Carrosserie- und Fahrzeugbau

Im Interview: Bruno Moser, VSCI-Aussendienstmitarbeiter

 

Jeder aus der Branche kennt Bruno Moser. Aber nur wenige wissen genau, wie der Berner tickt, welchen beruflichen Werdegang er hat und was er privat tut. Weil er eben nie über sich selbst spricht, sondern immer nur zuhört. «carwing.ch» wollte das ändern und liess den 54-Jährigen für einmal eine knappe Stunde lang reden.


Text und Fotos: Heinz Schneider

Herr Moser, ich will mehr über Sie erfahren. Mit welchem Thema möchten Sie unser Gespräch eröffnen? Privatleben oder Beruf?
Bruno Moser: Das überlasse ich Ihnen. Ich bin für beide Fälle gut vorbereitet.

 

Das sind Sie immer, wie ich aus den vielen Betrieben höre, die Sie unter dem Jahr besuchen. Beginnen wir also mit Ihrem Privatleben. Sie sind verheiratet?
Bruno Moser: Nein, ich lebe mit meiner Partnerin zusammen. Sie ist extrem geduldig und nachsichtig, was ich ihr sehr hoch anrechne. Denn als familienfreundlich kann man meinen Beruf mit den vielen Reisen und den damit verbundenen mehrtägigen Engagements nicht bezeichnen.

 

Und Sie haben einen Sohn.
Bruno Moser: Richtig. Er heisst Patrick, ist 28 Jahre alt und arbeitet als Koch.

 

Vor etwa vier Jahren waren Sie schätzungsweise 12 Kilo schwerer als heute. Wie kommt das?
Bruno Moser: Es sind 15 Kilo, um genau zu sein. Nun, ich habe damals mit Aktivsport begonnen, fahre viel Velo, jogge bei jeder Gelegenheit und gehe sehr gerne «z`Bärg». Zudem bin ich aktives Mitglied bei einem Schützenverein und arbeite dort im Vorstand. Zuvor war ich lange Präsident und Jungschützenleiter.

 

Sie haben eine lange berufliche Karriere als Autolackierer hinter sich. Stimmt das?
Bruno Moser: Ich habe tatsächlich von 1979 bis 1982 die Lehre gemacht – bei der Carrosserie Sturzenegger in Walkringen, das liegt zwischen Bern und Burgdorf. Danach war ich 20 Jahre lang im Betrieb in der Werkstatt tätig, bin zum Werkstattchef aufgestiegen und hab mich in der Lehrlingsausbildung engagiert.

 

Wie kommt es dann, dass Sie soviel von Informatik und Computern verstehen? Es heisst, es gebe in keinem VSCI-Carrosseriebetrieb ein entsprechendes Problem, das der Bruno Moser nicht gelöst hätte.
Bruno Moser: Ich hab mich schon früh intensiv mit Informatik befasst und auch eine Ausbildung als Programmierer gemacht. Die Software-Entwicklung fasziniert mich, mittlerweile beherrsche ich fünf Programmiersprachen, die ich ab und zu anwenden kann. Schliesslich gings dann noch direkt über die Web-Programmierung in eine Webdesign-Ausbildung.

 

Gleichzeitig entnehme ich ihrem Lebenslauf, dass Sie diplomierter Kaufmann sind. Wie kommt das?
Bruno Moser: Tatsächlich bin ich über die Handelsschule ins Kaufmännische eingestiegen, hab dann weitergemacht bis zum diplomierten Kaufmann und das Wirtschaftsdiplom erarbeitet.

 

Ein aussergewöhnlich umfangreich geschnürter Rucksack an Knowhow. Haben Sie das damals je anwenden können?
Bruno Moser: Aber natürlich. Noch während der Handelsschule bekam ich die Möglichkeit geboten, bei der Carrosserie Sturzenegger in die Administration, den Kundendienst und die Geschäftsleitung einzusteigen. Dort habe ich das Gelernte in die Praxis umgesetzt. Zudem war die Firma ein Carrosserie- und Fahrzeugbau-Betrieb. Ich hab also hier in jeder Sparte Erfahrungen sammeln dürfen – bei den Lackierern, Spenglern und Fahrzeugschlossern.

 

2007 haben Sie sich beim VSCI für die ausgeschriebene Stelle als Mitarbeiter des Aussendienstes beworben. Wie verlief das Vorstellungsgespräch?
Bruno Moser: Ich musste nach Chur fahren. Aber wenn ich jetzt so zurückdenke, war das Ganze ein kleines Abenteuer. Es gab kein exaktes Pflichtenheft, und ich wusste deshalb nicht genau, was da alles auf mich zukommen wird. Im Prinzip ging es beim Stellenbeschrieb darum, das Marketing und den Produktverkauf zu stärken und die VSCI-Mitgliederbetriebe zu besuchen. In erster Linie, um die Verbandskommunikation zu verbessern und den Carrossiers mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

 

Der Verband hat rund 600 Mitgliederbetriebe. Wie wurden Sie von all diesen Chefs aufgenommen?
Bruno Moser: Zu 99 Prozent verliefen die ersten persönlichen Kontakte auf freundschaftlicher, aber auch zurückhaltender und abwartender Basis. Ich denke, die meisten wollten zuerst mal sehen, ob der Moser auch wirklich etwas kann. Allerdings: Ganz zum Anfang hat mich einer ziemlich heruntergeputzt und meinte, das fehle ihm jetzt grad noch, dass da einer vorbeikommt und den Polizisten spielen will. Dieses Erlebnis hat mir den ersten Schwung genommen. Aber er blieb glücklicherweise der einzige – und freut sich heute jedes Mal, wenn ich bei ihm vorbeikomme und mir die Zeit für ein Gespräch und einen Kaffee nehme.

 

Sie haben mit ihrem Fachwissen punkten können?
Bruno Moser: Heute ist es tatsächlich so, dass die anfängliche Zurückhaltung oder auch Skepsis mir gegenüber einer vollständigen Akzeptanz gewichen ist. Das freut mich ungemein und dafür bin ich sehr dankbar.

 

Wie ist es möglich, dass Sie jeweils von allen 600 Mitgliedern wissen, was beim letzten Besuch besprochen worden ist?
Bruno Moser: Da hilft mir ein Computerprogramm, das ich selbst entwickelt habe. Ich lege jedes Gespräch in einer Schublade ab. So kann ich jederzeit nachschauen, über was gesprochen wurde und ob allenfalls noch Pendenzen vorhanden sind. Das ist nötig, um effizient arbeiten zu können.

 

Gibt es auch negative Erlebnisse in Ihrer Tätigkeit?
Bruno Moser: Wenn Sie wissen möchten, ob mich schon Mal einer vom Hof gejagt hat, muss ich Sie enttäuschen. Sehr nachdenklich macht mich aber, wenn ein Betrieb schliesst, den ich vielleicht noch selber als Verbandsmitglied angemeldet habe. Das beschäftigt mich jedes Mal sehr. Erstens, weil oftmals eine traurige Geschichte hinter einer Schliessung steht und zweitens, weil damit ein guter Kontakt endgültig zu Ende ist.

 

Was hat Sie besonders berührt im Kontakt mit Ihren «Kunden»?
Bruno Moser: Ein Unternehmen hat Mal eine ganze Schulklasse für eine Betriebsbesichtigung und zum Frage-Antwort-Morgen eingeladen. Der Inhaber fragte mich, ob ich vorbeikommen und den jungen Menschen etwas über die Verbandsarbeit, über meine beruflichen Erfahrungen und die verschiedenen spannenden Aspekte, welche unsere Branche bietet, erzählen würde. Das hat mich extrem gefreut, und natürlich bin ich sehr gerne hingegangen. Der Anlass war ein voller Erfolg.

 

Wo drückt der Schuh meistens bei den Betrieben?
Bruno Moser: Viele Fragen drehen sich ums Marketing, um den optischen Aussenauftritt eines Betriebes oder darum, wie das Auftragsvolumen erhöht werden könnte und wo allenfalls Werbung etwas bringt. Probleme bereiten vielen auch der Computer – da helfe und unterstütze ich gerne.

 

Leisten Sie auch Erste Hilfe, wenn es ums Thema «Top-Ausbildungsbetrieb» geht?
Bruno Moser: Da bieten wir Dienstleistungen, die viele Betriebsinhaber sehr gerne in Anspruch nehmen. Wer sich für «Top-Ausbildungsbetrieb» bewirbt, muss verschiedene Dokumente einreichen. Das ist für manchen eine aufwändige Sache – alleine zum Beispiel schon das schriftliche Zusammenfassen eines Anforderungsprofils für einen Lernenden. Deshalb sitzen wir im Vorfeld zusammen, besprechen das Ganze und bringen es anschliessend gemeinsam zu Papier.

 

Sie gelten in der Branche aber nicht nur als exzellenter Problemlöser, sondern auch als aufmerksamer Zuhörer.
Bruno Moser: Das ist eine der Grundvoraussetzung für meine Arbeit. Nur so kann ich Probleme erkennen und mithelfen, sie zu lösen. Es kann aber durchaus vorkommen, dass mein alleiniges Engagement nicht ausreicht, um zu einem positiven Ergebnis zu kommen. Wenn ich die Situation also haargenau kenne, kann ich sie gezielt in die Geschäftsleitung einbringen. Manchmal brauchts Unterstützung von innen.

 

Ich habe Sie an Wochenenden persönlich an Betriebsanlässen erlebt und dabei gesehen, wie Sie den Firmenbesitzern und Juniorchefs kleine Präsente überreichen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Ihrem Pflichtenheft aufgeführt ist.
Bruno Moser: Das ist eine Geste, die ich gefördert und ausgebaut habe. Die Gelegenheiten dazu ergeben sich meistens dann, wenn ein Betrieb ein Jubiläum feiert oder der Öffentlichkeit seinen Gebäudeumbau präsentieren möchte. Zum Beispiel anlässlich einem «Tag der offenen Tür». Zu diesen Anlässen gehe ich wann immer möglich persönlich vorbei, möchte auf diesem Weg den nötigen Respekt erweisen. Oftmals kommt auch unser Geschäftsführer Thomas Rentsch mit, was übrigens rundum sehr geschätzt wird.

 

Langsam verstehe ich es – Sie sind nicht nur Troubleshooter, Computerfachmann und kaufmännischer Fuchs, sondern auch Bindeglied zwischen Mitglieder und Verband.
Bruno Moser: Genauso sehe ich meine Aufgabe.

 

Das heisst, Ihre nächste Stelle wäre die eines Diplomaten?
Bruno Moser: Da bringen Sie mich auf eine Idee. Erfahrungen in zwischenmenschlichen Bereichen und im Führen von vermittelnden Gesprächen könnte ich jedenfalls mitbringen.

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