Carrosserie- und Fahrzeugbau

Regiomeisterschaft: So wurde in der Region 4 gekämpft, Teil 4

 

Wettbewerbsstress in der «Schweizerischen Technischen Fachschule Winterthur»: 18 junge Carrossiers aus der Region «Nordostschweiz» sind kürzlich gegeneinander angetreten, um die Meisterinnen und Meister der drei Berufsgruppen zu bestimmen. Wir haben mit den jeweils drei Erst- und drei Zweitplatzierten gleich nach dem Wettbewerb ein Kurz-Interview geführt.

 

Peer Hanke, Fahrzeugschlosser EFZ, 2. Rang

Wie haben Sie den heutigen Tag erlebt?
Er war stressig, vor allem der Morgen. Und ich war nervös, was sich erst gegen Nachmittag gelöst hat. Zum Schluss kam nochmals Hektik auf – einerseits wegen dem Zeitdruck, andererseits ging es mir darum, nochmals abzuchecken, ob ich alle Kriterien wie gefordert habe einhalten können.

 

Gibt es einen Arbeitsprozess, den Sie so richtig verhauen haben?
Das Richten des Chassis ist nicht optimal gelungen. Da brauchte es zwei Anläufe. Die Bodenplatte war schon drin, da habe ich sie nochmals entfernt und ein weiteres Mal gerichtet. Der Rest war okay.

 

So wie es den Anschein macht, haben Sie die Schweissnähte sehr gut hinbekommen. Stimmt der Eindruck?
Vor dem Schweissen hatte ich im Vorfeld grossen Respekt. Ich befürchtete, dass die Hände plötzlich zu zittern anfangen würden. Aber nichts dergleichen geschah, es lief optimal.

 

Um es auf den Punkt zu bringen: Haben Sie den ersten Platz verloren oder den zweiten gewonnen?
Ich denk, wenn man meine über den ganzen Tag abgelieferte Leistung zum Massstab nimmt, habe ich gewonnen. Ich freue mich über die Silbermedaille und nehme sie sehr gerne mit nach Hause.

 

Gabriel Bachmann, Fahrzeugschlosser EFZ, 1. Rang

Sie wirken locker. War das auch vor Wettbewerbsbeginn so?
Eigentlich schon, ich war gut vorbereitet, habe mein Arbeitspensum mit überwiegend positiven Gefühlen in Angriff genommen.

 

Sie mussten den ganzen Tag über nirgendwo und nirgendwann zaubern?
Nein, musste ich nicht. Das kann ich wirklich mit Überzeugung sagen. Ich habe ruhig und konzentriert durchgearbeitet – nicht perfekt, aber ohne Hektik und grössere Probleme.

 

Wie war das Gefühl nach dem Schlusspfiff? Haben Sie auf eine Medaille gehofft?
Gehofft schon, aber da darf man sich nie sicher sein.

 

Sie sind direkt für die Schweizermeisterschaft qualifiziert. Erhalten Sie Unterstützung vom Betrieb?
Ich meine, da wird es keine Probleme geben.

 

Gian-Luca Mezzadri, Carrosseriespengler EFZ, 2. Rang

Gratulation zur Silbermedaille. Wie glücklich sind Sie über den zweiten Rang?
Wenn man mir das vor zwei Wochen angeboten hätte, hätte ich sofort zugepackt. Ich habe das wirklich nicht so erwartet, schliesslich sind alle gut, die heute dabei waren.

 

Sie haben nicht mit einem Spitzenplatz spekuliert?
Nein, nie. Für mich persönlich habe ich den heutigen Tag als Vorbereitung für die Lehrabschlussprüfung gesehen. So quasi als Test, wie es sich anfühlt, unter grossem Prüfungsdruck zu agieren.


Wenn Sie Detailkritik üben müssten – was ist Ihnen misslungen?
Nichts. Aber ich war nirgends hundertprozentig zufrieden. Es gab in jeder Disziplin das eine oder andere Detail, das ich besser hätte machen wollen. Trotzdem: Zum Schluss ist alles aufgegangen. Und nur das zählt.

 

Stichwort Schweizermeisterschaft und WM – welche Bedeutung hat das für Sie?
Bei den Swiss Skills bin ich dabei. Wenn man das darf, sollte man das annehmen. Hinsichtlich WM bin ich mir nicht sicher. Der Trainingsaufwand ist enorm, und weite Auslandreisen sind auch nicht unbedingt mein Ding.

 

Safir Abdi, Carrosseriespengler EFZ, 1. Rang

Sie haben Ihre guten Resultate in den Trainings nun mit dem Titel des Regionalmeisters bestätigt. Die logische Folge?
Ich habe das auf keinen Fall so erwartet.

 

Aber der Start in den Wettbewerb ist Ihnen doch gut gelungen.
Das mag von aussen so gewirkt haben. Gegen Mittag waren die Experten an meinem Platz, haben die Arbeiten geprüft. Ich war der Meinung, ein paar kritische Bemerkungen gehört zu haben, was mich verunsicherte. Mein plötzlicher Gedanke war: «Das ist es gewesen, jetzt reicht es höchstens noch für Rang fünf oder sechs.»

 

Aber man darf den Safir Abdi auf keinen Fall abschreiben, oder?
Am Nachmittag ist es mir gelungen, mich sehr gut zu organisieren und verschiedene Arbeitsgänge miteinander zu verknüpfen. Das hat geholfen, den Zeitstress abzubauen.

 

Wie haben Sie Ihr Endprodukt nach dem Schlusspfiff selber eingeschätzt?
Ich war zufrieden – und überzeugt davon, eine ansprechende Arbeit abgeliefert zu haben. Aber im Moment ist es für mich noch etwas schwierig, die Experten zu «lesen» und abzuschätzen, wo sie genau hinschauen und wieviele Abzüge sie machen. Rangmässig war drum für mich alles möglich.


Valentina Kasper, Carrosserielackiererin EFZ, 1. Rang

Gratulation, Sie sind Regionalmeisterin. Ich gehe davon aus, dass für Sie alles rund lief.
Nun ja, grad so rund war das nicht. Um es mal salopp auszudrücken, ist sogar einiges in die Hose gegangen. Aber ich denk, das war bei den anderen Kandidatinnen und Kandidaten ebenso der Fall, drum reichte es zum Schluss doch noch zur Goldmedaille.

 

Das Ausspritzen des Stossfängers ist einigen Teilnehmenden nicht optimal gelungen. Wie war das bei Ihnen?
Ich kenne das Produkt nicht, drum gab es gewisse Hürden zu überwinden. Und wie immer in solchen Fällen läuft einem dann auch noch die Zeit weg. Mit dem Resultat, dass das Einbrennen nicht richtig geklappt hat.

 

Wie sind Sie in den Wettbewerb gestartet?
Ich freute mich extrem auf den heutigen Tag, bin aber zusehends nervöser geworden. Vielleicht auch deshalb, weil ich plötzlich daran gezweifelt habe, ob ich mich gut genug vorbereitet habe für einen Wettbewerb wie diesen.

 

Ziehen Sie Konsequenzen daraus?
Unbedingt. Ich werde im Hinblick auf die Schweizermeisterschaft besser und gezielter trainieren. Die Ansprüche werden automatisch höher – auch jene, die ich an mich selber stellen werde.

 

Als Schweizermeisterin wären Sie für die WM klassiert. Ein Thema für Sie?
Ich hoffe, dass das zum Thema werden kann. Diesen Wunsch haben sicherlich alle, die heute hier sind. Ich würde diese Chance nie an mir vorbeigehen lassen, die kommt nur einmal im Leben.

 

Larissa Dos Santos Simoes, Carrosserielackiererin EFZ, 2. Rang

Ich gratuliere zur Silbermedaille. Am Morgen machte es gar den Anschein, als würde das Ganze ein einziger Durchmarsch für Sie sein.
Das stimmt, ich hatte beinahe eine Stunde Vorsprung.

 

Nach dem Mittagessen waren sie zeitlich ebenfalls sehr gut unterwegs. Dann kam das verflixte Dekor.
Als wir weiss abdecken mussten im Orange-Farbton, habe ich einige Böcke geschossen. Ich musste etwa drei Anläufe nehmen, bis alles gut herausgekommen ist.

 

Waren Sie nervös?
Zum Glück weniger als ich befürchtet habe.

 

Sie vermitteln den Eindruck, dass heute ein sehr guter Tag ist für Sie.
Er war sogar genial. Auch wenn ich den achten Platz erreicht hätte würde ich mich als Siegerin fühlen. Ich durfte kostbare Erfahrungen sammeln, was nicht jedem vergönnt ist. Und diese Erfahrungen werden mir bei der Lehrabschlussprüfung helfen.

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