Carrosserie- und Fahrzeugbau

Neue Serie: «Vorwärtskommen – Berufsleute mit Biss + Ziel»

 

Wer in der Carrosseriebranche vorwärtskommen will, hat allerbeste Chancen. Denn hier wird Aus- und Weiterbildung GROSS geschrieben, die Möglichkeiten sind umfassend – egal, ob man sich werkstattseitig nach oben orientieren möchte oder der Plan steht, später einmal einen Betrieb zu führen oder zu übernehmen. Wohin ihr eigener Weg bereits geführt hat oder wohin er noch weisen wird, das erzählen einige Interviewpartner in unserer Serie «Vorwärtskommen».

 

Heute: Bettina Brändle (41), Aarau, Autolackiererin EFZ

Frau Brändle, Sie haben 1996 bei der City Garage in Wil (SG) die Lehre als Autolackiererin begonnen. War das Ihr Traumberuf?
Bettina Brändle: ich muss ehrlich gestehen, dass ich ihn nicht kannte. Ich wollte kreativ und handwerklich tätig sein. Nachdem ich dort eine Woche geschnuppert habe, war ich so begeistert und wusste: Das ist das, was ich machen möchte.

 

Was hat Sie am meisten daran fasziniert?
Bettina Brändle: Es war dieses Zusammenspiel von Handwerk und Kreativität.

 

Welche Rolle spielten bei Ihrer Wahl die Berufsberater oder Berufsmessen?
Bettina Brändle: Die Berufsberatung gab mir den Tipp. Dass ich mich dann für diesen Beruf entschieden habe, wurde sehr von meinem zukünftigen Lehrmeister geprägt. Er hat mir beim Schnuppern alle Facetten des Berufs gezeigt, damit ich mir ein sehr gutes Bild machen konnte.

 

Sie gelten als sehr diszipliniert und zielorientiert. Hatten sie schon während der Lehrzeit konkrete Pläne für Weiterbildungen in der Carrosseriebranche?
Bettina Brändle: Für mich war schnell klar wie meine Pläne für die Zukunft aussehen. Vorgesehen war, dass ich einige Jahre auf dem Beruf arbeite und dann die Weiterbildung machen werde. Mit dem Ziel, später Berufsschullehrerin zu werden. Ich fand das Zusammenspiel von Theorie und Praxis sehr spannend.

 

Leider ist dann alles anders gekommen, Sie haben Ihren erlernten Beruf wegen einer Allergie aufgeben müssen. Welche Gedanken gingen Ihnen damals durch den Kopf?
Bettina Brändle: Innerlich ist für mich eine Welt zusammengebrochen – am Anfang wusste ich nicht, wo mir der Kopf steht. Auf der einen Seite war da der Beruf, der mich ausfüllte, auf der anderen Seite aber mein Körper, der sehr rebellierte.

 

Haben Sie Hilfe von aussen bekommen für die berufliche Weiterentwicklung?
Bettina Brändle: Dazumal war es etwas schwierig. Oder besser gesagt, ich war kein einfacher Fall für die Ärzte. Nicht alle Symptome konnte man direkt der Allergie zuordnen. Ich habe mich dann entschieden, meinen eigenen Weg zu gehen.

 

Allergien, die erst während der Berufsausübung feststellbar sind, sind keine Seltenheit und können Berufstätige in grosse Schwierigkeiten bringen. Welche Empfehlungen und Tipps würden Sie als Direktbetroffene weitergeben wollen?
Bettina Brändle: Nicht den Kopf in den Sand stecken und nach vorne schauen. Heutzutage sind die Hilfsangebote sehr gut aufgebaut und die Unterstützung der verschiedenen Institutionen ist viel besser geworden.

 

Ab 2001 haben Sie in verschiedenen Berufsfeldern und Branchen gearbeitet. So zum Beispiel in der Qualitätssicherung, im Verkauf, als Gartenarbeiterin oder auch in einem Café als stellvertretende Geschäftsführerin.
Bettina Brändle: Ich denke, ich war auf der Suche nach mir selbst und dem, was mir beruflich am meisten zusagt. Zudem fand ich es spannend und eine Bereicherung für mich, dass ich diese verschiedenen Berufsfelder ausüben konnte.

 

Welche persönlichen, menschlichen oder auch beruflichen Erfahrungen haben Sie aus diesen verschiedenen Tätigkeiten mitgenommen?
Bettina Brändle: Dass es immer einen Weg gibt und auch ungeahnte Talente plötzlich zum Vorschein kommen können. Ich habe alle Tätigkeiten mit viel Engagement und Freude ausgeführt. Das wichtigste, was ich daraus gelernt habe, ist aber: Man wächst an seinen Aufgaben.

 

Ab 2006 waren Sie bei einem Lieferanten für Autozubehör als Produkt Managerin für die Schweiz, Österreich und Spanien tätig. War dies so etwas wie ein Heimkommen in die Automobilbranche?
Bettina Brändle: Ich sah es als Chance für mich. Die Autobranche und die Produkte waren mir nicht fremd. Es war aber noch nicht ganz ein Heimkommen. Ich habe dann eine Weiterbildung mit Schwerpunkt Projektorganisation gemacht, weil ich für mich selbst nicht stehen bleiben wollte.

 

Gleichzeitig haben Sie bei diesem Arbeitgeber die Praxisausbildung der Lernenden im Bereich Einkauf verantwortet. Fassten Sie damals den Entschluss, sich künftig für die Grundbildung von jungen Berufsleuten einzusetzen?
Bettina Brändle: Ich fand die Arbeit mit den Lernenden immer sehr spannend und wir haben gegenseitig voneinander profitiert. Es war sehr interessant mal den Blickwinkel auf andere Dinge zu fokussieren. Zudem merkte ich, dass mir die Arbeit mit den Jungen Berufsleuten sehr viel Spass macht.

 

Das tut es mit Bestimmtheit auch jetzt noch, denn Ihre heutige Tätigkeit als «Projektverantwortliche Grundbildung» beim Schweizerischen Carrosserieverband «carrosserie suisse» hat mit jungen Menschen und Weiterbildung zu tun.
Bettina Brändle: Definitiv. Es hat jedoch nicht nur mit jungen Menschen zu tun. Das spannende an meiner jetzigen Tätigkeit ist, die Vielseitigkeit und die Bandbreite.

 

Begonnen haben Sie die Stelle beim Verband im Jahre 2011 als «Assistentin Berufsbildung». Was hat Sie damals bewogen, in ihr ursprüngliches «Berufsfeld» zurückzukehren?
Bettina Brändle: Als ich das Stelleninserat sah, wusste ich sofort: Das ist das, was ich machen will. Ich wollte wieder in die Branche zurück, die mich in jungen Jahren sehr fasziniert hat. Ich denke, jetzt bin ich heimgekommen.

 

Wir kommen zur obligatorischen Schlussfrage: Wenn Sie einem Schulabgänger oder einer Schulabgängerin erklären müssten, warum er oder sie einen Beruf in der Carrosseriebranche wählen soll – was würden Sie sagen?
Bettina Brändle: Es sind spannende, abwechslungsreiche Berufe. Die Technologie ist im Wandel und gute Handwerker sind immer gefragt. Liebt man Herausforderungen, dann sollte man einen unserer Berufe lernen, den jeder zu behebende Schaden ist individuell zu bearbeiten.

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