Carrosserie- und Fahrzeugbau

Family Business: Zürcher Carrosseriebetrieb wird 50

 

Die Carrosserie Aeschlimann in Dällikon (ZH) feiert den 50. Geburtstag. In dieser langen Zeit hat sich der Familienbetrieb in der Region fest verankert, ist aus dem Furttal nicht mehr wegzudenken. Doch aller Anfang war schwer, erinnert sich Gründer und Verwaltungsratsmitglied Hans Aeschlimann, der das Unternehmen 1971 in einem Pferdestall im Quartier Riedhof in Zürich-Höngg gegründet hat. Er war damals 21 Jahre jung, hatte eine abgeschlossene Lehre als Carrosseriespengler in der Tasche und soeben ein Jahr Militär hinter sich.

 

«Ich war immer ein Macher», sagt der gebürtige Emmentaler über sich selbst. Das nötige Geld leihte ihm sein Vater, der in Dänikon einen Bauernhof betrieben hatte. «Meine älteste Schwester verwaltete das Darlehen, und ich habe als junger Mann Tag und Nacht für die Firma gearbeitet und jeden Rappen zurückbezahlt.» Das Engagement zahlte sich aus. Bereits nach einem halben Jahr stiess der erste Mitarbeiter dazu – Roger Gubelmann aus Dänikon, der dem Betrieb bis zu seiner Pensionierung treu blieb.

 

Schnell wurden die Kapazitätsgrenzen in der ehemaligen Bauernhof-Liegenschaft erreicht. Ein neues Domizil musste her. 1974 konnte ein geeignetes Grundstück an der Langwiesenstrasse in Dällikon von einem Bauern übernommen werden – im Baurecht. «Mit eigener Spritz- und Einbrennkabine konnte auch die Fahrzeug-Lackierung im eigenen Haus durchgeführt werden», erzählt der Firmengründer. Dies habe zu einer noch besseren und schnelleren Auftragsabwicklung geführt, die Kundenbindung sei enger und die Belegschaft grösser geworden. Heute ist nicht nur Sohn Jwan als Geschäftsführer Teil des Betriebes, sondern auch der Rest der Familie.

 

Kenny Eichenberger baute in den 90er Jahren in Berlin eine Firma auf. Da es aber in Ostdeutschland nach der Wende keine Carrosseriewerkstätten wie in der Schweiz gab, fragte der Gründer von Kenny’s Autocenter bei Hans Aeschlimann nach, ob er nicht Lust hätte, dort eine moderne Carrosseriespenglerei ins Leben zu rufen. Was dieser natürlich mit viel Herzblut und Erfolg tat. Die langen Fahrten nach Berlin und die Arbeit im Stammbetrieb veranlassten ihn dann aber 2003 dazu, die Firma zu verpachten.

 

Im gleichen Jahr erweiterte Aeschlimann den Betrieb gegenüber der bestehenden Werkstatt an der Langwiesenstrasse. Und zwar mit einem Neubau, der eine grosse Einstellhalle für den Abschleppdienst und eine eigene Waschanlage beherbergte. Zu diesem Zeitpunkt war Sohn Jwan – heute Inhaber und Geschäftsführer – schon seit einigen Jahren Teil des Familienbetriebs. Zum Anfang als Lehrling, später als Werkstatt-Mitarbeiter. Dabei wollte er gar nicht zwingend in die Fussstapfen seines Vaters treten: «Ich habe auch eine Schnupperlehre als Elektroniker gemacht.»

 

Die Zusammenarbeit funktionierte aber immer sehr gut. Wohl auch deshalb, weil Hans viel unterwegs war, Kunden besuchte, Netzwerke pflegte, Projekte leitete. «Wir arbeiteten nie direkt in der Werkstatt zusammen», erinnert sich Jwan, der sich verschiedentlich weitergebildet hat. «Ich wusste, dass ich bei einem Betrieb dieser Grösse vor allem die unternehmerische Verantwortung zu tragen habe», nennt der 45-Jährige die Gründe für die zusätzliche Ausbildung. Das sei eine gute Grundlage gewesen, um 2010 zu übernehmen. Durch das breite Wissen habe sein Sohn auch von aussen den Respekt bekommen, den er sich verdient habe, ist Hans Aeschlimann überzeugt. «Nachfolgeregelungen sind nicht immer einfach, weil man von den anderen Mitarbeitern als Chef akzeptiert werden muss.»

 

«Ich bin weniger impulsiv – und wenn ich eine Idee habe, schlafe ich eine Nacht mehr darüber», antwortet Jwan Aeschlimann auf die Frage, was er anders mache als sein Vater. «Ausserdem bin ich nicht der Typ, der die grosse Bühne sucht. Mein Vater ist ein ausgezeichneter Redner, er hat die Gabe, einen Raum einzunehmen.»

 

Was das Arbeitsklima betrifft, haben beide dieselbe Meinung: Ihnen ist der Umgang mit Menschen sehr wichtig. «Unsere Mitarbeiter sollen sich bei uns gut aufgehoben fühlen, in guten und schlechten Zeiten», sagt Hans Aeschlimann. «Wir sind eine Familie, die füreinander schaut», fügt Jwan an, der in Otelfingen wohnt. Deshalb könne man geschäftliches und berufliches auch kaum voneinander trennen. Auch deshalb nicht, weil fast die ganze Familie im Betrieb involviert ist. So führt Jwans Schwester, Nicole Beeler, das Budget-Motel, das Hans Aeschlimann vor 15 Jahren gegründet hat und das sich ebenfalls in den Räumlichkeiten an der Langwiesenstrasse 7 befindet. Auch der andere Sohn, Sandro, ist im Unternehmen tätig. Für Jwan ist deshalb klar: «Die Carrosserie Aeschlimann ist der Mittelpunkt unserer Familie.»

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