Carrosserie- und Fahrzeugbau
«Es war genial»: Ulrichs sagen dem Geschäftsleben adieu
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Nach 31 Jahren ist Schluss: Das Autospritzwerk Albert Ulrich schliesst die Tore. Nach 31 Jahren ist Schluss: Das Autospritzwerk Albert Ulrich schliesst die Tore.
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Die Kollegen von BASF Schweiz gratulieren und verabschieden sich von Margrith und Albert Ulrich schriftlich . . . Die Kollegen von BASF Schweiz gratulieren und verabschieden sich von Margrith und Albert Ulrich schriftlich . . .
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. . . sowie mit Marketingleiterin Christine Köpping und Anwendungstechniker Kurt Thoma von BASF Schweiz persönlich vor Ort. . . . sowie mit Marketingleiterin Christine Köpping und Anwendungstechniker Kurt Thoma von BASF Schweiz persönlich vor Ort.
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Er fährt ihn immer noch sehr gerne, aber nicht mehr so oft wie früher: Albert Ulrich in . . . Er fährt ihn immer noch sehr gerne, aber nicht mehr so oft wie früher: Albert Ulrich in . . .
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. . . und vor seinem Jaguar XJ6 4.0 Sovereign aus dem Jahre 1989. . . . und vor seinem Jaguar XJ6 4.0 Sovereign aus dem Jahre 1989.
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Aufmerksamer Zuhörer: Albert Ulrich im Interview mit carwing. Aufmerksamer Zuhörer: Albert Ulrich im Interview mit carwing.
https://www.carwing.ch/carrosserie-und-fahrzeugbau/6253-es-war-genial-ulrichs-sagen-dem-geschaeftsleben-adieu.html#sigProId82412d2078
Von Heinz Schneider (Text und Fotos)
Eine Ära geht zu Ende: Ende August legen Albert und Margrith Ulrich die Verantwortung für ihr Autospritzwerk in Pfäffikon (SZ) altershalber in jüngere Hände. Nach 31 Jahren. Eine lange Zeit – voll von Engagement, viel Arbeit und wenig Ferien. Aber auch mit einer Menge Spass, tollen Bekanntschaften, Selbstverwirklichung und Erfolgen.
Ob der Abschied weh tut? «Im Moment noch nicht», sagt Albert Ulrich. «Aber vielleicht später.» Aktuell ist er noch der Meinung, dass der Schweizer Carrosserie- und Reparaturlackmarkt auf keinem wirklich guten Weg ist. Und auch von der Art, wie heute gearbeitet wird, ist der Pensionär nicht begeistert: «Der Kunde bringt das Auto am Morgen zur Reparatur, und holt es abends wieder ab. Das kann nicht gleichbedeutend sein mit der Qualität, wie ich sie verstehe und bieten möchte.»
Zudem ist er überzeugt davon, dass es in der «sogenannt modernen Zeit» vielen Arbeitnehmenden – auch Lackierern – an Berufsstolz mangelt. Etwas, was ihn über seine gesamte Laufbahn begleitet, angetrieben und ausgezeichnet hat. Und ihm nicht nur einen guten Ruf über die Kantonsgrenzen hinaus, sondern auch extrem anspruchsvolle Arbeiten von anspruchsvollen Kunden einbrachte. So reparierte er in seiner Karriere viele Ferraris. Auch verschiedene Modelle von Rolls-Royce, Bentley, Aston Martin sowie Amerikaner von Chevrolet über Buick bis zu den Corvettes haben seine heilenden Hände über sich ergehen lassen dürfen. Klar, dass für solche Aufträge neben viel Freude an der Arbeit auch eine grosse Portion Talent fürs Kunsthandwerk nötig ist. Eine Gabe, die Albert Ulrich sehr früh in die Wiege gelegt worden zu sein scheint: «Ich habe schon als kleiner Bueb unglaublich gerne glaubsägelet», erinnert er sich.
Doch beim Talent allein ist es nicht geblieben. Um stets auf dem neusten Wissenstand zu sein, besuchte Albert Ulrich laufend Fachausstellungen, Informationsseminare und einwöchige Fachkurse bei Glasurit in Münster (D). Und er sah den Kollegen in den Werkstätten von Ferrari und Maserati über die Schultern, schaute sich einige Kniffs und Tricks von ihnen ab. Frei nach der Devise seines Vaters: «Du darfst stehlen, aber nur mit den Augen.»
Dann, während der Lehre, wurde für den Junglackierer alles interessant, was sich bewegt. Die Folge davon: Er legte nacheinander die Fahrprüfungen ab in den Kategorien für kleine und schwere Motorräder, natürlich für Personenwagen, schwere Motorfahrzeuge, Lastwagen, Trolleybus und Töff-Seitenwagen. «Auch das Taxibillett habe ich in jüngeren Jahren gemacht», lacht Ulrich. Warum? «Ich half ab und an als Taxifahrer aus, das war eine tolle Sache.»
Eine tolle Sache war, und eine wichtige Rolle in all den Jahren, spielten für die Ulrichs wie schon erwähnt Oldtimer und klassische Fahrzeuge. Nicht nur beruflich, auch privat. «Wir hatten jahrelang ein Oldsmobile Delta 88 aus den Sechziger Jahren in unserem Besitz, und machten damit die schönsten Ausflüge», schwärmt Margrith Ulrich. Der Ami hat mittlerweile einem Engländer Platz gemacht: In der Garage in Pfäffikon steht nun ein Jaguar XJ6 4.0 Sovereign aus dem Jahre 1989.
Selten ist sicherlich die Tatsache, dass Margrith und Albert Ulrich in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur als Ehepaar, sondern auch in den Rollen der «Geschäftspartner» bestens harmoniert haben. Zwar holten sich die beiden zweimal Hilfe in den Betrieb – einmal von einem Lackierer, einmal von einem Hilfsarbeiter. Aber beide Male musste die «Übung» schon nach einigen Monaten abgebrochen werden. «Es hat nicht geklappt – wir brachten die jeweils unterschiedlichen Ansprüche, die jeder an sich selber hat oder eben auch nicht, nie unter einen Hut», sagt Albert Ulrich.
So blieb es dabei, dass seine Ehefrau an den Wochenenden Büro und Rechnungswesen erledigt und sich obendrein zur Werkstattspezialistin entwickelt hat. «Sie bereitete die Fahrzeuge vor, hat geschliffen und mit dem Messgerät Farbtöne bestimmt», sagt Albert Ulrich voller Stolz. Zuvor, also bevor sie in den Betrieb eingestiegen war, lötete die dreifache Mutter Leiterplatten (auch als Heimarbeit) für Elektronikgeschäfte und Kabelbäume zum Beispiel auch für Spitäler.
Nun also ist definitiv Schluss mit der Arbeit. «Ich freue mich darauf, mehr Zeit zum Jassen zur Verfügung zu haben», sagt Margrith Ulrich voller Vorfreude. «Und Albert nimmt hoffentlich die Gelegenheit zum Velofahren wahr.» Eine Passion, die er jahrelang gepflegt hat – unter anderem an drei Radquerrennen, Strassenrennen wie der Vierkantone-Rundfahrt oder der Zentralschweizer-Meisterschaft. Und wie sieht es aus mit der Lackiererei, so quasi als Hobby? «Vielleicht», sagt Albert Ulrich. «Eventuell helfe ich einem Kollegen, Töfflis zu verschönern – oder ich werde das eine oder andere Klavier oder Flügel lackieren» (Anmerkung Red.: In den Sechzigern lackierte Ulrich in einer gemieteten Werkstatt Musikinstrumente).
Übrigens: Am 8. August feiert Albert Ulrich Geburtstag. Wie jung er wird? Nun, das wissen jetzt wirklich nicht sehr viele. Unser Tipp: Den ultimativen Hinweis liefert das Privatauto der Ulrichs – mit dem Kennzeichen SZ 8837.
Von 1953 bis 2021 – Albert Ulrichs Lackiererlaufbahn auf einen Blick
Nach Primar- und Sekundarschule in Schwyz begann Albert Ulrich 1953 bei der Mythenblick Garage in Seewen seine Lackiererlehre, die er nach dem Tode des Lehrmeisters bei der Carrosserie Huber in Brunnen beendete. Nach der Rekrutenschule erledigte er bis 1959 Kleinreparaturen für Garagen und mietete 1960 eine Werkstatt. 1970 folgte der Wechsel auf Nutzfahrzeuge: Der damals 33-Jährige nahm mit einem Team Umlackierungen an MAN-Fahrzeugen und Lastwagenaufbauten vor. Von 1981 bis 1990 war er bei der Carrosserie Hans Zurbuchen als Vorarbeiter tätig und nahm 1991 die Offerte an, als Selbständiger den jetzigen Standort an der Talstrasse in Pfäffikon zu mieten.
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