Carrosserie- und Fahrzeugbau

Managementkonferenz in München, Tag 2

 

Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)

Sakredi - der Morgen nach dem Bayrischen Abend ist ein bisschen ein schwerer. Jedenfalls für einige der Gäste, «die noch bis vor Kurzem an der Hotelbar gestanden sind» und welche Moderator Christian Clerici wie (beinahe) alle Anwesenden mit einem schelmischen Lächeln zur bevorstehenden Vortragsreihe und zum «Experten-Talk» mit drei Carrossiers aus Deutschland und einem aus Österreich begrüsst. Als Fünfter mitten drin in der Gesprächsrunde: Patrick Balmer, Eigentümer der Carrosserie Spiez AG. Und der mischt gleich munter mit in der Diskussion und liefert zum Thema «Energie im Carrosserie- und Lackierfachbetrieb» folgendes Statement ab: «Eigentlich wissen wir alle gar nicht so genau, wo wir punkto Energieverbrauch und CO2-Ausstoss stehen - im Vergleich zum Beispiel mit einem Betrieb aus dem Verkaufs- und Neuwagensektor».

 

Ansonsten aber waren sich die fünf Experten einig: Um ökologisch nachhaltig aufgestellt zu sein, sollte jede Werkstatt eine LED-Beleuchtung installieren lassen, die Heizkosten senken und schnelltrocknende Lacke verwenden. Gerhard Hacker von der gleichnamigen GmbH in Deutschland geht da noch einen Schritt weiter und gibt alles, um diesbezüglich auch die Mitarbeiter («Der Faktor Mensch spielt beim Energiesparen eine wesentliche Rolle») in die Verantwortung zu nehmen - mit möglichst kurzen Standzeiten in der Lackierkabine und dem Aufruf, wo es Sinn macht das Licht zu löschen.

 

Ein weiteres Gesprächsthema drehte sich um die Wertschätzung der Mitarbeitenden und das Vertrauen in sie. «Wir müssen die Menschen in den Mittelpunkt stellen» und «auf die Bedürfnisse der einzelnen Angestellten eingehen» waren in diesem Zusammenhang zwei Statements, die gemäss Diskussionsteilnehmer in jedes «Rezeptbuch» eines Chefs gehören. Als Vorschläge für die Teambildung gabs Stimmen wie zum Beispiel «Bei uns wird jede Woche gegrillt» oder «in meinem Betrieb haben wir einmal im Monat einen gemeinsamen Mittagstisch».

 

Danach führten zwei Mitarbeitende von Akzo Nobel die Zuhörer durch die Vortragsreihe. Produktmanagerin (EMEA) Natalija Pekas («Der Einsatz innovativer Produkte reduziert den Energieverbrauch») präsentierte verschiedene energiesparende Materialien (CO2 Repair Calculator, neuer Schleiffüller) und zeigte anhand einiger Beispiele, wie man über die Produkte die Kosten senken, gleichwohl aber die Produktivität hochhalten kann. Und Raimondo Stau, Fachmann für Prozesssteuerung und verantwortlich für das technische Akzo-Schulungsprogramm, erklärte unter anderem sehr engagiert und anschaulich die Vorteile vom «Paint Perform Air» (PPA), von dem mittlerweile in den DACH-Regionen über 150 Einheiten installiert worden sind.

 

«Der PPA bietet weniger Overspray, ein weiches und gleichmässiges Lackieren, einen besseren Verlauf und mehr Lack auf der Fläche», sagte er. Und legte dabei besonderen Wert auf die Feststellung, dass diese Aussagen von den Anwendern kommt - und nicht aus dem Verkaufshandbuch von Akzo Nobel stammt. Kai Gräper, Strategic Sales Manager DACH bei Akzo Nobel, nutzte den Nachmittag für einen Vortrag zum Thema «Acoat Selected - ein nachhaltiges Angebot». Sein Statement: «Wir leben immer noch weit über unsere Verhältnisse. Die Energie, die wir für unser komfortables Dasein verbrauchen, ist leider knapp, sehr teuer und immer noch nicht regenerativ.» Gleichzeitig wies er nicht ohne Stolz darauf hin, dass Akzo Nobel seit zehn Jahren in den Top 10 im Nachhaltigkeits-Index der Firmen figuriert.

 

Die Rolle des Keynote-Speakers gehörte Philip Keil, seines Zeichens erfahrener Pilot und überzeugt davon, dass in keinem Beruf alles nach Plan verläuft. «Egal was man tut - jeder erreicht irgendwann Mal seinen Decision Point», sagte er. «Und jeder hat dabei eine vielleicht sogar überlebenswichtige Entscheidung zu treffen». Sein Decision Point war eingetreten, als er und sein mit 200 Personen besetzter Flieger urplötzlich mit starkem Windwechsel konfrontiert wurden. Die Maschine verlor den Aufwind unter den Flügeln, sackte dramatisch ab. Sein Entscheid: In den Sturzflug gehen und den Flieger danach wieder in die Horizontale bringen. Zudem schilderte er anhand eines Filmes mit originalem Funkverkehr die Ereignisse vom 15. Januar 2009, die Kapitän Sullenberger (Sully) zu einem berühmten Mann gemacht haben. Sullys Maschine kollidierte kurz nach dem Start in New York mit riesigen Vögeln, worauf beide Triebwerke ausfielen. Statt umzukehren, dirigierte Sully das Flugzeug Richtung Hudson River, landete im drei Grad kalten Wasser. Er hatte seinen Decision Point erreicht - und rettete mit seinem ruhigen Handeln 155 Menschenleben.

 

Der Rest des Tages war dem geselligen Zusammensein gewidmet - einerseits mit verschiedenen interessanten Programmen, für die man sich individuell einschreiben lassen konnte. Ein Ausflug führte in die BMW-Welt und ins BWM-Museum, ein anderer mit dem Bus durch München. Ebenfalls beliebt: die Besuche vom Olympiazelt (Dachtour), vom Zoo Hellabrunn und vom Schloss Nymphenburg. Hier führte die kompetente Historikerin Edith Schmidmaier-Kathke die Besucher durch die Schlossanlage und stellte beim Rundgang nicht nur den Park, sondern auch die verschiedenen prunkvollen Säle mit ihren Gemälden in den Mittelpunkt.

 

Definitiv zu Ende ging Tag 2 mit dem Abschlussabend im «Paulaner am Nockherberg», wo ein sehr feines Nachtessen serviert wurde und ein Unterhaltungsprogramm mit bemerkenswerten Showelementen auf die Gäste wartete. Zu den Protagonisten gehörten das Duo «Auto di Takt», das Musikinstrumente aus dem Heimwerkerkasten zusammenbaut und zum Beispiel mit Kanister- oder Auspuff-Fendergitarre «Smoke on the Water» von Deep Purple spielt, mit der Akkuschrauber-Trompete «My Bentley is over the Ocean» intoniert oder mit dem Autohupen-Klavier und dem Hit «New York, New York» an Frank Sinatra erinnert. Wer sonst noch für Unterhaltung sorgte, entnehmen Sie bitte unserer Fotogalerie.

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