Carrosserie- und Fahrzeugbau

Toll: Falcone restauriert Bähnli für Verein «Pro Birsigthalbahn»

 

Enthusiasten und Idealisten braucht das Land. Sowieso in Zeiten wie heute. Ein diesbezüglich vorbildliches Beispiel ist der Verein «Pro Birsigthalbahn», der am 8. Juli 2009 gegründet wurde. Seine Mitglieder haben es sich nämlich zum Ziel gesetzt, mit viel Engagement und Restaurationsarbeiten die Birsigthalbahn am Leben zu erhalten, die ab 1887 durch das Leimental dampfte – von der Steinentorstrasse in Basel bis nach Therwil (BL). Später erreichte das «blaue Bähnli» ab «Basel Heuwaage» auch Flüh (SO), und 1910 schliesslich via Leymen (F) sogar noch Rodersdorf (SO). Es gehört, darüber sind sich echte Leimentaler einig, zum Tal wie der Birsig – ein etwa 20 Kilometer langer linker Nebenfluss des Rheins, in den er mitten in der Stadt Basel mündet. Viele Leimentaler sagen heute noch, sie gehen «aufs Bähnli», obwohl sie das Drämmli meinen.

 

Um verstehen zu können, wie traditionsreich die Lokomotiven und Anhänger der Birsigthalbahn sind, blenden wir in der Geschichte kurz zurück. Im Jahre 1887 wird ihre Strecke von der Heuwaage nach Therwil eröffnet. Gefahren wird in den Dörfern mit Tempo 12 km/h, ausserorts sind 25 km/h erlaubt. Die Bahn wird von 200 Arbeitern benutzt, zudem für den Milch- und Eistransport. Lustige Geschichte am Rande: 1897 gilts ernst für regelbrechende Passagiere: Wer während der Fahrt auf oder vom Zug springt, wird gebüsst.

 

1974 schlägt eine folgenschwere Stunde für die Birsigthalbahn: Sie fusioniert unter anderem zusammen mit der Birseckbahn zur Baselland Transport (BLT). 1984 werden ihre beidseitig besteigbaren, blau-weissen Fahrzeuge durch gelbe Trams ersetzt. Damit beginnt die unglaubliche Odyssee für einige der blauen Fahrzeuge: Der Motorwagen ABe 4/4 7, die Anhänger B 52 und B 54 sowie der Güterwagen X 202 gehen vorerst an den «Tramclub Basel» (TCB) über, der sie provisorisch «parkiert» und teilweise renoviert. Acht Jahre später kommen die Wagen in ein elsässisches Freilichtmuseum, wo sie in einen Dornröschenschlaf verfallen.

 

Der historischen Bedeutung der Wagen bewusst, bemüht sich der Verein Pro Birsigthalbahn seit seiner Gründung, die Wagen in ihre alte Heimat zurückzuholen. Es braucht einen grossen Effort, bis es im Herbst 2012 so weit ist: Neben der Geldbeschaffung für den Transport aus dem Elsass war das Zusammenspiel von Behörden, Museum, Spediteur und der Baselland Transport AG zu koordinieren. Übrigens: Letztere hat dem «Verein Pro BTB» am 1. Oktober 2018 die Remise in Rodersdorf zur Verfügung gestellt. Dort richtet der Verein ein Museum ein, das die Geschichte der BTB bis 1984 aufzeigt. Zu einem späteren Zeitpunkt wird der 1966 erstellte Anbau zurückgebaut und die Remise soll im klassischen Sundgauer-Baustil im neuen alten Glanz erscheinen.

 

2019 wurde zudem ein Motorwagen aus der 1966er-Fahrzeugbeschaffung – welche 1984 bei der Umstellung nach Aigle zur AOMC (heute tpc) abgegeben – ins Leimental zurückgeholt. Die tpc erhielt neues Rollmaterial – höchste Zeit für den Verein «Pro BTB», den Motorwagen «Abe 4/4 Nr. 12» zu sichern. Via Bulle (dort bei der TPF in den Originalfarben Blau-Weiss gespritzt), gelangte das Fahrzeug schliesslich in seine ehemalige Heimat zurück. Übrigens: Seit 2020 erstrahlt der Motorwagen Nr. 7 im neuen Glanz. carwing.ch wird in Kürze über die Restaurierung berichten.

 

Im Frühling 2021 geht es nun los mit den letzten Restaurierungsarbeiten: Der 1926 auf die Räder gestellte «Anhänger B4, Nummer 52» soll in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Als erstes werden seine blauen Bleche und Kleinteile vom Verein «Pro Birsigthalbahn» demontiert und gekennzeichnet. Dann geht’s damit nach Bättwil SO – und zwar zum Sandstrahlen zur Firma «Brodbeck & Achermann». Anschliessend werden die behandelten und entrosteten Teile zum Carrosserie- und Lackierspezialisten «Falcone» nach Biel-Benken (BL) gebracht, wo sie grundiert und lackiert werden. Das Chassis erhält eine Trockeneis-Behandlung von der Firma «Orth & Schöpflin» aus Birsfelden (BL). Der obere weisse Teil von «Anhänger B 52» wird zusammen mit den Fensterrahmen ebenfalls vom Verein «Pro Birsigthalbahn» entrostet und von der Firma «Falcone» lackiert. Klappt alles wie geplant, wird carwing.ch den wieder auferstandenen «Anhänger B4, Nummer 52» in etwa einem Jahr in seiner ganzen Pracht abbilden.

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