Carrosserie- und Fahrzeugbau

Serie: Mein erstes Auto

 

Egal, wie lange es her ist, von welcher Marke es stammte und in welchem Zustand es damals war: Sein erstes Automobil vergisst keiner, jeder und jede erinnert sich besonders gerne daran. Oftmals auch mit etwas Wehmut. Wir haben bekannte Profis aus der Carrosserie- und Fahrzeugbranche zu einer Zeitreise in die automobile Vergangenheit eingeladen und sie zu ihrem emotionalen Erlebnis des ersten Fahrzeugbesitzes befragt.

Heute: Peter Moser (54), Bereichsleiter Automotive, Gyso AG

 

Herr Moser, ich stelle mir jeweils vor, was für ein erstes Auto mein Interviewpartner gehabt haben könnte. Was war es bei Ihnen? Komfortlimousine oder Sportwagen?
Peter Moser: Von beidem etwas. Ich startete meine automobile Laufbahn 1985 mit einem Mitsubishi Lancer 2000 Turbo. Ein tolles Auto, mit dreifarbiger Speziallackierung und Jahrgang 1982.

 

Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Peter Moser: Nur gute – sie werden mir mein ganzes Leben bleiben. Deshalb lagere ich nach fast vierzig Jahren immer noch ein gerahmtes Foto im Keller in der «Foreverkiste». Ich habe sie für unser Gespräch gerne wieder einmal geöffnet.

 

Was für «Bilder» haben Sie sonst noch aus der Kiste gegraben?
Peter Moser: Durchwegs nur gute. Im Frühling 1985 bestand ich die Fahrprüfung. Damit konnte ein jahrelanger Traum in die Wirklichkeit umgesetzt werden – der Kauf des ersten Autos. Es musste auf jeden Fall sportlich sein. Ich war immer ein Autofan, arbeitete schliesslich schon damals in der Branche. Für den Kauf eines Neuwagens war das Budget zu klein, darum entschied ich mich für den Gebrauchtwagen für 10 800 Franken. Für meine damaligen Verhältnisse eine Riesensumme.

 

Warum gerade dieses Auto?
Peter Moser: Eigentlich war es Zufall. Als junger Mann hatte ich damals kein spezielles Auto oder keine bestimmte Marke im Fokus. Von einem Mercedes träumte ich natürlich schon – aber das sollte noch einige Jahre so bleiben.

 

Wie sind Sie an das Auto herangekommen?
Peter Moser: Mein Onkel war bei einem Autohändler angestellt, und ich habe ihn kontaktiert. Er zeigte mir ein paar Autos. Und da stand dieser Lancer 2000 Turbo – es war Liebe auf den ersten Blick. Der Onkel hatte ein wenig Bedenken, seinem Neffen und frisch gebackenen Junglenker ein derart schnelles Auto zu verkaufen. Aber ich wusste ab der ersten Fahrminute Bescheid über die Gefahr von 170 PS – und hielt die hormongesteuerten Momente junger Männer stets unter Kontrolle.

 

Hat der Mitsubishi Sie Mal im Stich gelassen?
Peter Moser: Nur einmal, aber das war mein Fehler. Nach dem Besuch des Genfer Automobilsalons bemerkte ich so gegen 16 Uhr – auf der Autobahn zwischen Genf und Lausanne – den Diebstahl meines Portemonnaies. Und weil ein Unglück selten alleine kommt, war natürlich auch beinahe kein Benzin mehr im Tank. Etwa 50 Meter vor der Ausfahrt Morges blieb ich stehen, eilte zu Fuss zur nahegelegenen Tankstelle. Mit einem «Zwänzgernötli», das in der Hosentasche steckte, kaufte ich noch ein paar Liter. Die reichten aber nie bis nach Hause. Also fuhr ich nach Fribourg, wo ein Freund von mir wohnte. Aber Sie ahnen es: Er war nicht zuhause. Und Handys gabs damals noch keine. Also hab ich gewartet. Bis um 22 Uhr, da traf er endlich ein und lieh mir Geld. Der Gipfel der Geschichte passierte am darauffolgenden Tag im Autoshop, in dem ich damals arbeitete: Ein Bekannter kam vorbei und fragte, ob ich eine Panne gehabt hätte. «Ich sah beim Vorbeifahren dein Auto in der Nähe von Genf auf dem Pannenstreifen stehen», sagte er. Er hätte mir die mühsame Odyssee ersparen können, mit einem kurzen Stopp. Ich war in dem Moment sehr ungehalten, heute lache ich darüber.

 

Wie lange haben Sie den Mitsubishi besessen?
Peter Moser: Fast sieben Jahre. Unzähliges Zubehör wurde über die Jahre hinweg ins Auto verbaut, so wie es sich für einen jungen Angestellten eines Autoshops gehört. Der Lancer war ein Hingucker – zum Schluss aber war sein Chassis derart durchgerostet, dass er auf der Fahrzeugkontrolle keine Chance mehr bekommen hat. Ich verkaufte ihn dann für ein paar hundert Franken an einen Mitsubishi-Händler.

 

Wie gut war der Kauf mit etwas Abstand betrachtet? Auf einer Skala von 1 bis 10?
Peter Moser: Es war ein Topkauf. Wenig Reparaturen, viel Fahrspass – selbst bei einem Tachostand von 175 000 Kilometern. Bis zum Schluss blieb der erste Turbolader verbaut, obwohl man damals sagte, dass der höchstens 80 000 Kilometer hält. Mein Lancer verdient sich eine 9.

 

Wer war der Nachfolger?
Peter Moser: Ein Opel Vectra. Mittlerweile als Familie mit Kindern war die Anforderung eines schnellen und sportlichen Autos in den Hintergrund gerückt.

 

Was fahren Sie heute?
Peter Moser: Seit nunmehr 24 Jahren Mercedes. Ja, da bin ich richtig Fan geworden. Mein Vater hat mich wohl mit dem Sterne-Virus angesteckt – er fuhr in meiner Jugendzeit einen 350 SE mit acht Zylindern und der internen Bezeichnung W116. In den letzten Jahren besass ich einige Modelle, momentan haben wir ein Coupé, da die Kinder ausgeflogen sind. Geschäftlich darf ich ebenfalls meine Traummarke fahren.

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