Der alljährliche Blechmarsch Richtung Süden beginnt – pünktlich mit dem Ferienstart in der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden. Wer glaubt, dass sich daraus eine flüssige Reisesaison ergibt, unterschätzt den Mythos Gotthard-Tunnel. Die Realität: Kolonnen, Hupkonzerte, brütende Hitze auf Asphalt. Und das Nordportal des Gotthards? Ein Parkplatz mit schlechter Aussicht.

Schon in den ersten Juli-Tagen reihen sich die Fahrzeuge auf. Laut Prognosen des TCS stehen die Chancen gut, dass sich die Staus praktisch täglich bilden – die Wochenenden versprechen dabei besonders eindrucksvolle Längen. Letztes Jahr erreichten die Warteschlangen an jedem Juli-Wochenende mindestens 14 Kilometer. Der Augustauftakt setzt dem Spektakel traditionell die Krone auf: Wenn auch der letzte Ferienhungrige gen Süden rollt, heisst es wieder: Motor aus, Geduld an.

Wer sich dem Verkehrs-Tsunami entziehen will, weicht besser auf die Wochentage Dienstag bis Donnerstag aus. Und wer wirklich clever ist, fährt entweder im Morgengrauen oder spät am Abend. Klar, wer schläft schon gerne aus, wenn man dafür zwei Stunden weniger im Tunnel-Stau steht?

Natürlich gibt es Alternativen – zumindest auf dem Papier. Die San Bernardino-Route ist eine davon. Aber auch hier gilt: Wenn alle dieselbe Idee haben, wird aus der Ausweichroute schnell eine Ausweichstaustelle. Die Alpenpässe versprechen zumindest Abwechslung – sofern man kein Fan von Klimaanlagen ist und kurvige Strassen als Abenteuer begreift. Grimsel, Nufenen, Gotthard: Namen, die entweder Freiheit oder Rückenschmerzen bedeuten – je nach Fahrzeugtyp und Reisegesellschaft.

Für die Westschweizer bleibt der Grosse Sankt Bernhard oder der Mont-Blanc-Tunnel. Klingt französisch-idyllisch, endet aber oft in Wartezeiten von über einer Stunde. Und das ist die optimistische Variante. An Wochenenden sind es gerne zwei. Urlaubserholung à la carte, serviert in Dosen auf der Autobahn.

 

Wenn schon Ferien, dann bitte ohne Motorversagen

Wer im Stau steht, hat immerhin Zeit für Selbstreflexion – oder eine Panne. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit jeder Stunde Stillstand. Besonders in der Sommerhitze streiken alte Batterien, überhitzte Kühlsysteme und schlappe Reifen. Der TCS empfiehlt deshalb einen Fahrzeugcheck vor der Abreise – am besten dort, wo das Personal nicht schon überfordert ist, bevor man das Auto aufs Gelände fährt.

Wem das zu viel Aufwand ist, sollte wenigstens Folgendes erledigen:
• Motoröl, Brems- und Kühlflüssigkeit sowie Scheibenwischwasser prüfen – Basics, die gern vergessen werden.
• Reifendruck checken und die Profiltiefe messen – unter 1,6 mm wird’s nicht nur gefährlich, sondern teuer.
• Batterie und Klimaanlage kontrollieren – beides entscheidet über Stimmung und Weiterfahrt.
• Wischer und Beleuchtung nicht ignorieren – sieht man nichts, fährt man auch nirgendwo hin.
• Powerbank einpacken – damit im Pannenfall wenigstens das Handy nicht kapituliert.

Kurz: Wer fährt, als gäbe es keine Defekte, landet schnell dort, wo’s keine Ersatzteile mehr gibt – mitten im Nirgendwo, zwischen Tunnelmauer und italienischem Radioprogramm.

 

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