Lackierer und Autolacke
Kein Geheimnis: So holt man an der WM einen Titel
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Ein Tag, der nie in Vergessenheit gerät: Lara Kaufmann anlässlich der Siegerehrung im Fussballstadion in Lyon. Ein Tag, der nie in Vergessenheit gerät: Lara Kaufmann anlässlich der Siegerehrung im Fussballstadion in Lyon.
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Die Feier in der Mobilcity in Bern (v. l.): Pascal Lehmann, Marc Pfister (AK), Lara Kaufmann, Fritz Bartlome und ihr Vater Daniel. Die Feier in der Mobilcity in Bern (v. l.): Pascal Lehmann, Marc Pfister (AK), Lara Kaufmann, Fritz Bartlome und ihr Vater Daniel.
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Wir erinnern uns gerne noch einmal daran: An den «World Skills 2024» in Lyon im September holte sich Carrosserielackiererin Lara Kaufmann auf eindrückliche Art den Vizeweltmeistertitel. Das Team rund um Axalta, André Koch und Repanet Suisse ist stolz auf die Berufsfachfrau und möchte die Erfolge der jungen Bernerin mit diesem redaktionellen Beitrag würdigen. Kathrin Mayerhofer, «Marketingassistentin Sales» beim Unternehmen aus Urdorf, hat die Vizeweltmeisterin zum Interview gebeten – und ihr ein paar spannende und persönliche Antworten entlockt.
Lara, Sie waren Teilnehmerin an den Regionalmeisterschaften 2022, sind Schweizermeisterin und Vizeweltmeisterin. Woher kommt die Motivation, Ihre Fähigkeiten in Wettbewerben zu messen? Sind Sie gar ein wenig ein «Showgirl», dem Konkurrenz nichts ausmacht?
Lara Kaufmann: Ich bin eigentlich gar nicht gerne im Rampenlicht, jedoch war ich für die Meisterschaften bestens vorbereitet durch meine Arbeit bei der Bartlome AG. Ich konnte davon profitieren, dass wir im Alltag oft sehr viel Arbeit haben, dadurch leistete ich schon früh schnelle und gleichzeitig qualitativ hochwertige Arbeit. Ich bin bei allen drei Wettbewerben ohne Druck angetreten und habe mir gesagt: «Es reicht für das, wo es reicht.» Und es hätte nicht besser sein können. Für mich war zudem immer ein Hauptgrund, andere Menschen damit zu erreichen und zu zeigen, wie cool mein Beruf ist.
Wer oder was hat Sie nach dem gewonnenen Titel zur Schweizermeisterin dazu motiviert, an die WM zu gehen?
Lara Kaufmann: Einerseits bekam ich immer sehr gute Unterstützung von meinem Lehrbetrieb, der das Ganze befürwortet hat. Ich wollte ebenfalls meinen Beruf vertreten und anderen zeigen, wie toll dieser ist. Ich hoffe, dass ich auf diesem Weg mehr junge Menschen dazu motivieren kann, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Es war für mich auch eine extreme Bereicherung an Wissen, und ich habe viele interessante und tolle Menschen kennenlernen dürfen.
Wie markant hat sich die Vorbereitung zur WM zu der für die Regionalmeisterschaft und die «Swiss Skills» unterschieden?
Lara Kaufmann: Die war total anders, weil ich ein komplettes Trainerteam hinter mir hatte, das mir viel Know-how mitgegeben hat. Ich konnte so fachlich und persönlich wachsen.
Inwieweit hat Ihr Ausbildungs- und Repanet-Suisse-Partnerbetrieb, die Carrosserie Bartlome AG, Sie in Bezug auf die WM-Vorbereitung unterstützt? Zudem hatten Sie Pascal Lehmann als Coach. Welche Rolle spielte er?
Lara Kaufmann: Die Unterstützung war generell extrem wichtig und super. Viel Hilfe hatte ich vom Betrieb und meinem Chef Fritz Bartlome, von meinem Trainer und Experten Pascal Lehmann, der Mentaltrainerin und zahlreichen anderen Menschen aus meinem Umfeld. Ohne die wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Alle haben alles gegeben, damit ich bestens vorbereitet an die WM gehen konnte. Sehr hilfreich war auch, dass Daniel Meier von Glasurit mir das Lackmaterial nähergebracht hat. Ich bin es gewohnt, mit Standox zu arbeiten. Alle haben dafür gesorgt, dass ich mich voll und ganz auf das Training konzentrieren und auf das ungewohnte Material einlassen konnte. Und schön war, dass alles rund um die WM so toll organisiert wurde – mir sind praktisch alle Hindernisse aus dem Weg geräumt worden.
Was war die heftigste Aufgabe an der WM? Und wie haben Sie die Herausforderung gemeistert?
Lara Kaufmann: Das war einerseits das Autotür-Modul mit der Dekorarbeit, die vier beziehungsweise drei Stunden gedauert hat. Da war ich unter extremen Zeitdruck, und obendrein waren Genauigkeit und Perfektion gefragt. Ich denke, ich habe diesen beiden Aufgaben souverän gelöst. Ich blieb immer ruhig, habe mich konsequent an meinen Arbeitsplan gehalten. Bezüglich der Tür habe ich im Voraus mit Techniker Daniel Meier abgeklärt, welches Deckverhalten die einzelnen Farben haben. Er konnte mir super helfen, für diese Arbeit war ich bestens vorbereitet.
Auf welche Aufgabe haben Sie sich gefreut, weil sie Ihnen liegt und eventuell sogar eher leicht fällt?
Lara Kaufmann: Das waren das Tür-Modul und die Dekorarbeit. Ich wusste, dass hier meine Stärken liegen. Ich kann mit Zeitdruck umgehen und gleichzeitig Perfektion abliefern. Trotzdem haben wir diese Aufgaben im Vorfeld intensiv trainiert.
Wie haben Sie die Nachmittage und Abende nach den Wettkampfzeiten verbracht? Wie sind Sie zu neuer Energie gekommen?
Lara Kaufmann: Ich habe die Zeit mit den anderen Kandidaten aus dem Schweizer Nationalteam verbracht, also mich zum Beispiel mit dem Landschaftsgärtner oder dem Koch unterhalten. Jeder Teilnehmer hat von seinem Tag erzählt, und darüber, was vielleicht nicht so gut gelaufen ist. Ich habe gerne meine Mitstreiter beruhigt, und wir haben uns gegenseitig Energie gespendet und uns berichtet, was am nächsten Tag auf uns zukommt. Den Fokus auf das Nächste zu lenken, anstatt an Vergangenem hängen zu bleiben, das ist wichtig.
Wer ist Ihr grösster Kritiker?
Lara Kaufmann: Ich bin es selbst. Ich sehe definitiv mehr die Fehler von mir als das, was ich super gemacht habe. Der Experte sagte dann am Abend immer zu mir «Wer weiss, ob es überhaupt gesehen und auch bewertet wurde».
Wie kaum jemand in Ihrem Alter haben Sie schon viele intensive Berufserfahrungen gesammelt. Was lieben Sie am meisten am Beruf, auch jenseits von Meisterschaften?
Lara Kaufmann: Das Lackieren, das Arbeiten mit Farbe und alle Situationen, in denen ich kreativ sein darf. Zudem ist jeder Schadenfall, jedes Auto anders – das bringt Abwechslung in den Berufsalltag. Ich mache sehr gerne grosse Projekte, wo ich mich richtig in meine Arbeit vertiefen kann.
Haben Sie eine Lieblingsfarbe?
Lara Kaufmann: (lacht). Nein, ich arbeite täglich mit so vielen Farben, die schön sind. Wenn ich aussuchen müsste, dann wäre es wohl ein Blau oder Grün.
Sind Ihnen Schattenseiten am Beruf aufgefallen? Falls ja, wie kann man diesen begegnen?
Lara Kaufmann: Es gibt manchmal Arbeiten, die nicht so schön oder auch nicht cool sind. Bei mir ist es das «Röstele» (Anm. Red.: Auto und Teile vom Rost befreien), aber die positiven Arbeiten im Alltag überwiegen klar.
Eine Frage, die sich aufdrängt, ist natürlich die, was Sie als Nächstes tun werden? Haben Sie weitere ambitionierte Ziele?
Lara Kaufmann: Auf jeden Fall arbeite ich weiterhin in meinem Ausbildungsbetrieb. Und ich werde an allen vier Regionalmeisterschaften 2025 Trainingsleiterin sein und in Bern dann auch bewerten. Auch werde ich mich bei den Schweizermeisterschaften engagieren und für die Vorbereitung der Kandidaten mit meinem Know-how zur Verfügung stehen. An den «Swiss Skills» werde ich bewerten und mich generell dafür einsetzen, dass die Wettbewerbe weiterhin stattfinden. Gerne unterstütze ich auch den nächsten Kandidaten dann für die «World Skills.» Ich fände es schön, wenn an jeder WM ein Schweizer oder eine Schweizerin aus unserem Berufsfeld dabei ist. Was später kommt, ist noch nicht klar.
Wir hoffen jedenfalls, dass Sie der Carrosserie-Branche mit Ihren Fähigkeiten und Ihrer Persönlichkeit erhalten bleiben. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles erdenklich Gute und viel Freude und Erfüllung im Berufsalltag.
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