Carrosserie- und Fahrzeugbau

Serie: Mein erstes Auto – Thomas Zumbrunn

 

Egal, wie lange es her ist, von welcher Marke es stammte und in welchem Zustand es damals war: Sein erstes Automobil vergisst keiner, jeder und jede erinnert sich besonders gerne daran. Oftmals auch mit etwas Wehmut. Wir haben bekannte Profis aus der Carrosserie- und Fahrzeugbranche zu einer Zeitreise in die automobile Vergangenheit eingeladen und sie zu ihrem emotionalen Erlebnis des ersten Fahrzeugbesitzes befragt.

 

Heute: Thomas Zumbrunn (55), Inhaber und Geschäftsführer Carrosserie Zumbrunn AG, Sissach BL

 

Herr Zumbrunn, Sie werden tagtäglich an Ihr erstes Auto erinnert. Es steht nämlich immer noch bei Ihnen zuhause in der Garage!
Thomas Zumbrunn: Das stimmt. Es ist ein roter NSU TT 1200 mit Jahrgang 1970. Ich habe ihn 1983 als Restaurationsobjekt gekauft – für 500 Franken. Da war ich im zweiten Lehrjahr als Carrosseriespengler tätig – und gerademal 17 Jahre jung, als ich mit der Wiederherstellung des Autos begonnen habe.

 

Im Lehrbetrieb?
Thomas Zumbrunn: Nein, im Schopf im Hause meiner Eltern. Dort wuchs schnell eine stattliche Werkstatt heran, mit schon ziemlich professioneller Einrichtung. Es gab einen Zweisäulenlift, einen Kompressor mit Ringleitung, eine Richtbank und noch einiges mehr.

 

Gönnen Sie dem NSU heute noch Auslauf?
Thomas Zumbrunn: Er ruht vor sich hin. Das ist schade, doch im Fahrbetrieb braucht ein Auto wie dieses viel Pflege, und dafür fehlt mir einfach die Zeit. Aber der Moment wird kommen, wo er wieder meine volle Aufmerksamkeit bekommt.

 

Warum gerade dieses Auto? Ein lang gehegter Herzenswunsch?
Thomas Zumbrunn: Nein, purer Zufall. Ich hatte ihn von einem Kollegen. Der Zustand war allerdings erbarmungswürdig, selbst am Motor gab es sehr viel zu tun. Aber als Jugendlicher ist man begeisterungsfähig – keine Ahnung, das Teil machte einfach eine Menge Spass. Und nicht nur am Berg viel Krach.

 

Er war frisiert?
Thomas Zumbrunn: Fächerkrümmer, Weber-Doppelvergaser – der hatte schon damals das volle Programm und somit alles, was «mann» aus einem Zwölfhunderter-Motor herausholen kann. Und er war nicht nur schneller als viele andere, sondern obendrein noch tiefer gelegt und breiter dank der veränderten Spur.

 

Hat er Sie je im Stich gelassen?
Thomas Zumbrunn: Nein, der lief wie eine Präzisionsuhr und würde das sicher auch heute noch tun. Er war mein Alltagswagen, für die Freizeit und den Weg zur Arbeit. Aber nicht für Fernreisen – das Resultat wäre ein Hörschaden gewesen. Zu schrauben gab es natürlich trotzdem immer was, und wenn es nur das Synchronisieren der Vergaser bis zum Abwinken war. Die Konsequenzen aus dieser Leidenschaft waren, sagen wir Mal, gewisse Lärmemissionen – und eine Nachbarschaft, die von meinem Hobby und Enthusiasmus nur mässig begeistert war.

 

Wer löste den NSU ab?
Thomas Zumbrunn: Ein VW Golf GTI, ein Unfallwagen. Der lief sicher etwa sechs Jahre lang parallel mit dem NSU auf Wechselnummer. Und dann ein Audi Ur-Quattro von 1981. Er steht ebenfalls noch in der Garage. Walter Röhrl und Michèle Mouton waren zu dieser Zeit mit ihren Fahrkünsten aktuell. Das machte dieses Auto für mich so interessant. Als ich es gekauft habe, war es braun. Dann habe ich ihm ein leuchtendes Rot spendiert . . . und etwas breitere Hüften, damit grössere Räder ihren Platz darin finden.

 

Gibt es ein Traumauto, das Sie immer schon kaufen wollten, es aber nie getan haben?
Thomas Zumbrunn: Der Porsche 356 oder das Mercedes Ponton Cabriolet – das waren zwei lang gehegte Autoträume. Aber man wird älter, und vernünftiger. Zudem war ich bereits mit 23 Jahren mit meinem eigenen Betrieb selbständig, das erforderte gewisse Konsequenzen. Heute steht allerdings noch ein blaues 1965er Mercedes W 113 Cabriolet in der Garage (Anm. Red.: Wegen des zusätzlich lieferbaren und nach innen gewölbten Hardtops wurde der von 1963 bis 1971 gebaute Zweisitzer auch «Pagode» genannt). Ein problemloses Auto, das bewege ich regelmässig.

 

Was fahren Sie im Alltag?
Thomas Zumbrunn: In der Hauptsache einen VW T5 Bus fürs Geschäft. Für weite Strecken steht ein Audi RS 5 bereit. Ein toller Wagen.

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