Carrosserie- und Fahrzeugbau

Serie: Mein erstes Auto

 

Egal, wie lange es her ist, von welcher Marke es stammte und in welchem Zustand es damals war: Sein erstes Automobil vergisst keiner, jeder und jede erinnert sich besonders gerne daran. Oftmals auch mit etwas Wehmut. Wir haben bekannte Profis aus der Carrosserie- und Fahrzeugbranche zu einer Zeitreise in die automobile Vergangenheit eingeladen und sie zu ihrem emotionalen Erlebnis des ersten Fahrzeugbesitzes befragt.

 

Heute: Bruno Moser (57), Kundenberater Carrosserie Suisse

Herr Moser, Sie sprechen ein gemütliches Bärndütsch. Aber davon lasse ich mich nicht täuschen – hinsichtlich Ihres ersten Autos tippe ich auf etwas rasantes, sportliches. Porsche? 

Bruno Moser: Nein, kein Porsche. Aber ein BMW 2002, etwa Jahrgang 1975. Mit dem ging es ebenfalls sehr flott vorwärts. Er war in Brillantcolor rot lackiert – eine spezielle Vierschichtfarbe, leuchtend, aufwändig in der Verarbeitung und aufgrund der Materialkosten nicht für jeden erschwinglich.

 

Wann war das?
Bruno Moser: Mitte 1981. Ich hab ihn während meiner Lehre als Carrosserielackierer gekauft, viele Monate vor der Autoprüfung. Für 500 Franken.

 

Nicht viel Geld für einen 2002. Aber ich denke mir, für junge Fachleute wie Sie war es damals keine grosse Kunst, mit bescheidenen finanziellen Mitteln ein tolles Auto zu kaufen?
Bruno Moser: In der Tat waren die Möglichkeiten für jemanden aus dem Carrosseriegewerbe gross, ein Fahrzeug zu haben, das nicht jeder besitzen konnte. Unter Berufskollegen – insbesondere Lernenden – haben wir einander geholfen, die Autos zu restaurieren oder sie zu etwas Speziellem zu machen. Heute ist das wohl alles anders. Auch die Einzigartigkeit von damals. Das Spezielle kann heute jeder kaufen.

 

Ihr BMW war perfekt. Oder gab er viel zu tun?
Bruno Moser: Wie gesagt, zu meiner Zeit hat man als Fachperson beziehungsweise Lernender preisgünstige Autos gekauft und sie dann in aufwändiger Arbeit instand gestellt. Mein BMW war also weit entfernt vom perfekten Zustand. Zum Beispiel musste der Motor ausgetauscht werden – mit ein Grund, weshalb ich ihn überhaupt wollte. Solche Instandstellungen waren in der Regel Riesenprojekte. Aber man half einander, und lernte dabei noch etwas.

 

Ich komme auf die eingangs erwähnte rote und Brillantcolor genannte Lackierung zurück. Sie scheint etwas sehr Besonderes gewesen zu sein.
Bruno Moser: Sie war damals nicht nur besonders, sondern auch ganz neu im Markt und alles andere als preisgünstig. Deshalb hat sie mein Interesse sofort geweckt, und schnell war klar, dass ich mein erstes Auto mit diesem aufwändig zu verarbeitendem Produkt verschönern werde. Die Herausforderung war riesig – zuerst weiss vorlackieren, anschliessend musste eine Dreischicht-Lackierung appliziert werden.

 

Haben Sie explizit nach einem BMW gesucht? Oder sind Sie zufällig an das Auto herangekommen?
Bruno Moser: Ich war offen für alles. Klar, ein BMW war damals schon ein Hingucker, aber wichtiger als die Marke war mir, wie mein fertiges Fahrzeug aussehen würde. Übrigens hat mich ein Arbeitskollege auf den 2002 aufmerksam gemacht und mir auch geholfen, den günstigen Verkaufspreis zu fixieren.

 

Wie lange haben Sie den 2002 besessen?
Bruno Moser: So um die sieben Jahre.

 

Das heisst, er hat Sie durch die «wilden Jugendjahre» begleitet?
Bruno Moser: Es sind viele Erinnerungen und Emotionen im Zusammenhang mit diesem Fahrzeug vorhanden. Einzelheiten würden den Rahmen unseres Gesprächs wohl sprengen. Was ich aber nie vergessen werde: In unseren Kreisen war es damals üblich, diverse Extras in die Autos einzubauen. Eine Pioneer-Stereoanlage mit separatem Equalizer war Pflicht, der CB-Funk die Kür. Heute muss ich über meinen Rufnamen schmunzeln: Corona 64 – inspiriert vom Corona-Bier aus den Spanienferien. Aber es war auch die Zeit, in der man gerne provozierte. Nicht alles an unseren Autos war legal – auch nicht die Sonnenblende an meiner Frontscheibe mit BMW-Aufschrift oder das Melodie-Kompressorhorn. Manch einer war erfreut, wenn die ersten Töne der Melodie «La Cucaracha» erklangen.

 

Mit etwas Abstand betrachtet – wie gut war der Kauf Ihres ersten Autos?
Bruno Moser: Günstiger Preis, tiefe Materialkosten – das ging total in Ordnung. Auch das Lackmaterial konnte ich zu sehr guten Konditionen beziehen. Und die Arbeit war kostenlos – aufgrund von Kooperationen mit Arbeitskollegen und vielen Eigenleistungen, die eine besondere emotionale Bindung zum Auto brachten. Damals hätte ich ohne zu zögern die 10 gezogen.

 

Was ist später mit dem Auto passiert?
Bruno Moser: Der Lauf der Zeit hat ihm mehr und mehr zugesetzt. Und die freien Stunden für umfangreiche Instandstellungen wurden immer weniger – es kamen die Momente für Familie, Haus und so weiter. Der BMW landete schliesslich auf dem Schrottplatz.

 

Wer war der Nachfolger?
Bruno Moser: Ein Opel Manta B, den hatte ich schon etwa drei Jahre lang zusammen mit dem BMW auf Wechselnummer. Er kam als Unfallfahrzeug in unseren Betrieb. Heute ist das undenkbar. Aber dem haben wir damals das komplette Hinterteil ersetzt – und natürlich neu ganzlackiert.

 

Was fahren Sie heute?
Bruno Moser: Meistens mein Geschäftsauto von «Carrosserie Suisse». Seit kurzem ist das ein Opel Grandland. Ab und zu bin ich mit dem Kleinwagen meiner Partnerin unterwegs. Natürlich gemütlich. Wie es sich gehört.

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