Carrosserie- und Fahrzeugbau

Im Portrait: Sandro Sägesser, CH-Meister Carrosseriespengler

 

Von Irene Schneider (Text und Bilder)

Er hat an den Schweizermeisterschaften alle überzeugt und verdient Gold gewonnen. Hinter diesem Erfolg steckt allerdings sehr viel Fleiss und der unpopuläre Entscheid, eine zuvor begonnene Lehre abzubrechen. Aber Sandro Sägesser hat alles richtig gemacht. Portrait.

 

Es ist nicht immer der kürzeste Weg, der Zufriedenheit bringt und zum Erfolg führt. Das weiss Sandro Sägesser, Schweizermeister «Carrosseriespengler/in EFZ», aus eigener Erfahrung. Denn seine Berufswahl nach der Schule im Jahre 2013 bringt ihn nicht direkt in die Carrosseriewerkstatt, sondern in eine Autogarage: Er beginnt die Lehre als Automobilmechatroniker. «Nach sieben Monaten ist mir jedoch bewusst geworden, dass mir das kreative handwerkliche Arbeiten fehlt. Der Reiz, selber etwas zu gestalten, war sehr viel grösser», sagt der 21-Jährige rückblickend. Will heissen: Defekte Teile aus- und neue einbauen war anfangs zwar interessant, verkam jedoch zur Routine. Ein Lehrabbruch, obwohl ihm die Fahrzeugbranche eigentlich sehr gut gefiel, wurde Tatsache.

 

Nach der Schnupperlehre als Carrosseriespengler («Der Beruf hat mich auf Anhieb fasziniert») startet Sandro Sägesser bei der «Carrosserie Gautschi» in Langenthal (BE) die entsprechende Lehre. Und fällt dort mit guten Leistungen auf, gewinnt die Regionalmeisterschaft und macht sich sofort daran, die Lehrabschlussprüfung vorzubereiten. Trotz sehr, sehr guter Abschlussnote ist er mit dem dort Erreichten nicht ganz zufrieden: «Es wäre mehr dringelegen», sagt er selbstkritisch.

 

Im Sommer 2018 erfolgt der Wechsel nach Sissach (BL) in die «Carrosserie Zumbrunn», wo jetzt die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaften in Kazan (RU) auf Hochtouren laufen. Das hat Konsequenzen: Sein Hobby – ein Puch Maxi S, mit dem er im «Mofa-Cup» Rennen bestreitet – muss zur Seite geschoben werden. Dafür ist Training angesagt – unter Federführung der erfahrenen Chefexpertin Diana Schluep. Mit ihr ist Sandro regelmässig im Kontakt: Sie legt den Trainingsplan fest, analysiert, unterstützt, unterrichtet. Viel Support gibts darüber hinaus vom Arbeitgeber – angefangen beim gesamten Team über Chef Thomas Zumbrunn (er hat alle Kunden, Bekannten und Geschäftspartner in einem Brief über Sandros Schweizermeistertitel informiert) bis zu dessen Sohn Heiko (Genau, das ist der, der 2017 als Vizeweltmeister aus Abu Dhabi zurückgekehrt ist).

 

«Heikos Wille, etwas unbedingt zu erreichen und das konsequent umzusetzen, beeindruckt mich enorm», sagt Sägesser. Zudem hilft der Vizeweltmeister seinem jüngeren Berufskollegen beim Erkennen von Schwächen: «Im Hinblick auf die WM ein sehr wichtiger Punkt, der meine Schlagkraft verbessert. Genauso wie in den Töffrennen: Nur wenn alle Kleinigkeiten zusammenpassen, gelingt der ultimative Superlauf.» Damit schliesslich auch an den «World Skills» alles passt, hat Heiko Zumbrunn einen selbst konstruierten Werkzeug-Boy umstrukturiert und den Handgriffen des WM-Teilnehmers angepasst. «Der Boy ist meine eigene kleine Werkstatt, jedes Werkzeug sitzt am richtigen Platz», schwärmt Sägesser.

 

Unterstützung an der WM gibts übrigens direkt vor Ort auch von der Familie und Freundin Chantal. «Sie sind ein wichtiger Mosaikstein in meinem gedanklichen WM-Bild, in dem ich eine Prüfungsarbeit abliefere, die vor allem mich zufrieden macht». Eine Haltung, die genau dem Charakter des ehrgeizigen und zielorientierten, aber auch selbstkritischen und bescheidenen jungen Mannes entspricht.

 

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