Carrosserie- und Fahrzeugbau
Schweizer Classic-Szene geht gemeinsam – mit neuem Netzwerk
- Leitet das «Global Classic Color Netzwerk» von Glasurit und BASF: Jürgen Book. Leitet das «Global Classic Color Netzwerk» von Glasurit und BASF: Jürgen Book.
- Sind die Ansprechpartner: Cornelia Thoma (Netzwerk-Verantwortliche Schweiz) und Dennis Friedag (Netzwerkleiter DACH). Sind die Ansprechpartner: Cornelia Thoma (Netzwerk-Verantwortliche Schweiz) und Dennis Friedag (Netzwerkleiter DACH).
- Feierten mit den BASF- und Glasurit-Vertretern das Kick-off-Meeting: Die Profilackierer der ersten sieben Mitgliederbetriebe. Feierten mit den BASF- und Glasurit-Vertretern das Kick-off-Meeting: Die Profilackierer der ersten sieben Mitgliederbetriebe.
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Die Schweizer Oldtimerbranche bekommt ein Netzwerk, das sowohl für die Endkunden – sprich Oldtimerbesitzer – als auch für Carrosseriespengler, Mechaniker und Carrosserielackierer interessant ist. Es heisst «Glasurit Classic Car Colors» und wurde von der «BASF Coatings Services AG» aus Pfäffikon (SZ) gegründet. Nun fand das Kickoff-Meeting in der «Emil Frey Classics» in Safenwil (AG) statt – zusammen mit den ersten sieben Partnerbetrieben. Wir haben uns mit Jürgen Book, «Leiter Global Classic Color Netzwerk», über den jüngsten Coup von Glasurit unterhalten.
Von Heinz Schneider (Interview und Fotos)
Herr Book, Sie waren – direkt vom BASF-Hauptsitz in Münster kommend – Gastgeber des Kickoff-Meetings im Oldtimerzentrum der Emil Frey AG und haben sich dort mit Partnern und Gästen getroffen. Braucht die Schweizer Lackbranche wirklich noch ein neues Netzwerk?
Jürgen Book: Das braucht sie in der Tat – zumindest eines, das sich um die Anliegen und Interessen der vielen Oldtimerbesitzer in diesem Land kümmert. Glasurit hat eine 130 Jahre alte Geschichte rund ums Thema Lack, da können wir schon einiges an Erfahrungen und Know-how beisteuern.
Seine Lack-Kompetenz für Oldtimer hat Glasurit auch schon 2007 bewiesen. Damals startete das Programm «Classic Car Colors», welches auf der weltgrössten Farbton-Datenbank für historische Fahrzeuge basiert. Sie bauen das Netzwerk darauf auf?
Jürgen Book: Das tun wir. Mit der Frage der Oldtimerbesitzer, wohin sie denn mit ihren Fahrzeugen gehen und wem sie eine Reparatur anvertrauen sollen, haben wir uns tatsächlich schon damals beschäftigt. Die Antwort lautet auch heute noch: «Natürlich zum Fachmann, in den spezialisierten Lackierbetrieb». Seither hat sich der Markt in jeder Beziehung rasend schnell weiterentwickelt, was wir so eigentlich nicht erwartet haben. Es ist ein Privatkunden-Geschäftssegment geworden, in dem wir mittlerweile sehr viele Erfahrungen sammeln konnten.
Dass Sie diese Erfahrungen und dieses Programm nun in Form des Netzwerkes auch in die Schweiz bringen, ist eigentlich längst überfällig.
Jürgen Book: Da muss ich Ihnen Recht geben. Hier gibt es sehr viele sehr schöne und wertige Fahrzeuge – darum bin ich überzeugt, dass der Markt reif ist, um ein Spezialisten-Netzwerk aufzubauen.
Warum hat es denn so lange gedauert? In Deutschland, Holland, Italien oder Frankreich gibt es «Glasurit Classic Car Colors» schon seit vielen Jahren.
Jürgen Book: Das ist eine gute Frage. Wir müssen natürlich selber auch in der Lage sein, alles umsetzen zu können. Nun sind wir das. Aber wir liessen uns Zeit mit der Findung der richtigen Partner, mit denen wir starten möchten. Das sind jetzt sieben Betriebe. Wir haben uns anlässlich des Kickoff-Meetings noch näher kennengelernt, und ich denke, wir werden mit dieser Gruppe für Furore sorgen.
Wen sprechen Sie mit dem Netzwerk an? Wer sind die Zielgruppen?
Jürgen Book: In erster Linie ist das der Endkunde, also der Oldtimer-Besitzer. Dann möchten wir die Sachverständigen erreichen und die Lackierbetriebe. Und ebenso die Community mit ihren Oldtimerklubs, Verbänden, Museen oder die Medien.
Ist es ein Muss, dass sich «Glasurit Classic Car Colors» – wie jedes klassische Netzwerk auch – in der Schadensteuerung engagiert?
Jürgen Book: Auf keinen Fall. Wir sind ein Spezialisten-Team fürs Privatsegment, das heisst, bei uns ist der Oldtimerbesitzer der Schadensteuerer. In unserem Netzwerk findet er die Kompetenz, das Know-how, den besten Lack und die richtigen Partner, wenn es um die Reparatur, den Erhalt oder die Pflege seines Klassikers geht.
Sie haben die bisherigen sieben Netzwerkpartner erwähnt. Mit welchen Erwartungen sind diese gestartet? Und welche Erwartungen haben Sie persönlich an diese Betriebe?
Jürgen Book: Wir haben sie mit Bedacht ausgewählt. Sie erfüllen verschiedene Kriterien. Das erste ist, dass sie die Classic-Cars als wichtiges Geschäftssegment betrachten – und nicht als Lückenfüller. Und dass sie mit uns wachsen möchten, das braucht es in einem Netzwerk. Das zweite wäre dann natürlich, im Betrieb im Bereich Classic die BASF-Lackmarke Glasurit zu verwenden. In einem weiteren Schritt werden wir die Partnerbetriebe nun untereinander vernetzen. Jeder von ihnen hat bislang seine eigenen Erfahrungen gemacht, sich kaum grundlegend ausgetauscht. Das wird sich jetzt ändern. Und wir garantieren, dass es im Bereich Marketing und Kommunikation nun ganz andere Möglichkeiten geben wird.
Ich möchte nachhaken: Sie sprechen von Spezialisten – was müssen diese Mitgliederbetriebe denn konkret können?
Jürgen Book: Unser Ziel sind Fachleute, die wie wir die Wertigkeit und den Charakter aller Fahrzeuge, die in Würde gealtert sind, erhalten möchten. Dazu muss jeder einzelne verschiedene Reparaturmethoden anwenden können – also auch Verfahrensweisen, die für ihn jetzt vielleicht noch nicht so gang und gäbe sind. Im Bereich der Restaurierung müssen unsere Partner sehr genau und originaltreu arbeiten – mit jenen Farbtönen, die es eben damals gab. Auch müssen sie wissen, welche Lackiertechnik anzuwenden ist, mit welchen Materialien sie zu arbeiten haben, wie und wo sie den richtigen und authentischen Farbton von früher finden. Oder wie alte Lackschichten zu konservieren beziehungsweise aufzuarbeiten und zu polieren sind, ohne dass dabei Material verloren geht. Das sind Dinge, die uns sehr wichtig sind.
Sie sind Vertreter eines Lackherstellers. Warum möchten Sie alte Lackschichten erhalten und eine Carrosserie nicht neu lackieren?
Jürgen Book: Wir sind seit 2016 Partner der FIVA (Anm. Redaktion: Fédération Internationale des Véhicules Anciens). Da liegt es schon in der DNA, dass man jetzt nicht alles überlackiert, sondern eben auch pflegt. «Erhalten statt ersetzen» – das ist eine Denkrichtung, die wir stark verfolgen und bei unseren Betrieben vertreten.
Gibt es ein Ziel hinsichtlich der Anzahl von Mitgliederbetrieben?
Jürgen Book: Wir haben wie erwähnt mit sieben begonnen, arbeiten jedoch nach dem Prinzip «Klasse statt Masse». Wir wollen ja ein Spezialisten-Netzwerk bilden, das den Unterschied macht. Das heisst, es müssen Fachbetriebe sein, die in der Szene etabliert sind und nicht nur wissen, sondern auch verstehen, was ein Privatkunde von ihnen möchte. Wenn wir irgendwann Mal zwanzig oder dreissig sind, habe ich nichts dagegen. Wichtig ist nur, dass die richtigen Betriebe mitmachen und bereit sind, eine coole Community zu bilden. Und auch Spass und Freude daran haben, wenn wir zum Beispiel gemeinsam an Oldtimer-Veranstaltungen auftreten.
Am Kickoff-Meeting wurden verschiedene technische Seminare angesprochen, die Glasurit auch in der Schweiz anbieten wird. Was können Sie uns darüber verraten?
Jürgen Book: Sie dienen der Weiterentwicklung und der weiteren Ausrichtung auf dieses Segment. Es bringt keinem was, wenn der Chef als Oldtimer-Enthusiast auftritt, in der Werkstatt aber keiner da ist, der diese Euphorie auch handwerklich umsetzen kann. Deshalb gibt es unter anderem das Seminar «Classic Technik», in dem wir verschiedene Lackierverfahren aufzeigen. Bei «Classic Business» geht es darum, wie man das Oldtimer-Geschäft plant und strategisch aufbaut. Die meisten Betriebe, die Classic als Business pflegen, tun das aus ihrer Tradition heraus. Das ist sehr gut, aber etwas mehr Hintergrundwissen schadet absolut nicht. Zum Beispiel darüber, wie es überhaupt im Markt aussieht, in dem ich mich bewege. Oder welche Trends da anstehen. Oder ob ich mich vielleicht doch auf Youngtimer konzentrieren sollte. Man muss den Markt kennen, in dem man sich einrichten will.
Kann man in der Schweiz als Carrossier überhaupt Geld verdienen mit dem Classic-Business?
Jürgen Book: Ich gehe davon aus. Es gibt eine Studie vom Schweizer Oldtimer-Verband, die besagt, dass der durchschnittliche Wert eines Oldtimers hierzulande bei 63 000 Franken liegt. Das sind beinahe drei Mal mehr als in Deutschland mit 22 000 Euro. Was ich so deuten würde, dass Schweizer Kunden viel dafür tun und gezielt Geld ausgeben, um den Wert ihres Fahrzeuges zu erhalten. Das Netzwerk unterstützt dabei, diesbezüglich die für sie richtigen Entscheidungsgrundlagen bereit zu stellen.
Das sind die bisherigen Mitgliederbetriebe
Autospritzwerk Müller, Wetzikon (ZH)
Carrosserie Muster + Müller AG, Oberbuchsiten (SO)
Carrosserie Spritzwerk Walter Fierz, Zürich
Emil Frey Classics, Safenwil (AG)
FMT – Fahrwerk & Motorentechnik, Rapperswil (SG)
Illusorius Art, Adlikon (ZH)
Lackierbar Imlig GmbH, Brunnen (SZ)
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