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    Daten vs. Klimawandel:

    BASF zeigt

    Wege zur

    CO₂-Reduktion

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Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)

Im Innovationszentrum «Nest» der EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) in Dübendorf trifft sich die Branche, die meist mit glänzendem Lack, nicht aber mit grünen Themen assoziiert wird. Rund 60 Gäste folgen der Einladung der BASF Coatings Services AG zum Event «Eco Repair Motion». Der Titel klingt nach Zukunftsversprechen, der Ort nach Fortschritt im Praxistest. Es geht um mehr als Absichtserklärungen – der Event will Antworten liefern: Wie kann Nachhaltigkeit im Werkstattalltag tatsächlich aussehen?

Alexander Bru, Geschäftsführer von BASF Coatings Services, eröffnet mit einem klaren Fokus: Umwelt und Technologie. Zwei Stichworte, die auch im Tagesprogramm das Sagen haben. BASF selbst ist mit global 112 000 Mitarbeitenden kein Leichtgewicht – und gerade deshalb unter Druck, beim CO₂-Ausstoss Zeichen zu setzen. Netto-Null bis 2050, minus 25 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2018. Klingt nach Vorstandsrhetorik, doch Rahel Reichmann von «BASF Coatings» formuliert es bodenständig: «Wenn wir es nicht schaffen, dann schafft es keiner.» Ihre Präsentation setzt auf Werkstattnähe statt Chemie-Vision: geschlossene Materialkreisläufe, erneuerbare Energie, fossilfreie Prozesse.

Ein Beispiel aus dem Labor, das inzwischen serienreif ist: «Nova Flex Shark Skin» – eine Folie, die sich die Struktur von Haifischhaut zunutze macht. Das Prinzip: Weniger Luftwiderstand, mehr Effizienz – entwickelt für die Luftfahrt. Dies zeigt, dass die «BASF Coatings GmbH» auch in anderen Branchen innovativ und nachhaltig orientiert ist.

Doch Nachhaltigkeit beginnt im Kleinen – beim Trocknen, beim Lüften, beim Heizen. Und bei Produkten wie dem wasserbasierten Lack «Reihe 100», der schneller trocknet, weniger Energie braucht und tiefere VOC-Werte aufweist. Laut BASF spart ein grösserer Betrieb mit «Reihe 100» jährlich bis zu 11 000 Franken. Doch Zahlen allein machen noch kein Umdenken – dafür braucht es Vernetzung.

Hier setzt das «Eco Impact Assessment Tool» an, eine digitale Plattform zur Analyse ökologischer und ökonomischer Faktoren im Werkstattbetrieb. Entwickelt von BASF und Glasurit, nun im Vorreiterland Schweiz im Einsatz. Aktueller Stand hierzulande: Bislang zwanzig Betriebe sammeln Daten, vergleichen sich, lernen voneinander. 150 Fragen liefern die Basis – Energieverbrauch, Lackierprozesse, Abfallmanagement.

In Dübendorf diskutieren die ersten Teilnehmer auf der Bühne – Christine Köpping und Timo Hofer moderieren, während Alice Tognetti, Fabian Hänggi und Rosario Falcone aus der Werkstattpraxis berichten. Tognetti betont die Rolle der Teamleiter, die Nachhaltigkeit glaubwürdig ins Team tragen. Ihre Firma hat den Gesamtverbrauch um 16 Prozent gesenkt. Hänggi, dessen Betrieb nur noch E-Fahrzeuge baut, sieht im Vergleich mit anderen Betrieben eine echte Chance zur Weiterentwicklung. Und Falcone beschreibt den Aha-Moment der eigenen CO₂-Bilanzierung: Optimierungspotenziale werden sichtbar, Mitarbeiterschulungen zeigen Wirkung – wenn auch nicht immer nachhaltig genug. Der Klassiker: Licht brennt, obwohl keiner mehr im Raum ist.

Falcone hat sich zudem ein kleines Recyclingnetzwerk aufgebaut – Verpackungen und Kunststoffe gehen nicht mehr auf die Deponie, sondern in die Wiederverwertung. Früher füllte sein Betrieb vier Container Karton im Monat. Jetzt: fast null. Kleiner Hebel, grosse Wirkung.

Pragmatisch nähert sich auch Tony Tulliani vom HCG Schadenmanagement dem Thema: Reparieren statt ersetzen – ein uralter Grundsatz, neu aufgeladen mit Nachhaltigkeitswert. In seinen Beispielen liegen die Einsparungen bei rund 30 Prozent. Eine Seitenwand – repariert, nicht ersetzt – senkt die Kosten von 11 853 auf 7779 Franken. Was fehlt, ist die CO₂-Bilanz dazu. Ein Vergleich der Emissionen – Produktion vs. Reparatur – würde den ökologischen Wert hinter den Zahlen noch klarer machen.

Abgerundet wird der Tag mit einem kurzen Blick auf das neue Klima- und Innovationsgesetz, das seit Januar 2025 gilt. Rahel Liechti (ACT Cleantech) und Ina Walthert (AMAG) informieren über den Branchenfahrplan für Carrosserie- und Lackierbetriebe – verbindlich, aber offen genug, um weiter gedacht zu werden. Schliesslich dient er nicht nur als Leitfaden zur Dekarbonisierung, sondern er bietet auch eine typische Emissionsverteilung und schlägt konkrete Massnahmen vor.

Was bleibt, ist der Eindruck eines Events, der nicht nur von Nachhaltigkeit spricht, sondern sie konkret macht – mit Werkzeugen, Beispielen, Zahlen. Und dem Versuch, das Thema in den Werkstätten vom Rand ins Zentrum zu rücken.

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