In der Carrosseriebranche wird viel lackiert, poliert – und fabuliert. Vor allem, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Zwischen grünen Imagebroschüren und realen CO₂-Werten klafft oft ein Abgrund. AkzoNobel will diese Lücke jetzt schliessen – nicht mit neuen Farben, sondern mit Zahlen. Das Unternehmen kooperiert mit dem Softwareanbieter Solera und integriert seine Produktdaten in dessen Plattform «Sustainable Estimatics». Die Idee: Reparaturprozesse datenbasiert bewerten – nicht gefühlt, sondern gerechnet.
Konkret bedeutet das: Carrosseriebetriebe sollen künftig exakt nachvollziehen können, wie viel CO₂ eine einzelne Reparatur verursacht. Lacktyp, Spritzkabinenzeit, Trocknungstemperatur, VOC-Emissionen – alle relevanten Variablen fliessen in die Berechnung ein. Das Ergebnis ist ein transparenter CO₂-Fussabdruck, der mehr ist als ein schönes Marketingversprechen. Denn plötzlich steht schwarz auf weiss da, wie (un)effizient ein bestimmtes Lacksystem wirklich ist.
Für die Carrosseriebranche ist das ein Paradigmenwechsel. Wer bisher mit Bauchgefühl und Erfahrungswerten gearbeitet hat, wird nun mit Daten konfrontiert – messbar, vergleichbar, unangenehm konkret. Gleichzeitig eröffnet sich die Chance, Reparaturprozesse zu optimieren und ESG-Ziele nicht länger auf der Website, sondern in der Werkstatt zu erfüllen. (Zur Erinnerung: ESG steht für Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung – kurz, das, was Investoren heute sehen wollen.)
Solera bringt das digitale Know-how, AkzoNobel das Produktwissen. Gemeinsam liefern sie eine Lösung, die nicht nur das grüne Gewissen streichelt, sondern auch den wirtschaftlichen Nerv trifft: Weniger Emissionen, mehr Effizienz, bessere Marge. Die Partnerschaft zeigt: Nachhaltigkeit ist kein Zusatzmodul mehr – sie wird zur strategischen Funktion im Reparaturprozess.
Die Kooperation startet in den EMEA-Märkten – also in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Kein regionales Feigenblatt, sondern ein internationales Signal: Wer in der Carrosseriebranche auch morgen noch mitreden will, muss heute anfangen, seine Emissionen zu verstehen – und zu senken. Nicht weil es gut klingt, sondern weil es sich rechnet.