Carrosserie- und Fahrzeugbau

Akzo Nobel: Acoat-Clubtreffen in Athen – die Fachtagung

 

Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)

 

«Akzo Nobel» und seine Mitglieder von «Acoat Selected» haben im hochsommerlichen Athen (33 Grad) das traditionelle «Partner-Clubtreffen» zelebriert. Rund 550 Personen aus dem Carrosseriegewerbe nahmen zuvor die Einladung ins Hotel «Intercontinental Athenaeum» an, fast 80 von ihnen aus der Schweiz. Eine stolze Zahl.

 

Kein Wunder, schliesslich versprach das Programm vom 21. bis 24. September nicht nur spannende Referenten und unterhaltsame Abendprogramme, sondern auch lehrreiche Ausflüge in die Hauptstadt Griechenlands, in der sogar Architektur-Denkmäler aus dem 5. Jahrhundert vor Christus zu bestaunen sind. Dazu gehören die der Stadtgöttin Athene gewidmete Burg Akropolis, antike Gebäude wie der Parthenon-Säulentempel, das Akropolis- und das archäologische Nationalmuseum oder das Olympiastadion. Klar, dass carwing es sich nicht hat nehmen lassen, vor Ort dabei zu sein und über die drei oben genannten Hauptthemen in drei verschiedenen Storys zu berichten. Hier ist die erste über die Tagung mit den Referenten.

 

Offiziell eröffnet – nach dem Abendessen am Donnerstag (21. September) im noblen «Glyfada Golf Club und den frei zur Auswahl stehenden Ausflügen am Freitagmorgen (siehe separate Geschichte) – wurde das «Partner-Club-Treffen» durch Jörg Anders (Cluster Sales Director DACH, Akzo Nobel), der hochkarätige Referenten zur Fachtagung ankündigen durfte. Die stand übrigens unter dem Motto «Mit Acoat Selected auf den Olymp» und brachte unter anderem Themen wie Fachkräftegewinnung, Prozessoptimierung und Kostenreduzierung sowie Digitalisierung zur Sprache. 

 

Für die Diskussionsrunde «Nachhaltigkeit in Reparaturbetrieben» stand neben Jörg Anders, Jeanette Ast-Leiner, Daniel Kapeller und Stefan Oesterling auch Amedeo Bonorva (Chef Akzo Nobel Schweiz) zur Verfügung. Hauptthema: Der in allen EU-Ländern geplante «Green Deal», der den Betrieben bis zum Jahr 2050 klimaneutrales Arbeiten aufzwingt. Für dieses neue drastische Gesetz – in dem übrigens vorgesehen ist, dass die Banken die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens nach Nachhaltigkeits-Kriterien bewerten – stellt die EU eine unfassbare Summe von einer Billion Euro (Das sind tausend Milliarden!!) bereit. Von diesem Regulierungswahnsinn der Sonderklasse ist die Schweiz zwar nicht unmittelbar direkt betroffen, trotzdem werden Amedeo Bonorva und sein Team von «Akzo Nobel» den hiesigen Betrieben diesbezüglich Hilfestellung leisten. Und zwar mit «Sustainable Repair», ein Netzwerk für nachhaltige Reparaturwerkstätten. 

 

In diesen Betrieben werden, vereinfacht gesagt, CO2-Messungen durchgeführt und anschliessend Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Ziel ist es, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu reduzieren und so als nachhaltiger Betrieb zertifiziert zu werden. Die Audits als Basis für die Massnahmenpläne sind definiert, genauso wie die beiden ersten von zehn Pilotbetrieben. Es handelt sich dabei um das Carrosserie und Spritzwerk Grüningen in Grüningen (ZH) und die Cartec AG in Studen (BE). Entsprechende Veranstaltungen zu diesem Thema sind geplant, zum Beispiel am 13. Oktober in Grüningen.

 


Gerhard Veyhle von der «Re Start Bildungsakademie» referierte über «Neue Wege der Fachkräftegewinnung». Wie dramatisch die Situation um kompetente Berufsleute in Ludwigsburg bei Stuttgart ist, zeigt sich bei den Lackierern: Es sind dort 573 Stellen zu besetzen. Als erste Massnahme zur Verbesserung der Lage hat die deutsche Bildungseinrichtung zusammen mit «Akzo Nobel» ein Massnahmenpaket verabschiedet, das sich an unserem Lackier-Assistenten und dem Carrosserie-Reparateur orientiert. Konkret: Die Lackiererlehre wird als Teilqualifizierung auf zwei Jahre verkürzt und in sechs Module unterteilt. Es sind dies unter anderem die Lackvorbereitung, die Farbtonerstellung und die Lacknachbearbeitung. 

 

Zum Schluss des Nachmittags äusserte sich Josua Bücher (PDR.cloud) zu «Chancen durch Digitalisierung im Carrosserie- und Lackierfachbetrieb» über die digitale Terminplanung und den digitalen Reparaturprozess, mit dem sich von der Auftragserstellung bis zur Rechnungsstellung viel Zeit und Ressourcen einsparen lassen: Im Beispiel des Referenten wurden aus ursprünglich 77 gerademal noch 63 Arbeitsschritte. Ebenfalls spannende Themen behandelten Andreas Brodhage («Ob das E-Auto das Antriebskonzept der Zukunft ist, wage ich zu bezweifeln») von der «Global Automotive Service GmbH) unter dem Titel «Der freie Markt – Chancen für morgen nutzen» und Norbert de Wolf (Santint BV). Sein Vortrag über die «digitale Fachkraft» beinhaltete unter anderem auch die vollautomatische Mischanlage «AC 100», die nach Holland nun auch in Deutschland auf dem Vormarsch ist.

 

Am Samstag eröffnete Armin Dürr (Technical Service Manager Deutschland) die Fachtagung – mit dem Thema «Effizient in die Zukunft». Sein Tipp bezüglich Energie- und CO2-Einsparungen: Nicht auf Pauschal-Massnahmen hören, sondern kühlen Kopf bewahren – und sich ein eigenes Konzept mit eigenen Lösungen zurechtlegen, das auf individuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten basiert. Die schlimmsten Energietreiber mit dem grössten Optimierungspotenzial sind seiner Erfahrung nach Vorbereitungsplatz, Lackierkabine und Trockner, denen man auch mit der Absenkung der Trocknungstemperatur auf 20 Grad entgegenwirken kann. 

 

Ein ebenfalls sehr interessanter Vortrag lieferte Andreas Bäurle («Keiner hat Zeit zum Aufräumen, aber jeder hat Zeit zum Suchen») von Akzo Nobel. Er erläuterte das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber anhand der Gallup Studie, die Alarmierendes hervorbringt. Sie besagt unter anderem, dass mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland (betrifft auch CH und A) davon ausgeht, in einem Jahr nicht mehr im bisherigen Betrieb zu arbeiten. 69 von hundert haben lediglich eine geringe emotionale Bindung zum Arbeitsort, 18 überhaupt keine. Und nur 13 von hundert identifizieren sich mit ihrer Tätigkeit. 

 

Liegt dieses katastrophale Ergebnis tatsächlich nur an den Arbeitnehmenden: «Nein», sagt Andreas Bäurle. «Der Arbeitgeber ist verantwortlich dafür, dass in seinem Betrieb eine Struktur aufgebaut ist und der Mensch im Mittelpunkt steht». Dazu gehört auch, dass der Chef den Fokus auf Vertrauen legt (persönlicher Umgang), Zuversicht ausstrahlt, Stabilität vermittelt und die Kommunikation pflegt (immer erreichbar). 
Damit sollten gleichzeitig die am meisten genannten Gründe für das oben beschriebene Desinteresse eliminiert werden. Sie lauten «Meine Meinung zählt sowieso nicht», «Mir sagt ja eh keiner etwas» oder «Meine Unzufriedenheit mit der Führungskraft ist gross». 

 

Spass, Gelächter und anerkennenden Applaus für seinen Vortrag «Vergeude keine Krise» erhielt Peter Kreuz. Er hat zu diesem Thema ein Buch geschrieben, das eine Einladung zur Selbstreflexion sein soll, ob man in der Lage ist, auf Krisen angemessen zu reagieren. Um diesbezüglich Erfolg zu haben, empfiehlt der Autor nebst vielem anderen «über den Tellerrad zu schauen» oder «vermehrt Nein zu sagen.» Hinzu kommt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, viel über die eigene Situation nachzudenken – und sich Zeit nehmen, um die Probleme des Alltags zu meistern. Oder wie Peter Kreuz es ausdrückt: «Z.F.D.B. – Zeit für die Birne».

 

Lesen Sie in Kürze im zweiten von drei Artikeln über das mehrtägige Meeting: «Acoat-Clubtreffen in Athen – die Ausflüge».

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