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Lukas Bill: Der Nachfolger von Jörg Brauen legt bald los

 

Von Heinz Schneider (Interview) und Irene Schneider (Fotos)

Lukas Bill ist der Nachfolger von Jörg Brauen und leitet bei der Mobiliar-Tochter «Xpert Center» ab 1. Januar 2025 die Abteilung «Motorbusiness». Wir haben den 43-Jährigen an seinem künftigen Arbeitsplatz in der Berner Mobilcity getroffen und ihn über seine berufliche Vergangenheit, Zukunft und das Privatleben befragt.

 

Herr Bill, zum Warmlaufen beginnen wir mit Ihrer beruflichen Situation. Über welche möchten Sie zuerst reden: Über die, die bald hinter Ihnen oder unmittelbar vor Ihnen liegt?
Lukas Bill: Das überlasse ich Ihnen. Mir sind beide Themen recht.

 

Dann schauen wir zuerst in den Rückspiegel. Sie sind Versicherungsprofi durch und durch, haben von 1997 bis 2000 die kaufmännische Ausbildung bei der Berner Versicherung gemacht und dort, nachdem diese von der Allianz übernommen worden war, im Schadendienst gearbeitet.
Lukas Bill: Da lernte ich das Versicherungshandwerk zehn Jahre lang von der Pike auf. Angefangen habe ich in der Abteilung Motorfahrzeugschaden, mit allen damit verbundenen Aufgaben – vom einfachen Marderschaden bis hin zu den komplizierten Verkehrsunfällen. Im Laufe der Zeit wechselte ich in die Abteilung Haftpflicht-Komplexschaden, wo wir vor allem Personenschäden reguliert haben.

 

Dann ging es, glaube ich, für fünf Jahre zur Mobiliar in die Haftpflichtabteilung – als Schadeninspektor?
Lukas Bill: Es war eine grandiose Zeit, mit vielen fachlich spannenden Herausforderungen. Aber der Wunsch, in einer Personal- oder Geschäftsführung noch mehr bewirken zu können, wurde immer grösser.

 

Sie haben sich dann entschieden, dem Ruf der Mobiliar-Tochter «Xpert Center» zu folgen – als Teamleiter in die Abteilung «Regress». Was tut man dort?
Lukas Bill: Die Aufgabe ist es, unsere Rückgriffs-Möglichkeiten auf haftpflichtige Personen, beziehungsweise deren Haftpflichtversicherung wahrzunehmen. Ein Beispiel: Jemand von Versicherung A fährt einem Mobiliar-Kunden hinten ins Auto. Der Schaden wird von der Mobiliar als Kaskoversicherer abgegolten. Dieser Fall wird uns in den Regressdienst übertragen, wo alles kontrolliert wird. Meine Mitarbeitenden ermitteln die haftpflichtrechtlich geschuldete Regressforderung und reicht diese an die gegnerische Haftpflichtversicherung ein. Wir stellen sicher, dass das Geld von Versicherung A korrekt zurückerstattet wird. Der passive Regress ist genau umgekehrt. Verursacht der Mobiliar-Kunde den Schaden, stellt Versicherung A ihre Aufwendungen uns in Rechnung. Wir klären ab, ob die verrechneten Posten haftpflichtrechtlich gerechtfertigt sind.

 

Gilt Regress nur für Motorfahrzeuge mit Kasko und Haftpflicht?
Lukas Bill: Nein, das ist ja die spannende Herausforderung. Es gibt, ausser bei Krankheitsfällen, in jeder Versicherungsbranche Regressmöglichkeiten – egal, ob bei Unfallversicherungen, der Beruflichen Vorsorge oder bei Sach-, Wasser- und Feuerschäden. Die ganze Palette ist möglich – vom kleinen einfachen Sachschaden bis hin zu den hochkomplexen Invaliditätsfällen, in denen oft nebst der Unfallversicherung auch die IV involviert ist. Wir behandeln pro Jahr 6000 Fälle, sparen dabei rund 35 Millionen Franken ein. Das ist gewaltig.

 

Mich interessiert noch ihre private Situation. Können wir darüber reden?
Lukas Bill: Das können wir. Ich habe meine Jugendliebe geheiratet. Wir sind zusammen zur Schule gegangen und harmonieren seither wunderbar. Unser Stolz sind die drei Kinder – die Jüngste ist 6 Jahre alt, der Mittlere 9 und die Älteste 12. Die Familie ist es auch, bei der ich Kraft tanken und die Versicherungsthemen auf die Seite schieben kann.

 

Jemand, der Sie gut kennt, sagte mir, dass Ihnen die Aus- und Weiterbildung sehr am Herzen liegt.
Lukas Bill: Das gilt sowohl für mich persönlich als auch das berufliche Umfeld. Ich habe nach der Lehre verschiedene Weiterbildungen absolviert, darunter auch die «Höhere Fachschule Versicherung». Zudem bin ich seit einigen Jahren in der Berufsschule tätig, wo ich Branchenkunde unterrichte. Wir müssen dem Berufsnachwuchs unbedingt Sorge tragen, ihn in jeder Lage schulisch unterstützen. Zudem bleibt man so fachlich selbst à jour.

 

Ebenfalls in den Bereich Ausbildung passt, dass Sie in Ihrer Freizeit als Fussballtrainer engagiert sind.
Lukas Bill: Das hat mit unserem Sohn zu tun. Vor drei Jahren wurde in seinem Verein, dem FC Sternenberg, eine Person gesucht, die helfen kann. So bin ich seither als Hilfstrainer tätig. Meine Hauptverantwortung liegt in der Administration. Ich organisiere Turniere, schaue, dass jeder an den richtigen Wettbewerb geht, der Mannschafts-Chat funktioniert und wir für die Matches genügend Spieler sind.

 

Daneben sollen Sie ein ambitionierter und engagierter Tennisspieler sein?
Lukas Bill: Und ein leidenschaftlicher obendrein. Ich spiele Meisterschaften, Interclub, und tue viel dafür, dass ich zumindest einmal pro Woche im Training sein kann. Das Ganze tue ich übrigens mit den Jungs von damals – mindestens die Hälfte der Mannschaft besteht aus Akteuren, mit denen ich gemeinsam in Kinderschuhen das Tennisspielen gelernt habe. Daraus sind tolle Freundschaften entstanden, die übers Spielen und Trainieren hinausgehen.

 

Beleuchten wir nun Ihre berufliche Zukunft. Sie sind jetzt das dritte Jahr Abteilungsleiter von «Regress», können auf viel Erfahrung in Leitung und Führung zurückblicken. Somit sind Sie der ideale Nachfolger von Jörg Brauen?
Lukas Bill: Ich freue mich extrem auf die neue Aufgabe. Aber sie ist eine echte Herausforderung, schliesslich wechsle ich innerhalb von «XPert Center» vom kleinsten in den grössten Laden, um es salopp auszudrücken. Bei der Mobiliar ist das Thema Mobilität eines der wichtigsten, und ich weiss, dass wir dort gemeinsam mit der Muttergesellschaft sehr viele Ideen weiterentwickeln werden.

 

Wie sind Sie zur neuen Tätigkeit als «Leiter Motorbusiness» gekommen?
Lukas Bill: Jörg Brauen hat den Wunsch geäussert, bei seiner Nachfolge mitreden zu können. Aus verständlichen Gründen: Er hat 24 Jahre lang viel Herzblut investiert, darum war ihm das wichtig. Weil wir beide bei «Xpert Center» arbeiten, kennen wir uns schon länger. Wir haben schon vor Monaten über seine bevorstehende Pension und die Nachfolgeregelung gesprochen.

 

Was reizt Sie an der neuen Verantwortung?
Lukas Bill: Das Motorbusiness bietet viele Beziehungsmöglichkeiten in verschiedene Fachbereiche – und eine beeindruckende Themenvielfalt. Ich denke da an technische Weiterentwicklungen, an die Prävention. Zudem sind viele Emotionen drin: Zum Beispiel, wenn das geliebte Auto oder der Töff unseres Kunden einen Totalschaden erleidet. Als Fahrzeugexperte kann man einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, wie sich ein Fall entwickelt. Wie man die Situation angeht, das gibt dem Kunden den ersten Eindruck. Und der ist bekanntlich am wichtigsten. Man kann so sehr viel bewirken.

 

Welche Erwartungen haben Sie?
Lukas Bill: Also ich bin schon mal froh, dass ich technisch nicht brillieren muss. Dafür hat es ein Team, das haargenau weiss, was zu tun ist. Ein gewisses technisches Verständnis bringe ich mit, wie und wo es am besten einzusetzen ist, das muss ich noch lernen. Und natürlich habe ich die Erwartung, auf Leute zu treffen, die mich voll unterstützen – und mir und allen neuen Ideen gegenüber offen sind. Denn ich bin neugierig, unter anderem interessiert mich das Thema KI sehr. Auch hoffe ich, dass meine Bodenständigkeit und mein zielorientiertes Arbeiten gut aufgenommen werden. Ich selber arbeite mit gedrosselten Emotionen – so, dass nicht grad bei jeder Gelegenheit die Pferde durchgehen.

 

Können Sie sich vorstellen, welche Hauptaufgaben Sie beschäftigen werden?
Lukas Bill: Sie kennen sicher «Drive Scan», den Hagel Scanner, der Dellen misst und gleich eine Kostenberechnung hinterherschickt. Das ist eine ganz tolle Sache, da werden wir uns auch künftig mit Weiterentwicklungen voll reinhängen. Zudem bin ich explizit der Meinung, dass die Mobiliar über einen immensen Fundus an Beziehungen und Kenntnissen verfügt, mit denen man die eine oder andere Geschäftsidee weiterspinnen kann. Ich glaube aber auch, dass wir vor denselben Herausforderungen stehen wie jedes andere Unternehmen. Man untersucht, wo man effizienter arbeiten könnte, und wo man einen positiven Beitrag zur Profitabilität des Kerngeschäfts beisteuern kann. Und wir sind kontinuierlich gefordert, zu überlegen, wie wir aus den bestehenden Ressourcen das Optimum rausholen können. Das sind gewaltige Herausforderungen, da habe ich grossen Respekt.

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