Carrosserie- und Fahrzeugbau

Serie: Mein erstes Auto

 

Egal, wie lange es her ist, von welcher Marke es stammte und in welchem Zustand es damals war: Sein erstes Automobil vergisst keiner, jeder und jede erinnert sich besonders gerne daran. Oftmals auch mit etwas Wehmut. Wir haben bekannte Profis aus der Carrosserie- und Fahrzeugbranche zu einer Zeitreise in die automobile Vergangenheit eingeladen und sie zu ihrem emotionalen Erlebnis des ersten Fahrzeugbesitzes befragt.

 

Heute: Felix Pohl (75) VSCI-Direktor 1990 bis 2012, seither Sekretariat Ausbildungsverbund NOS

 

Herr Pohl, Sie haben mir früher mal die Geschichte von Ihrem ersten Auto erzählt. Ich kann sie immer noch kaum glauben. Stimmt sie wirklich?
Felix Pohl: Aber natürlich. Es gibt keinen Grund, etwas hinzu zu dichten oder auszuschmücken. Das alles hat sich genauso zugetragen. Soll ich die Story nochmals erzählen?

 

Aber hallo, auf jeden Fall. Doch wir gehen der Reihe nach. Verraten Sie uns zum Einstimmen die Eckdaten Ihres ersten Fahrzeuges.
Felix Pohl: Es war ein VW Käfer Typ 113, perlweiss, 6,07 PS, Jahrgang 1964. Ich kaufte ihn 1967, als ich die Stelle bei einem Chemieunternehmen in Oftringen antrat – weil ich es leid war, die Strecke von meinem Mietzimmer zum Geschäft bei jedem Wetter unter die Füsse zu nehmen. Velofahren war nicht mein Ding, also musste ein Auto her.

 

Warum ein Käfer? Zufall?
Felix Pohl: Nein, Passion. Ich war in jungen Jahren regelrecht in dieses VW-Modell vernarrt. Die Form und das unverkennbare Motorengeräusch hatten es mir angetan. Und ein Käfer war sehr einfach zu warten – ein bisschen die Zündkerzen mit einer Stahlbürste reinigen, Zündverteiler ausreiben, und schon lief er wieder. Meine Vernarrtheit ging so weit, dass als Partnerin nur eine Käfer-Besitzerin in Frage kam. Nach Möglichkeit mit einem Auto in der Farbe dunkelblau und zusätzlich vielleicht noch mit Schiebedach. Und soll ich Ihnen etwas sagen? Es hat geklappt.

 

Wie das zustande gekommen ist, will ich dann schon noch genau wissen. Aber bleiben wir beim Perlweissen – wie und wo haben Sie ihn gefunden?
Felix Pohl: Bei der Garage Brunner AG in Zofingen, eine Mehrmarken-Vertretung an der Aarburgerstrasse. Leider gibt es sie heute nicht mehr. Aber ich weiss alles noch so genau, als ob es gestern gewesen wäre. Herr Wilhelm, der Ehemann meiner Zimmervermieterin an der Dorfstrasse in Oftringen, hat mich begleitet. Der Kaufvertrag, ausgestellt am 21. März 1967, befindet sich noch heute in meinen Unterlagen. Daraus ist ersichtlich, dass ich zur Fahrzeugübernahme 4500 Franken in bar mitzubringen habe. Der Verkäufer, ein gewisser Herr Rösli, hat mir den Käfer am 7. April 1967 persönlich übergeben.

 

Wie lange blieb er bei Ihnen?
Felix Pohl: In unserer ersten Beziehung gut zwei Jahre. Ich habe dann das Studium am Technikum in Zollikofen begonnen, da lag ein Auto bald nicht mehr drin. Also verkaufte ich es an einen Autohändler in der Innerschweiz. Allerdings blühte die Käfer-Kultur am Technikum weiter. Ein Student stellte sein Gefährt gegen Entgelt stundenweise oder für einen halben Tag zur Verfügung. Damit schloss er eine Marktlücke.

 

Und nur kurze Zeit später begann Kapitel 2 in der unglaublichen Story ihres ersten Autos!
Felix Pohl: So ist es. Von Mitte 1971 bis 1974 arbeitete ich in einer Landesproduktefirma in Sursee. Als Geschäftswagen wurde mir ein perlweisser VW Käfer zugeteilt. Bei näherer Betrachtung kam ich zum Schluss, dass das mein früheres Auto sein muss.

 

Also leiteten Sie Abklärungen bei Ihrem Arbeitgeber ein?
Felix Pohl: Genau. Die haben dann tatsächlich zum Autohändler geführt, dem ich vor einigen Jahren meinen Perlweissen verkauft hatte. Meine Freude war unglaublich gross – wir waren wieder vereint, mein Käfer und ich. Und fuhren zusammen zu Kunden in den hintersten Chrachen der Innerschweiz – manchmal mit einem Sack Kaninchenfutter oder Kartoffeln auf dem Beifahrersitz. Nach zehn gemeinsamen Jahren waren die Spuren der Zeit dann aber leider deutlich zu sehen – mein Käfer wurde bei meinem Weggang aus dem Verkehr genommen.


Nicht aber bevor er Ihnen zu ihrer Bekanntschaft mit der Käfer-Besitzerin verholfen hat?
Felix Pohl: Ja genau, das muss ich unbedingt noch erzählen. In meiner Zeit bei der Landesproduktefirma ergab es sich, dass sich zwischen Eschenbach und Rain ein dunkelblauer und ein perlweisser Käfer kreuzten – meistens sogar in der selben Kurve. Beide waren auf dem Weg zur Arbeit. Am Steuer des Dunkelblauen sass eine hübsche Dame – logisch, dass ich ihr jeweils zugewunken habe. Und sie winkte zurück. Das taten wir über Monate hinaus. Bis ich mich an meinem letzten Arbeitstag dazu entschloss, ihr nachzufahren. Zum Glück, denn es war ebenfalls ihre letzte Fahrt vor dem geplanten Stellenwechsel. Wir haben unsere Koordinaten ausgetauscht – und pflegen bis heute einen engen Kontakt.

 

Und was geschah in automobiler Hinsicht, nachdem der Käfer das Zeitliche gesegnet hat?
Felix Pohl: Mitte der Siebziger, als ich beim Schweizerischen Obstverband in Zug und beim VSCI in Zofingen anfing, galt mein Interesse neu der Marke Volvo. Angefangen hat es mit einem orangefarbenen Modell 144, gefolgt von einem zweitürigen «142er» in silbergrau und schwarz-roten Filets innen und aussen. Dann folgte ein cognacfarbiger Volvo 740 GLT. Der war cool – und bis zum letzten Swisscom-Betriebstag mit einem Natel C ausgerüstet. Den Geist gab er nach beinahe 500 000 gefahrenen Kilometern auf der Autobahn zwischen Chur und Reichenau auf. Motorschaden!

 

Was fahren Sie heute?
Felix Pohl: Immer noch Volvo. Das aktuelle Modell, ein S60 2.5 Turbo, habe ich 2006 als Neuwagen gekauft. Er ist auch schon beinahe 400 000 Kilometer weit gekommen.

 

Ich erinnere mich, dass Sie immer eine besondere Schwäche für Cabriolets hatten. Was ist daraus geworden?
Felix Pohl: Zum Kauf kam es nie. Aber ich habe einige Sommer lang für jeweils drei bis vier Monate ein Saab oder Volvo Cabriolet gemietet. Mit Wechselnummer. Ich denke, dass sollte ich 2021 wieder einmal tun.

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