Carrosserie- und Fahrzeugbau

Für Sie gefahren: Audi S5 Cabriolet TFSI Quattro

 

Von Heinz Schneider (Text) und Dennis Mario Schneider (Fotos)

Meine Mutter hatte ein Faible für Lebensweisheiten. Die eine oder andere, stilvoll gelayoutet auf schmucken Plaketten, stellte sie zuhause an den Wänden der Küche und der Stube aus. «Beklage nicht den Morgen, der Müh und Arbeit gibt, es ist doch schön zu sorgen für Menschen, die man liebt», hiess einer. Ein anderer: «Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heiteren Stunden nur».

 

Letzteren habe ich mir während der Testphase mit dem Audi S5 Cabriolet im April zu Herzen genommen. Mit folgendem Resultat: Definiert man «heiter» mit «sonnig», komme ich auf nullkommanull Minuten. Für den Tester eines offenen Sportwagens ein Desaster. Definieren wir auf der Redaktion «heiter» aber mit Fahrspass, sind ziemlich genau 50 Stunden daraus geworden. Weil der Ingolstädter auch dann, wenn ihm tanzende Schneeflocken aufs stramm sitzende Stoffdach rieseln, folgendes vermittelt: Ausschliesslich heitere Stunden hinter dem Lenkrad. Die man geniessen kann.

 

Dazu trägt einerseits die Fahrwerksabstimmung bei – im Modus «Dynamique» eher straff, in «Komfort» und «Eco» auf Bequemlichkeit getrimmt –, und andererseits die gegenüber dem Vorgänger höhere Verwindungssteifigkeit der Carrosserie. Und natürlich die Tatsache, dass es im Innern des Ingolstädters cabrio-untypisch ruhig zu und hergeht. Da spielt das perfekt sitzende, eng anliegende und mehrlagige Verdeck einen wichtigen Part – genauso wie die lärmabstossende Frontscheibe oder die im Vergleich zum Vorgänger wirkungsvoller abgedichteten und ein Millimeter dickeren Seitenscheiben. Einziger Kritikpunkt: Die Ablagen in der Mittelkonsole und in den Türen bestehen aus blankem Hartplastik. Wären sie zum Beispiel mit Filz ausgelegt, müsste man sich nicht über klappernde Schlüssel, klingende Münzen oder scheppernde Garagenöffner ärgern.

 

Viel Freude bereitet hingegen der Turbomotor – ein 354 PS und 500 Newtonmeter starker Sechszylinder, der herrlich seufzt, bollert, wummert, grollt und poltert. Und den rund 1850 Kilo schweren Viersitzer in 5,1 Sekunden rasant auf Tempo 100 sowie bis zur elektronisch abgeriegelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h beschleunigt. In Kombination mit der relativ lang untersetzten Achtgang-Automatik, die schnell, ansatzlos und per Lenkrad-Paddle kaum spürbar schaltet, überzeugt der schöne Audi auf der ganzen Linie. Am meisten übrigens auf Passstrassen – dort wieselt er leichtfüssig durch enge Kurven, lenkt präzise ein und punktet mit permanentem Allradantrieb und selbstsperrendem Mitteldifferenzial. Mehr Traktion geht nicht.

 

Natürlich könnte man sich ob des vielen Lobes nun die Frage stellen, warum sich denn um Himmels Willen nicht mehr S5-Cabriolets im Strassenverkehr tummeln. Unser (berechtigter) Verdacht: Es könnte am hohen Verkaufspreis von knapp 100 000 Franken liegen. Werden alle Zusatzausstattungen an und in unserem Testwagen (u. a. Aluräder, Umgebungskamera, Ledersitze Feinnappa, Windschott) obendrauf gerechnet, nähern wir uns der Grenze von 130 000 Franken an. Viel Schotter in Zeiten wie diesen.



Audi S5 Cabriolet TFSI Quattro
Preis ab 99 100 Fr.
Zylinder / Hubraum V6 / 2995 ccm
Leistung 354 PS bei 5400 U/min
Drehmoment 500 Nm ab 1370 U/min
Antrieb 4x4, Automat, 8 Stufen
0 – 100 / Spitze 4,9 Sek, 250 km/h
Verbrauch (Werk) 9,4 l / 100 km
Energieklasse G CO2 210 g/km
Länge / Breite / Höhe 4,70 / 1,85 / 1,38 m
Kofferraum 375 Liter
Anhängelast 1900 Kilo

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