Carrosserie- und Fahrzeugbau

Serie: Mein erstes Auto

 

Egal, wie lange es her ist, von welcher Marke es stammte und in welchem Zustand es damals war: Sein erstes Automobil vergisst keiner, jeder und jede erinnert sich besonders gerne daran. Oftmals auch mit etwas Wehmut. Wir haben bekannte Profis aus der Carrosserie- und Fahrzeugbranche zu einer Zeitreise in die automobile Vergangenheit eingeladen und sie zu ihrem emotionalen Erlebnis des ersten Fahrzeugbesitzes befragt.

 

Heute: Hans Aeschlimann (70), Gründer und Verwaltungsratsmitglied Carrosserie Aeschlimann AG, Dällikon ZH

 

Herr Aeschlimann, Sie sind Carrossier durch und durch. Ich stelle mir also vor, Ihr erstes Auto war insofern ein Gelegenheitskauf, als es nach den heilenden Händen eines Profis verlangte.
Hans Aeschlimann: Es war ein schwarzer Mercedes 170 mit Faltdach und Jahrgang 1961. Und ja, sie haben recht: Er hatte einen kleinen Heckschaden.

 

Warum gerade dieses Auto? Ein Herzenswunsch?
Hans Aeschlimann: Nein, Zufall. Das war 1968. Der Benz wurde im Restaurant Glanzenburg in Geroldswil am runden Tisch angeboten. Für nur 400 Franken. Ich habe sofort zugegriffen – obwohl ich noch nicht einmal im Besitz des Fahrausweises war. Den bekam ich erst im Dezember 1968.

 

Der Stammtisch als Verhandlungsort – wie kam das?
Hans Aeschlimann: Ich war damals im 4. Lehrjahr als Carrosseriespengler bei der Carrosserie Kurt Meyer in Schlieren. Auf dem Heimweg lag das Restaurant. Wenn ich dort mit meinem Töffli vorbeifuhr – ein Sachs mit zwei Gängen – bin ich manchmal auf ein Feierabendbier eingekehrt. So platzte ich in die Verhandlungen rein. Den Verkaufspreis von 400 Franken habe ich mir mit meinem damaligen Lehrlingslohn von 280 Franken pro Monat gerademal so leisten können.

 

Ein Mercedes – wie wurde das 1968 von den Gleichaltrigen aufgenommen?
Hans Aeschlimann: Durchwegs positiv. Es hatte ja auch keiner einen Mercedes – erst recht nicht mit Faltdach. Wir sind auch bei den jungen Damen sehr gut angekommen, mein Benz und ich. Es gab einige Anfragen für eine Spritztour. Im Übrigen war der 170er noch ein Auto, das ohne grosse Elektronik lief. Ich habe mich auf seine einfache Technik immer verlassen können.

 

Wie lange war er in Ihrem Besitz?
Hans Aeschlimann: Nur etwa ein halbes Jahr. Dann habe ich ihn verkauft und einen Vauxhall Kombi und einen Glas 1700 erworben – damals eines der modernsten Fahrzeuge überhaupt. Seine Technik wurde später von BMW übernommen.

 

Wie gut war der Kauf im Nachhinein gesehen? Hat er sich gelohnt?
Hans Aeschlimann: Unbedingt. Okay, lange war der Benz ja nicht mein Eigentum. Aber die anfallenden Reparaturen führte ich alle selber aus, die einfache Technik liess das durchaus zu. Ich habe damals viele Autos gekauft und wieder verkauft, denn irgendwie musste ich ja Geld verdienen, um am 1. August 1971 meine «Carrosserie Aeschlimann» in Zürich-Höngg gründen zu können.

 

Was fahren Sie heute?
Hans Aeschlimann: Porsche – ein Diesel Junior Traktor für Feld- und Waldarbeiten. Ich bin als Bauernsohn aufgewachsen und habe auf dem Hof viel mitgeholfen. Das steckt noch immer in mir. Für die Strasse nehme ich einen Mercedes GLC 63s AMG – mit ihm lege ich jährlich etwa 15 000 bis 20 000 Kilometer zurück. Die meisten für Fahrten nach Berlin – ich besuche dort jeweils meinen Carrosseriebetrieb, den ich 1992 gegründet habe.

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