Carrosserie- und Fahrzeugbau

Repanet Suisse in Montreux: Viel News, und ebenso viel Spass

 

Von Heinz Schneider (Text) und Dennis Mario Schneider (Fotos)

Mammutaufgabe für das Team der André Koch AG: Nach der Deutschschweizer Ausgabe der «Repanet Suisse Jahreskonferenz 2023» in Dübendorf (ZH) Mitte September ging nun, nur 14 Tage später, derselbe Grossanlass für die Partner aus der Romandie über die Bühne. Rund 150 Netzwerkmitglieder und Gäste kamen dafür ins «Grand Hôtel Suisse Majestic» nach Montreux – also exakt in dieselbe noble Unterkunft, in der am 19. März 2015 der Westschweizer Start von «Repanet Suisse» mit einem Kick-off-Meeting gefeiert worden war. Damals schweizweit an Bord: 74 Partner, 20 von ihnen aus der Westschweiz. Heute sind 230 Partner mit dabei – 66 davon aus der Romandie, elf aus dem Tessin.

 

Blenden wir ins «Grand Hôtel Suisse Majestic» zurück: Durch den Tag führte dort Moderatorin Christa Rigozzi, «Miss Schweiz 2006» sowie studierte Kommunikationswissenschaftlerin und Kriminologin. Und egal, ob sie die Gäste begrüsste oder Axaltas Farbe des Jahres 2023 «Techno Blue» vorstellte – sie tat dies gekonnt und switchte dabei locker durch unsere Landessprachen, als ob es nichts Einfacheres gäbe. Zudem führte sie, um es vorwegzunehmen, später kompetent durch das «Round Table»-Gespräch (Teilnehmer: siehe Fotogalerie), in dessen Verlauf sie den Fokus auf einige interessante Themen legte. Dabei allerdings nicht immer identische Antworten zu hören bekam.

 

Bei der Frage zum Beispiel, ob Schweizer Netzwerke gut funktionieren, hob Alexandre Winiger (Carrosserie R. Winiger SA, Lausanne) die Partnerschaft mit «Repanet Suisse» hervor. «Sie ist sehr gut für uns», stellt er klar. «Die Zusammenarbeit gestaltet sich hervorragend, wir tauschen uns untereinander aus, und die Verantwortlichen bieten sehr viele interessante Schulungen und Weiterbildungen an, die wir regelmässig nutzen.»

 

Armin Haymoz von «Carrosserie Suisse» vertrat die Meinung, dass man darauf zwar mit «Ja» antworten könne – in erster Linie jedoch im Hinblick auf bestimmte Produkte. «Der Verband ist diesbezüglich unabhängig, muss auf niemanden Rücksicht nehmen», sagt er. Gleichzeitig ist der Fribourger aus Düdingen überzeugt davon, dass «Carrosserie Suisse» eine der wenigen Institutionen ist, die den Fachkräftemangel in den Griff bekommen kann. «Der Carrossier muss die jetzige Generation dort abholen, wo sie ist. Und deren Erwartungen in den Arbeitsverträgen berücksichtigen – sowohl in Bezug auf Löhne als auch der Arbeitszeiten», sagte er. Oder um es auf den Punkt zu bringen: «Jeder Betrieb muss sich wie alles andere optimal im Markt positionieren, um die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen.»

 

Was hat sich verändert im Schadenmarkt? – dies war eine weitere Frage, die in der Gesprächsrunde kontrovers diskutiert wurde. Luciano Paludi von der ESA hat dazu eine dezidierte Meinung: «Der Anteil an Kleinschäden ist mit aktuell achtzig Prozent viel höher als früher», sagte der Geschäftsführer von «Clear Car Rep». Und verwies auf die steigenden Kosten pro Schadenfall – in erster Linie wegen der in Neuwagen verbauten elektronischen Helfer und Assistenzsysteme. Darüber hinaus erinnerte er einmal mehr auf die Instandstellungsmöglichkeit «Reparieren statt ersetzen», was auch ein wichtiger Leitsatz von «Repanet Suisse» ist. Sein Fazit: «Die Preise für Ersatzteile wie zum Beispiel Kotflügel sind von den Herstellern geschützt, da gibt es nichts zu verhandeln. Mit der Reparatur hingegen kann man sich verschiedene Optionen offenhalten und seine Verdienstmöglichkeiten optimieren.» So oder so: In jedem (Schaden)Fall hat Vittorio Gallo von «Toni Digital» («Die Aussage, dass Versicherungen die Preise für Reparaturarbeiten drücken wollen, ist nicht korrekt!») nur seine Kunden im Fokus: «Wir sind ihnen vertraglich verpflichtet. Sie haben Anspruch darauf, dass ihr Fahrzeug top und nach ihren Wünschen repariert wird», sagt er.

 

Natürlich oblag die offizielle Begrüssung zum Meeting in Montreux (Motto: «Repanet Schweiz bringt Sie weiter») Enzo Santarsiero. Und der CEO der André Koch AG («Nimm die Steine, die sie dir auf deinem beruflichen Weg nach oben in den Weg legen, als Grundlage für die Strasse zu deinem Erfolg!») tat dies, genauso wie in Dübendorf, auch in Montreux unter bestimmten Vorzeichen. Das heisst konkret: Begleitet von den stampfenden Rhythmen von «We Will Rock You» von «Queen» betrat er die Bühne, forderte die Zuhörer zum Aufstehen und Mitklatschen auf und zog dabei alle rhetorischen Register der Motivation.

 

«Wollen sie erfolgreich sein?», fragt er zum Beispiel. Und verriet dafür die seiner Meinung nach nötigen fünf Schlüssel – Leidenschaft, Fokus, Disziplin, Fairness sowie Partnerschaften und persönliche Netzwerke. Zudem mahnte er, die Kraft des eigenen Umfeldes nicht zu unterschätzen. «Es gibt Menschen, die nicht wollen, dass sie sich ändern», sagte er. Oder: «Halten sie sich von Energievampiren fern, und achten sie darauf, ob ihre Umgebung eine Gefahr oder eine Quelle der Inspiration ist für sie.» Letzteres ist für ihn mit Sicherheit das Datum vom 15. bis 17. November 2024, wenn im Europa-Park in Rust das zehnjährige Jubiläum von «Repanet Suisse» gefeiert wird. «Markieren sie diesen Termin dick und rot», lachte der Chef von André Koch. «Für ein allfälliges Fernbleiben von diesem Anlass gibt es keinen einzigen entschuldbaren Grund.»

 

Dann wurde er nachdenklich, bat die Anwesenden, mit einer Schweigeminute dem kürzlich im Alter von 60 Jahren verstorbenen Reto Neff (Helvetia Versicherungen) zu gedenken. «Wir haben einen Freund verloren, einen Menschen, an den mich Vieles erinnert und den ich schmerzlich vermisse», brachte er zum Ausdruck.

 

Viel Neues war in der Folge von Philippe Maeder zu erfahren, Verantwortlicher für «Repanet Suisse» in der Westschweiz und im Tessin. Er stellte nämlich «Junior Team» vor, ein Projekt für Lernende, das eine «Schule» beziehungsweise eine «geschützte» Werkstatt im Betrieb beinhaltet. Vater der Idee ist der Kanton Waadt, der für zahlreiche andere Berufe entsprechende Konzepte erarbeitet hat. Für die Sparten «Carrosseriespengler/in» und «Carrosserielackierer/in» bedeutet das folgendes: Die Ausbildungen sind so ausgestaltet, dass die Lehrlinge in ebendieser Werkstatt unter sich arbeiten – geführt von Profis, die sich nur um die jungen Menschen und deren Angelegenheiten kümmern. Die Eltern der Lernenden sind – egal, wie jung diese sind – voll in die Lehrzeit integriert, müssen Reglemente unterschreiben und sich bei Bedarf voll engagieren.

 

Was aber erhoffen sich die Westschweizer vom Projekt «Junior Team», in dem sich aktuell zwölf Lehrlinge befinden? «Eine Aufwertung des Berufsbildes und eine hervorragende Kommunikation unter den Jugendlichen, was letztlich eine Trumpfkarte im Kampf gegen den Fachkräftemangel sein könnte», hält Philippe Maeder fest. Um den Gästen einen Einblick in diese überaus interessante Institution zu bieten, holte er Dan Cottet von der «Garage – Carrosserie Dan» (Echallens, Orbe) und Alexandre Winiger (R. Winiger SA, Lausanne) zu sich auf die Bühne. Die beiden sind bislang die einzigen, die sich aktiv an «Junior Team» beteiligen und ihre Lehrlinge auf diese Weise ausbilden. Im Interview vermittelten die beiden viele eindrückliche Aspekte über die von ihnen gewählte besondere Form der Berufsausbildung.

 

«Repanet Suisse» in Montreux: Die Referenten und ihre Themen

Wie in Dübendorf, verpflichteten die Verantwortlichen der André Koch AG auch für den Anlass in der Westschweiz einige hochkarätige Referenten. Zum Beispiel André Gomes (zeigte auf, wie sich ein Haus samt Fahrzeug-Ladestation auf Photovoltaik umstellen lässt) von der «Helion Energy AG» sowie Thomas Melzer von «Axalta Coating Systems Germany». Er präsentierte die vollautomatische Farbmischmaschine «Irus Mix» und empfahl, sich in Netzwerken einzubringen. «Das Tempo, mit dem sich die Technik entwickelt, wird immer rasanter. Um mithalten zu können, braucht es moderne Schulungen», sagte er. Vittorio Gallo präsentierte den Online-Versicherer «Toni Digital» (gilt in der Branche als Geheimtipp), Chris Belet von «Bel-Gom» die Tochterfirma «Easy-Gom» (bringt auf ihrer Plattform Garagen und Carrossiers zusammen), und Frédéric Lecoultre (Zürich Versicherung) die Erfolgsstory von «Help Point», die 1995 mit einer 0800-er Nummer begonnen hatte.
Das Nachmittagsprogramm bestritten Stefan Marti (XPert Center) mit der Vorstellung des Tools «XPert Speed» (Online-Schadenerfassung in fünf Schritten), Piergiorgio Cecco von «Genesis Motor Switzerland AG» (die Hyundai-Tochter bringt Luxusautos ohne das herkömmliche Vertriebssystem mit Garagisten in die Schweiz) und Daniel Lanz. Seine Firma «Car Net» arbeitet seit 1998 als Flottenmanagement und steuert ein jährliches Schadenvolumen von fünf Millionen Franken in die Netzwerke – Tendenz steigend. Die Rolle des «Key Note Speakers» besetzte schliesslich Pierre Nendaz. Seine Firma «Alpha Formation» aus Estavayer-le-Lac wurde 2002 gegründet und ist auf Firmenschulungen, Coaching und methodische Persönlichkeitsentwicklung spezialisiert. Seine Botschaft: «Wir vermitteln ihnen nicht nur jene pädagogischen Werkzeuge, die sie für ihre persönliche Entwicklung und die Erreichung der Ziele benötigen, sondern bieten auch exakt die auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Ausbildung – sei es in der Personalführung, im Management oder beim Thema Leadership.»

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