dass zum Beispiel in der Nordwestschweiz Kunden über die Grenze wechseln.» Trotzdem glaubt er nicht, dass sich das etablieren wird

       

      Schneider führt selbst eine Carrosserie im Kanton Baselland. Der Baselbieter ist Ende des letzten Jahres zum Präsidenten des Weltverbands der Carrossiers gewählt worden. Auch durch diese Tätigkeit fällt ihm der Vergleich zu den europäischen Nachbarn einfach. Nach seiner Erfahrung wollen Schweizer Konsumenten hohe Qualität, es herrsche ein starker Bezug zu den hiesigen Betrieben. Dazu kommt noch etwas: «In der Schweiz profitieren wir von der Situation, dass die Autos von A bis Z versichert sind. Deshalb sind die Konsumenten nicht extrem preissensibel», erklärt Schneider. Die Situation brauche aber intensive Beobachtung, vor allem in den Grenzgebieten. Gemäss Schneider stehen die Unternehmen in der Pflicht: «Jeder Betrieb muss weiterhin einen ausgezeichneten Service bieten. Dann droht auch keine Gefahr.»

       

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