Carrosserie- und Fahrzeugbau

Jubiläumskonferenz, Tag 2: Es geht bunt & spannend weiter

 

Von Heinz Schneider (Text) und Dennis Mario Schneider (Fotos)

Tag 2 der Jubiläumskonferenz von «10 Jahre Repanet Suisse»: Er beginnt pünktlich, mit voll versammelter Mann- und Frauschaft (obwohl der Vorabend für einige in die Verlängerung gegangen war). Und endet mit einem Vortrag von Oliver Brünner, der einerseits begeistert, andererseits aber auch stark berührt. «Die Grenze deiner Träume ist die Grenze deiner Welt» – mit dieser Einleitung beginnt Brünner seinen Bericht über sein Leben.

 

Seine Geschichte: 1962 wird er geboren, mit der Nabelschnur um den Hals, bleibt minutenlang ohne Sauerstoff. Die Folge davon: Eine Spastische Tetraparese mit Gesichtslähmung. Klein-Oliver kann weder sitzen noch stehen, seine Sprache ist stockend. Später lernt er, die richtigen Fragen zu stellen, und findet die dazugehörigen Antworten: «Du darfst einfach nicht sagen, das ist halt so. Nimm Dein Leben in die Hand, erfülle dir deine Wünsche, mach die ersten Schritte. Und das Leben kommt dir einen Schritt entgegen».

 

Also beginnt Oliver Brünner, Türen zu öffnen, von denen er nicht weiss, was sich dahinter verbirgt. Und arbeitet mit eiserner Disziplin und Willen an seinem körperlichen Schicksal. Heute ist der 62-Jährige nahezu gesund, Vater von sechs Kindern und Internationaler IT-Trainer. Zudem läuft er Halbmarathon, gehört zu den gefragtesten Speakern im Deutschland und hat ein Konzept für Gesundheitsversorgung entwickelt.

 

In den Tag gestartet wird jedoch mit einer Podiumsdiskussion, moderiert von Enzo Santarsiero. Die Teilnehmer: Joséphine Chamoulaud (CEO Smile Insurances), Harry Cina (CEO Carrosserie 2000), José João Gonçalves (Inhaber Gehri Carrosserie Spritzwerk + Carrosserie Winiger), Karl Heusi (CEO , Derendinger, SAG Schweiz), Olivier Kofler (CEO Carvolution) und Urs Weibel (Leiter CoC Fahrzeugexperten, Zurich Insurance Company).

 

Diskutiert wurde dabei über die Themen «Erwartungen ans Netzwerk», «Margen und Stundenansätze» (deren unterschiedliche Höhen mit regionalen Kosten zu erklären sind) sowie über die Kostenspirale bei den Ersatzteilen, die unaufhaltsam nach oben dreht. Lösungen, wie man dem entgegentreten kann, gibt es allerdings. Erwähnt wurde diesbezüglich ein Scheinwerfer von BMW, der 1500 Franken kostet. Wer da Kosten einsparen will, bekommt zum Beispiel als Alternative auch ein Produkt, welches bei Derendinger für netto 300 Franken zu haben ist.

 

Natürlich ging es auch um Nachhaltigkeit, und wie man sie im täglichen Berufsleben anwenden kann. Klar, dass dabei «Reparieren statt ersetzen» erwähnt wurde. Zweifellos eine clevere Methode, wobei Urs Weibel jedoch darauf hinwies, dass die Gesellschaft beziehungsweise der Automobilist mit seinen Entscheiden einen grossen Teil der Verantwortung mitträgt – und zwar über die Art des Reparaturweges. Was er meint: Ob ein mit zehn Kilo Plastik bestücktes Ersatzteil ersetzt und fortgeworfen statt repariert wird, entscheidet der Kunde letztlich mit.

 

Vor der Kaffeepause war die Reihe an Thomas Behl. Der «Leiter Reparaturtechnik» der «AZT Automotive GmbH» stellte das «Kompetenzzentrum für sichere, nachhaltige und bezahlbare Mobilität im Allianz-Konzern» vor, berichtete über die Meilensteine aus über 50 Jahren AZT und gewährte einen Ausblick auf neue Funktionalitäten im Lackierwesen. Danach übernahm Reto Gut (Geschäftsführer Betriebe Wettswil) von der AMAG («Wir wollen uns zur führenden Anbieterin individueller nachhaltiger Mobilität entwickeln!»). Sie unterhält übrigens schweizweit 37 Carrosseriewerkstätten. Sein Thema: Nachhaltigkeit im Lackierbereich – und welche Massnahmen die AMAG ergriffen hat, um alternative Energiequellen für die Erwärmung von Lackieranlagen zu erarbeiten. Und welche nötig waren, um die Reduktion des Energieverbrauchs zu erreichen. Um es kurz zu machen: Durch verschiedene Massnahmen – unter anderem dem lufttrocknenden Klarlack von Axalta - liess sich die Arbeitszeit einer Lackierung um 30, der Materialverbrauch um 18 und die zur Lackierung nötige Energie um 46 Prozent verringert werden.

 

In den anschliessenden Speed-Referaten schilderte Sascha Feller – Inhaber der Carrosserie Feller und Gründer von «Green Car Repair GmbH – die Entstehungsgeschichte seines Reparatur-Labels. Das folgendermassen begonnen hat: Nach einem einschneidenden Erlebnis mit einem fortgeworfenen Stossfänger, den man problemlos hätte reparieren können, machte er sich Gedanken über nachhaltige Reparaturen. Und begann, ein entsprechendes Konzept zu schreiben. Mit dem Ziel, mit der vorhandenen Infrastruktur und den eigenen Werkzeugen CO2-sparsam und umweltfreundlich zu arbeiten. Damit war «Green Car Repair» geboren. Was Sascha Feller dazu motivierte, seinen Unterstützern Andy Stalder, Carrosserie Suisse und Enzo Santarsiero, welche die Lancierung des Labels möglich gemacht haben, von der Bühne herab zu danken.

 

Marco Flückiger («Um erfolgreich zu bleiben, müssen wir die Augen offenhalten, uns informieren – und schauen, was die anderen tun!»), Technischer Leiter und Mitinhaber der
«Carrozzeria Moderna» in Locarno, vertrat in seinem Kurzreferat die Sicht aus dem Süden. Und berichtete über die täglichen Herausforderungen (Personal etc.), mit denen eine Carrosseriewerkstatt heute konfrontiert ist. Als verlässlichen Partner hob er dabei den Schweizerischen Carrosserieverband hervor, der passende Lösungen für viele Probleme bietet.

 

Daniel Lanz («Wir bedienen Kauf- und Leasingflotten!»), CEO von «Car Net Management» (Die Axa-Tochter steuert ein Gesamtvolumen von fünf Millionen Franken), brachte den Anwesenden das Flottengeschäft näher, das seit 1998 die Kernkompetenz seines Unternehmens darstellt. Immer im Blick für den Kunden: Die Optimierung der Gesamtkosten. «Dafür gibt es von uns strukturierte Lösungen», sagte Lanz.

Neuste Artikel: Carrosserie- und Fahrzeugbau