Es wirkt fast wie ein saisonaler Reflex: Kaum naht ein neues Jahr, heben Schweizer Autoversicherer die Prämien an – und tun so, als sei das alles ein Naturgesetz. Wirklich? Ernsthaft? Oder nur gut einstudiertes Theater? 2026 steht erneut eine Runde an, diesmal mit der vertrauten Begründung: Reparaturen werden teurer, Ersatzteile knapper, Unwetter launischer. Das übliche Dreigestirn der Rechtfertigung.
Die jüngste Befragung von comparis.ch bei 13 grossen Anbietern zeigt ein bemerkenswert einheitliches Bild. Generali sagt offen, man müsse «auch 2026 anpassen», Zurich Schweiz rechnet ebenfalls mit höheren Tarifen. Andere wie TCS und Baloise nicken zustimmend, betonen die «stark gestiegenen Schadenskosten» – und verweigern gleichzeitig jede Zahl. Man spürt die Botschaft, ohne dass jemand sie laut ausspricht. Harry Büsser von Comparis formuliert den Subtext trocken: «Viele Versicherer sagen zwischen den Zeilen ‹Die Prämien steigen› – doch vermeiden es, das Volumen oder den Umfang der Erhöhungen offen zu benennen.»
Noch diskreter geben sich Helvetia, Smile, Mobiliar, Allianz und AXA. Manche verweisen auf Wettbewerbsrecht, andere auf zeitliche Unklarheiten, wieder andere auf interne Prozesse. Simpego erledigt die Sache individuell bei jeder Vertragsverlängerung – ein eleganter Weg, um keine Schlagzeilen zu produzieren. Die Botschaft bleibt trotzdem dieselbe: mehr bezahlen, bitte.
Der technische Fortschritt liefert die passenden Kulissenrequisiten. Eine Comparis-Auswertung von über 300’000 Schadensfällen zeigt, dass neue Autos ihre Besitzer zwar mit LED-Leuchten, Assistenten und Sensoren umgarnen, aber in der Werkstatt zur Hochpreisbombe mutieren. Ein simpler Steinschlag reicht und der Austausch der Windschutzscheibe verlangt Kalibrierung, Spezialwerkzeuge, Zeit. «Diese Komponenten sind im Ersatz viel teurer als bei älteren Modellen», erklärt Büsser. Reparieren wird zum Präzisionshandwerk, und Präzision hat ihren Preis.
Am Ende bleibt ein Bild, das wenig Überraschung, aber viel Klarheit bietet: steigende Kosten, steigende Prämien, steigende Zurückhaltung, das alles fein dosiert und ohne Zahlen, die man später bereuen könnte. Die Versicherer schweigen, aber ihre Kalkulation spricht laut genug. Und 2026? Es wird nicht günstiger – nur besser begründet.