Lackierer und Autolacke

Achtung, Sensoren: Das sind die Gefahren beim Lackieren

 

Noch vor wenigen Jahren war der kniffligste Teil bei der Stossfänger-Lackierung die Ermittlung der jeweiligen Kunststoffart und die Wahl des richtigen Lackaufbaus. Denn Kunststoffe, aus denen inzwischen die meisten Autostossfänger bestehen, müssen sorgfältig und akribisch vorbearbeitet und beschichtet werden.

 

Mittlerweile sind solche Arbeiten noch anspruchsvoller geworden. Grund: Bei vielen Autos sind auf oder hinter dem Stossfänger Sensoren von Fahrerassistenzsystemen montiert. Beim Ausbau müssen daher zahlreiche Verbindungen zur Bordelektronik getrennt werden. Und auch beim Lackieren selbst gibt es Besonderheiten zu beachten. «Lackreparaturen können Signale von Sensoren stören, wenn nicht sorgfältig gearbeitet wird», weiss Volker Wistorf, Leiter Anwendungstechnik der André Koch AG. Und das hat je nach betroffenem Assistenzsystem Folgen für die Fahrsicherheit.

 

Verschiedene Sensortechnologien im Einsatz
Moderne Assistenzsysteme haben unterschiedliche Technologien. Ultraschallsensoren senden und empfangen akustische Signale über eine Membran. Diese Sensoren sind in der Regel von aussen gut sichtbar, dennoch muss man bei der Nachlackierung aufpassen. Denn die Dicke der Membran kann durch Beschichten beziehungsweise Anschleifen im Zuge einer Reparatur verändert werden. Die Membran kann auch durch eine sogenannte «Schallbrücke» mit dem Gehäuse verspannt werden. Beides ist unerwünscht, denn so verändert sich das Schwingungsverhalten. Radarsensoren hingegen sind oft nicht auf, sondern hinter dem Stossfänger angebracht. Sie arbeiten, genau wie Licht, mit elektromagnetischen Wellen. Sie durchdringen den Kunststoff, können aber durch Kratzer im Lack oder eine zu dicke Reparaturlackierung abgelenkt oder gedämpft werden – auch diese Effekte sind unerwünscht.

 

Vor Arbeitsbeginn Infos einholen
Lackierer sollten daher vor dem Ausbau des Stossfängers in der Ausstattungsliste des Fahrzeugs prüfen, welche Assistenzsysteme und Sensoren wo am Fahrzeug eingebaut sind. Unverzichtbar ist ein Blick in die Reparaturrichtlinien des jeweiligen Autoherstellers. Denn hier stehen präzise Angaben, welche Lackarbeiten mit welchem Abstand um die Sensoren vorgenommen werden dürfen und welche nicht.

 

Lackschichten besonders sorgfältig messen
Das Messen von Lackschichten auf Kunststoffen ist schwieriger als auf metallischen Untergründen. Mit konventionellen Messgeräten, die mit Induktions- oder Wirbelstromtechnik arbeiten, funktioniert es nicht. Es braucht dazu Geräte, die mit Ultraschalltechnik arbeiten. Wichtig bei ihrem Einsatz: Der Messkopf muss möglichst eben aufgesetzt werden, damit an seinem Rand keine Spalten klaffen. Das Messgerät darf jedoch auch nicht zu fest aufgedrückt werden, damit sich der weiche Kunststoff nicht verformt. Ganz wichtig: Das Gerät muss auf Zwei- oder Dreischicht-Messbetrieb eingestellt sein, andernfalls kann selbst ein einwandfrei lackierter Stossfänger unter Umständen als «nicht in Ordnung» bewertet werden.


Ein Musterblech mitlackieren
Schichtdickenmessgeräte mit Ultraschalltechnologie sind wenig verbreitet. Doch es gibt eine Alternative: Lackieren Sie beim Beschichten des Kunststoff-Stossfängers ein Musterblech mit. Anschliessend muss auf diesem Blech mit einem konventionellen Messgerät geprüft werden, ob die aufgetragenen Schichtdicken den Vorgaben des Herstellers entsprechen. Mit dieser Methode erhält man auch ohne Ultraschallmessgerät ein recht verlässliches Ergebnis.

 

Auch das Lackmaterial kann Radarsignale beeinflussen
Bei der Lackierung von sensorbestückten Kunststoffstossfängern können allerdings weitere Faktoren Störungen hervorrufen – und die lassen sich leider nicht per Schichtdickenmessgerät ermitteln. Denn nicht nur die Dicke einer Lackschicht kann Einfluss auf Radarsignale nehmen, sondern auch die Lackmaterialien selbst, zum Beispiel graphithaltige Füller oder Basislacke mit metallischen Effektpartikeln. Bei welchen Lackprodukten, Farbtönen oder Farbmischungen dieser Einfluss auftritt, wird derzeit noch untersucht.

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