Carrosserie- und Fahrzeugbau

Managementkonferenz in München, Tag 1

 

Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)

Drei Tage netzwerken, diskutieren, zuhören, lernen, sich unterhalten lassen und Spass haben - unter dieser Prämisse steht die «Acoat Selected Managementkonferenz» von Akzo Nobel, die vom 11. bis 13. November 2022 im Hotel «The Westin Grand» in München begeistert. Gekommen sind gegen 560 Carrossiers, Netzwerkmitglieder und Gäste aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Und die erlebten mit Christian Clerici, Autor, TV-Journalist und TV-Moderator (u. a. X-Large, Herzblatt) einen gut vorbereiteten und professionell agierenden Moderator, der mit viel Witz und Wiener Charme nicht nur sein Publikum in Stimmung brachte, sondern auch kompetent durch den ersten Konferenznachmittag führte.

 

Zum Auftakt begrüsste der 57-Jährige, selbst passionierter Oldtimersammler von US-Cars und einst zusammen mit Airbrush-Künstler Knud Tiroch Gründer eines Rennstalls für historische Tourenwagen, Ignacio Roman Navarro. Der gebürtige Spanier, seit März 2022 Business Director EMEA bei Akzo Nobel und somit zum ersten Mal im Rampenlicht der Management-Konferenz («Ich bin schon ziemlich nervös»), liess es sich nicht nehmen, ein paar Worte über die aktuell schwierigen Zeiten in der Carrosseriebranche zu verlieren. Dabei sprach er die Abhängigkeit beim gelieferten Gas und Strom sowie die Kriegssituation in der Ukraine und in Russland an und machte im Namen seines Teams das Angebot, den Betrieben erst recht unter diesen Umständen mit Rat und Tat helfend zur Seite zu stehen.

 

Das erste Podiumsgespräch bestritten in der Folge Amedeo Bonorva (VR Premium Sales Manager Schweiz), Daniel Kappeler (VR Premium Sales Manager Österreich) und Stefan Oesterling (Area Sales Manager Sikkens Nord). Ein Kernthema der drei DACH-Verantwortlichen war dabei einmal mehr der Fachkräftemangel. Ein Desaster, dem man gemäss Daniel Kappeler nur mit guten Ideen entgegentreten kann. Unter anderem fordert er neue Arbeitszeitmodelle und den Willen aller Betriebschefs, noch mehr in die Aus- und Weiterbildung zu investieren.

 

Amedeo Bonorva äusserte sich über die gelungene und vielversprechende «Rekrutierung» des jungen Personals und erinnerte in diesem Zusammenhang an die prestigeträchtigen Swiss Skills in Bern, die Tausende von Schülern angelockt und ihnen gleichzeitig an den Ständen der Carrossiers alle Berufe nahe gebracht haben. Darüber hinaus machte er die Ankündigung, dass sich sein Unternehmen in der Schweiz mit einer Agentur zusammengetan hat, um junge Menschen für die Carrosserieberufe zu begeistern. Beim Thema «Expansion und Investition» schilderte Bonorva die Situation einiger Schweizer Betriebe, die andere Unternehmungen übernommen oder mit zusätzlichen Geschäftsmodellen (u. a. Caravan, Lastwagen, Felgenreparatur) die Diversifizierung vorangetrieben haben.

 

Was das Publikum den ganzen ersten Tag beschäftigt hat und auch in der Podiumsdiskussion immer wieder erwähnt wurde, sind die explodierenden Energiekosten. Was Stefan Oesterling übrigens zu folgendem Statement veranlasste: «Wenn sie Glück haben, müssen sie ihre Energiekosten im Betrieb nur verdreifachen. Haben sie aber Pech und eine unglückliche Liefervertragsituation, müssen sie dafür die Faktoren Mal fünf oder Mal sechs rechnen». Keine guten Aussichten. Genausowenig wie beim Thema Nachhaltigkeit seine Prognose, in ein paar hundert Millionen Jahren werde die Sonne explodiert und die Erde ebenfalls nicht mehr da sein. Was wir - wie seine Prognose, Greta Thunberg und die blutjunge Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer seien künftig zu den einflussreichsten Meinungsmacherinnen der Welt zu zählen - unkommentiert stehen lassen möchten.

 

Zum Thema «Nachhaltigkeit in der Reparaturlackierung» hatte dann Torsten Schmiegel von Akzo Nobel einiges zu sagen. Der Berater im Bereich Umweltschutz hat eine Projektarbeit zusammen mit zwölf Carrosseriebetrieben aufgenommen, um dort anhand festgelegter Faktoren ihre Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zu messen. Die Auswertungen ergaben unter anderem, dass der thermische Verbrauch bei einer der Firmen sehr hoch war, was auch auf zwei Kabinen ohne Wärmerückgewinnung zurückzuführen ist. Apropos Kabinen: Tiemo Sehon durfte gleich im Anschluss die neueste Generation seiner Lackierkabinen vorstellen, die dank modernster Technologie eine maximale Effizienz bringen sollen. Und Ralf Krause (Premiotherm GmbH) schilderte die jüngsten Abklärungen seiner Firma hinsichtlich Effizienzsteigerungen und Beratungen, wenn es um den optimalen Energiehaushalt sowie Wasser- und Stromverbrauch geht. Thomas Behl (AZT Automotive GmbH) widmete sich schliesslich aus der Perspektive des Versicherers dem Thema «Aspekte der Nachhaltigkeit im Werkstattalltag» und verriet dabei, dass sein Betrieb während Corona und dem damit verbundenen Homeoffice zum Beispiel auch Schadenbegutachtungen per Video durchgeführt hat. Was schliesslich enorm zum CO2-sparen beitragen kann.

 

Das Schlussbouquet von Tag 1 bildete ein zünftiger bayerischer Abend im bekannten Löwenbräukeller. Bei Festhüttenmusik, Bier, Brotzeitbrettln (u.a. Leberwurst, Presssack, Bergkäse, Landschinken, Obazda, Regensburger) und Hauptspeise (u.a. Schweinekrustenbraten, Semmel- und Härdöpfel-Knödel, Apfelblaukraut, Rinderbratwurst, Sauerkraut) ging es dort ziemlich laut und festlich zu und her. Wer noch wollte, konnte und über genügend Stehvermögen verfügte, verlegte den Feierabend später noch in die Hotelbar. Doch ab diesem Zeitpunkt endet unsere Berichterstattung.

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