Carrosserie- und Fahrzeugbau

Im Gespräch mit den Chefs der Walde Carrosserie AG

 

In Zeiten wie jetzt gibt es kaum «Good News» aus Schweizer Unternehmungen. Umso schöner, wenn man sich gleich über zwei bemerkenswerte Ereignisse freuen darf. So wie die «Walde Carrosserie AG» in Uster. Denn einerseits feiert der Betrieb aus dem Zürcher Oberland seinen 75. Geburtstag, und andererseits konnte Mitte Februar mit der «Mobilen Werkstatt» ein prestigeträchtiger und anspruchsvoller Auftrag für «Swiss Ski» abgeschlossen werden. Wir haben Guido Walde (VR-Präsident, Geschäfts- und Verkaufsleiter) und Michael Oesch (Technischer Betriebsleiter) zu den beiden Themen befragt.

 

Herr Walde, Herr Oesch, wir haben doppelt erfreulichen Gesprächsstoff. Womit wollen wir beginnen?
Guido Walde: Dank 75 Jahren Erfahrung und einem hervorragenden Team – grosser Respekt gebührt natürlich auch unserer Vorgängergeneration – haben wir die Möglichkeit und das Knowhow, für unsere Kunden solch anspruchsvolle Projekte wie die «Mobile Werkstatt» zu realisieren. Somit sind die beiden Themen wunderbar überschneidend.

 

Okay, ich bin ein begeisterter Anhänger der Handwerkskunst. Beginnen wir also mit der «Mobilen Werkstatt» für das Langlauf-Team von Swiss Ski. Was ist darunter zu verstehen?
Michael Oesch: Ergänzend zu den herausragenden physischen Leistungen der Langlauf-Athletinnen und -Athleten spielt die richtige technische Unterstützung eine erhebliche Rolle. Die «Mobile Werkstatt» bietet dem Wachs-Team die ideale Möglichkeit, die Skis bei unterschiedlichsten Witterungs- und Temperaturverhältnissen optimal für die Rennen vorzubereiten.

 

Ein sehr spezieller und prestigeträchtiger Auftrag. Wie sind Sie dazu gekommen?
Guido Walde: Aufgrund unserer langjährigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit verschiedenen Kunden und der Realisierung unterschiedlichster Sonderobjekte in den letzten Jahren, sind wir in diesem Segment nicht ganz unbekannt. Beim vorliegenden Projekt kam der Chassis-Lieferant auf uns zu und stellte einen ersten Kontakt her. Es folgten mehrere Treffen mit den Verantwortlichen von Swiss Ski, bei denen die Bedürfnisse und Anforderungen an dieses Fahrzeug definiert wurden. Es musste unter anderem Platz für eine kleine Küche vorgesehen werden, damit auch einmal ein heisser Tee für das Werkstattteam oder die Athletinnen und Athleten gebraut werden kann.
Für die ganze Energieversorgung und das vielfältige Material musste genügend Platz ausserhalb des Werkstattraumes berücksichtigt werden. Diese Staukästen sind in die seitliche Verkleidung integriert und von aussen gut zugänglich.

 

Ihre Kundenkartei umfasst neben Swiss Ski noch viele weitere Namen. Was braucht es, um mit solchen Partnern zusammenarbeiten zu dürfen?
Guido Walde: Die persönliche, kompetente und ehrliche Beratung schätzt der Kunde sehr und diese liegt uns am Herzen, um gemeinsam mit ihm die ideale und teilweise auch sehr individuelle Lösung für seine logistischen Herausforderungen und Bedürfnisse zu finden. Mit unserem professionellen Team setzen wir diese in der gewohnten Walde-Qualität zu einem fairen Preis um. Wir versuchen, neue Ideen mit Bewährtem optimal zu kombinieren. Oft ist es so, dass der Kunde nur einen Ansprechpartner wünscht; alles aus einer Hand. Die Koordination von der ersten Idee bis zur schlüsselfertigen Übergabe findet er bei uns. Dabei ist die terminliche Herausforderung stets ein wichtiger Aspekt.

 

Michael Oesch: Genau diese Aspekte sind auch im Reparaturbereich entscheidend, wobei hier die terminliche Verbindlichkeit – bei einwandfreier Reparaturausführung – einen doch sehr hohen Stellenwert einnimmt.

 

Lassen sich die Stunden für den Bau dieses Fahrzeuges und letztlich der Gesamtwert inklusive Lastwagen beziffern?
Guido Walde: Planung und Vorbereitung nicht berücksichtigt, muss für die Realisierung eines solchen Projektes – nach Klärung aller technischen Fragen und Details – mit rund einem halben Jahr gerechnet werden. Es ergeben sich aber auch während der Umsetzung stets weitere Herausforderungen, bei welchen eine grosse Flexibilität gefordert ist. Der Wert eines Objektes definiert sich nicht nur über eine Zahl, sondern auch immer über den Nutzen für den Kunden.

 

Als Basis dient ein Lastwagen der Marke Scania. Können Sie uns dazu etwas sagen?
Michael Oesch: Es handelt sich um einen Scania G450 B6x2*4 LB mit Kabine G17N und einem zulässigen Gesamtgewicht von 26 000 Kilo. Die Motorisierung und Ausstattung wurden zwischen Scania und Swiss Ski definiert, der Entscheid für den Scania von Swiss Ski aufgrund der bisherigen Zusammenarbeit.

 

Kommen wir zum 75-Jahre-Jubiläum der Firma Walde, die 1946 von Franz und Josefine Walde gegründet worden ist. Herr Walde, das waren Ihre Grosseltern. Welche Erinnerungen haben Sie an die beiden?
Guido Walde: Für mich waren beziehungsweise sind meine Grosseltern nach wie vor Vorbilder. Sei dies im unternehmerischen wie auch menschlichen Sinn. Es war für mich immer schön, bei ihnen jederzeit willkommen zu sein und zu sehen, wie sie die ruhigere Zeit und ihre Enkel genossen. Highlights waren stets die Geburtstage von Grossmutter und Grossvater, an denen sich die ganze Familie traf. Mein Grossvater pflegte den Kontakt zur Firma bis ins hohe Alter; holte er doch die Post und kontrollierte die Nachkalkulationen.


Wann und vor allem wie oder warum haben Sie zum ersten Mal bewusst wahrgenommen, dass ihre Grosseltern – notabene Eltern von fünf Kindern – beruflich etwas Grosses in die Wege geleitet haben?
Guido Walde: Da ich schon als kleiner Bub meinen Vater oft begleitet habe und gerne in der Firma unterwegs war, kam das Bewusstsein fliessend. Es machte mich stolz, dass meine Grosseltern die Firma gegründet und später auch drei ihrer vier Söhne diese weitergeführt und ausgebaut haben. Meine Grosseltern waren im Gründungsjahr doch schon in ihren 40ern, hatten 4 Kinder – das fünfte war in Planung – und haben sich für die Selbstständigkeit entschieden. Der Respekt für diesen Mut und die Leistungen unserer Vorgängergeneration, die mit Pioniergeist, Einsatz und einem engagierten Team etwas Grossartiges aufgebaut haben, macht mich auch jetzt noch sehr stolz und demütig.
Diese Erkenntnis sowie unsere motivierte Frau- und Mannschaft spornt uns immer wieder an, für unsere Partner und Kunden mit Freude und Respekt den heutigen Herausforderungen und Marktansprüchen gerecht zu werden und erfolgreich tätig zu sein.

 

Die Jahrtausendwende brachte viele Veränderungen. 1999 starb Ihr Onkel Heiner, und seine Brüder Kurt und Walter – der auch Ihr Vater ist – haben den Betrieb 2002 übernommen. Wie war diese Zeit in Ihren Erinnerungen?
Guido Walde: Es war nicht vorgesehen, dass ich bereits zu diesem Zeitpunkt in die Firma einsteigen soll. Geplant war noch das eine oder andere Wanderjahr, doch der Tod meines Onkels bewog mich zum Start in der Firma. Es war eine spannende und äusserst lehrreiche Zeit. Mit den meisten Mitarbeitern, die ich bereits seit vielen Jahren kannte, konnte ich nun am gleichen Strick ziehen. Als Assistent der Geschäftsleitung hatte ich die Möglichkeit, meinen Vater und meinen Onkel Kurt sehr nahe zu begleiten. So entstanden auch die ersten persönlichen Kundenkontakte bei gemeinsamen Besuchen mit meinem Vater. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen, ich denke noch heute gerne an viele damalige Begegnungen.

 

Sie sind 2000 in die Firma eingetreten, und 13 Jahre später waren Sie VR-Präsident. War das immer Ihr Plan und Ihr Ziel, im Familienunternehmen tätig zu sein?
Guido Walde: Als kleiner Bub wollte ich dasselbe wie mein Papi machen. Doch mit den Jahren wurde auch der Horizont etwas weiter und die Interessen vielfältiger. Nach der Grundausbildung zum Bankkaufmann bereiste ich mehrere Monate die Welt und hatte Zeit, auch über meine berufliche Zukunft nachzudenken. Aufgrund der wunderbaren Chance, die sich mir bot, eines Tages im Familienunternehmen tätig zu sein, konkretisierte sich dieses Vorhaben. Es folgten einige Jahre mit diversen Praktika und Weiterbildungen im In- und Ausland, bis ich schliesslich Ende der 1990er-Jahre in die Firma eingestiegen bin.

 

Heute beschäftigt die Walde Carrosserie AG rund 45 Mitarbeitende. Wie würden Sie den Betrieb und seine Tätigkeiten einem Laien erklären?
Guido Walde: Dank einem kompetenten und engagierten Team in den Bereichen Carrosserie und Fahrzeugbau sind wir seit 1946 der richtige Ansprechpartner für sämtliche Herausforderungen. Ob dies ein Schadenfall am Personenwagen, Reise- beziehungsweise Linienbus oder Nutzfahrzeug ist oder eine Lösung in der Transportlogistik wie auch im Sonderfahrzeugbereich gesucht wird. Die zentrale Leistung im Fahrzeugbau ist die Beratung, Entwicklung und Fertigung von Aufbauten und Anhängern. Unser Portfolio bei Neuanfertigungen umfasst sämtliche Produkte und Reparaturdienstleistungen; von den leichten Lieferwagen, über Umbauten bis zu den Grossen und natürlich auch individuellen Projekten. Auch nach dem Verkauf sind wir für Unterhalt, Reparaturen und Service für unsere Kunden stets erreichbar.

 

Trotz der Erfolge im Fahrzeugbau hat die Firma Walde ihre Stärken in der Reparatur von Personenwagen von Anfang an ausgespielt. Das ist auch heute noch so?
Guido Walde: Wir legen gleichermassen Wert auf unser Know-how im Bereich Personenfahrzeuge. Als qualifizierter Betrieb haben wir uns für höchste Ansprüche bei Carrosserie-Reparaturen aller Marken verpflichtet und übernehmen auch das komplette Schadenmanagement im Versicherungsfall. Mit praktisch allen Assekuranzen sowie den meisten Garagenbetrieben in der Region dürfen wir seit Jahren eine partnerschaftliche Zusammenarbeit pflegen. Mit meinen Kompagnons in der Geschäftsleitung, Michael Oesch als technischer Betriebsleiter sowie Markus Kölliker als Verantwortlicher Administration, Personal und Finanzen sowie unserem tollen Walde-Team haben wir die ideale Voraussetzung, die gemeinsamen Stärken zu bündeln und optimal für unsere Kunden einzusetzen.

 

Michael Oesch: Auch bieten wir jungen Menschen die Möglichkeit, eine vielseitige und spannende Grundausbildung als Carrosseriespengler/-in, Fahrzeugschlosser/-in oder Autolackierer/-in in einem familiären Betrieb zu erlernen. Die in der Grundausbildung erlernten Handgriffe bilden die Basis für Weiterbildungsmöglichkeiten in verschiedene Fachrichtungen. Wir brauchen engagierte und motivierte Nachwuchskräfte für eine weiterhin interessante und abwechslungsreiche Zukunft unserer Branche!

 

 

 

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