Carrosserie- und Fahrzeugbau

Im besseren Scheinwerferlicht betrachtet

 

Alternative Reparaturmethoden sind in. So werden trübe Kunststoffscheinwerfer nicht mehr ausgewechselt, sondern zeit- und geldsparend aufpoliert. 

 

Armin Dobler, Verkäufer in einem Spielwarengeschäft und als eingefleischter Toyota-Fan Besitzer einer fast zehn Jahre alten Celica, traut seinen Ohren nicht. „Die Scheinwerfer ihres Autos sind vergilbt, die Lichtausbeute deshalb zu gering“, eröffnet ihm der Experte des Kantonalen Strassenverkehrsamtes. Das heisst im Klartext: Technische Prüfung verhauen, Nachbessern und Antreten zur zweiten Fahrzeugprüfung.

 

Da ist guter Rat teuer. Sehr teuer sogar. Mehr als 1200 Franken, um genau zu sein – so viel kosten nämlich zwei neue Frontleuchten für den japanischen Sportwagen. Eine Summe, die unser Celica-Besitzer im Moment nicht aufbringen kann. Und, würde er sie grad flüssig haben, schon gar nicht hätte ausgeben wollen.

 

Was Armin Dobler damals noch nicht wusste: Die Kunststoff-Lichtscheiben moderner Scheinwerfer sind mit einer hauchdünnen, kratz- und wetterfesten Schutzschicht überzogen. Die Sonneneinstrahlung, mechanische Belastungen und Autowaschanlagen setzen ihnen aber im Laufe der Zeit so stark zu, dass sie trüb werden und derart massiv an Leuchtkraft verlieren, dass der Gesetzgeber die Notbremse und ein Fahrzeug aus dem Verkehr ziehen kann.

 

Allerdings: Die Zeiten, in denen beide Scheinwerfer – deren Preise wegen neuer Techniken wie Kurven- und Xenon-Licht sowieso exorbitant nach oben schnellen – ersetzt werden müssen, sind vorbei. Heute bietet der Handel verschiedene Mittel an, die als kostengünstige Reparatur-Alternativen durchaus zu empfehlen sind.

 

So zum Beispiel das neue Aufbereitungssystem von Würth, dessen Profis übrigens davon ausgehen, dass 70 Prozent aller Fahrzeuge auf Schweizer Strassen ausgerüstet sind mit Scheinwerfern aus Polymethyl-Methacrylat – umgangssprachlich Acryl- beziehungsweise Plexiglas genannt. Das neue Würth-Produkt ist gemäss Anbieter eine effektive und in der Anwendung einfache Alternative zum vielfach teureren Auswechseln der Lampen. Mehrere Schleifvorgänge, eine Spezialpolitur sowie eine Polymer-Versiegelung beseitigen Kratzer und milchige Verfärbungen an den Scheiben und steigern damit die Leuchtkraft der Scheinwerfer. Das 57-teilige Set eignet sich für alle Kunststoffscheinwerfer und lässt sich problemlos in der mitgelieferten, stabilen Kunststoff-Box verstauen.

 

 

{slider=Konkurenzprodukte: von Halco Trade AG . . .}

Neben dem 57-teiligen Aufbereitungs-Set von Würth gibt es noch verschiedene ähnliche Produkte, die in der Schweiz angeboten werden. So zum Beispiel das Reparatur-Kit „Lights Clear Coat Kit“ mit Dreikomponenten-Klarlack. Das Produkt des US-Herstellers Kent, mit dem momentan noch Langzeiterfahrungen gemacht werden, wird hierzulande von der Halco Trade AG (www.halcotrade.ch) vertrieben und ausschliesslich an Carrosseriewerkstätten und Garagen abgegeben. Zur Grundausstattung zählen drei kleine Flaschen mit 200 ml Klarlack, 100 ml Härter, 100 ml UV-Protektor und zwei Schleifschwämme. Wenn nötig, können zusätzlich ein Exzenterschleifer, eine Lackierpistole zum Auftragen des Klarlacks und verschiedene Exzenter-Schleifmittel unterschiedlicher Körnung geordert werden. So ausgerüstet, ist ein geübter Fachmann in der Lage, zwei Scheinwerfern in rund einer Stunde zu neuem Glanz zu verhelfen. Dabei ist es dem Fachmann überlassen, ob er die Bearbeitung der Lampen im ausgebauten Zustand oder direkt am Fahrzeug vornehmen will. Entscheidet er sich für den zweiten Weg, müssen zuvor die Flächen rund um den Scheinwerfer wegen des Schleifstaubs grosszügig abgeklebt werden.

 

Dann gehts ans komplette Entfernen von Kratzern und der trüben Klarlackschicht – vorzugsweise mit einem Exzenterschleifer, damit der Dreikomponenten-Klarlack später auch ohne Probleme haftet. Der anschliessende Feinschliff mit den Schleifschwämmen sollte nur ein paar Minuten dauern, genauso wie das spätere Säubern der Lichtscheibe mit Silikon-Reiniger.

 

Vor dem Lackieren sind die Komponenten Klarlack, Härter und UV-Protektor im Verhältnis 2:1:1 zu mischen. Zwischen den beiden Lackiervorgängen sollte eine Pause von etwa fünf Minuten eingelegt werden. Zum Trocknen des Klarlacks – rund 15 Minuten – empfiehlt der Hersteller ein Infrarotgerät. Mögliche Alternativen sind ein Heissluft-Föhn oder Lackierkabinen. 

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{slider=. . . und Glas Trösch AG}

Ein ähnliches Produkt kommt von Glas Trösch AG Autoglas und heisst „Polycarbonat-Polierset“. Es wird auf Wunsch beim Carrossier ausführlich vor Ort vorgestellt und besteht aus einem kompletten Kofferset, das alle benötigten Materialien und Hilfsmittel wie zum eine Poliermaschine beinhaltet. Im Vergleich zum Kent-Produkt fällt hier das abschliessende Lackieren der Scheinwerferlampen weg, was unter anderem das Abdecken des Fahrzeugs überflüssig macht. Um trübe Scheinwerfer wieder strahlen zu lassen, muss der matte Kunststoff je nach zustand mit Schleifpilz und Schleifblüten P1500 oder P3000 bearbeitet werden. Danach wird die geschliffene Oberfläche mit Maschine, Schwamm, und S3-Politur so lange aufpoliert, bis keine matten Stellen mehr ersichtlich sind. Um den polierten Teilen wieder eine schmutz- und wasserabweisende Wirkung zu geben, müssen diese mit dem Schutzwachs W6 versiegelt werden. Bei Glas Trösch geht man davon aus, dass der Endverbraucher mit dieser Methode rund acht Mal weniger zu bezahlen hat als beim Austausch beider Lampen.

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