Oldtimer

Portrait: Das Leben der beiden Firmengründer Benz + Daimler

 

Gottlieb Daimler kommt vor 185 Jahren am 17. März 1834 als Sohn des Bäckers Johannes Deumler (so lautet die ältere Schreibweise des Familiennamens) und seiner Frau Wilhelmine Friederike in Schorndorf zur Welt, rund 20 Kilometer östlich von Stuttgart. Vor 175 Jahren und damit zehn Jahre später wird Carl Benz in Mühlburg bei Karlsruhe als Sohn von Johann Georg Benz, Lokomotivführer der 1840 gegründeten Grossherzoglich Badischen Staatseisenbahnen, und der Dienstmagd Josephine Vaillant geboren. Die Eltern heiraten 1845. Der Vater legt Carl Benz die Begeisterung für die Mobilität quasi in die Wiege, stirbt aber bereits 1846 an einer Lungenentzündung.

 

Gottlieb Daimler besucht die Lateinschule und sonntags zusätzlich die Zeichenschule in Schorndorf. Erfahrungen in Präzisionsmechanik sammelt er danach als Lehrling eines Büchsenmachers. Nach seiner 1852 abgelegten Gesellenprüfung besucht Daimler die Gewerbliche Fortbildungsschule in Stuttgart. Der württembergische Regierungsrat Ferdinand Steinbeis vermittelt ihm danach eine Stelle im Elsass, wo Daimler auch theoretischen Unterricht zur Vorbereitung auf das Studium erhält. Nach dem erfolgreichen Studienabschluss arbeitet der junge Ingenieur Anfang der 1860er-Jahre zunächst in Paris und lernt bei Aufenthalten in Olham, Leeds, Manchester und Coventry die britische Maschinenbauindustrie kennen. Als Werkstätteninspektor in Reutlingen trifft er 1864 seinen späteren Weggefährten Wilhelm Maybach. 1867 heiratet Daimler Emma Kurtz aus Maulbronn. 1868 tritt er als Werkstättenvorsteher in Karlsruhe seine erste Führungsposition an.

 

Josephine Benz ermöglicht ihrem Sohn Carl (getauft wird er auf den Namen Karl Friedrich Michael, entscheidet sich selbst aber später für die Schreibweise des Vornamens mit «C») den Besuch des Gymnasiums und finanziert anschliessend sein Studium. Bereits im Alter von 16 Jahren wechselt der technikbegeisterte Carl ans Polytechnikum in Karlsruhe und studiert Maschinenbau. Nach dem Studium arbeitet er unter anderem als Schlosser, Zeichner, Werkmeister und Konstrukteur von Eisenbrücken. 1871 gründet Benz mit August Ritter ein eigenes Unternehmen in Mannheim.

 

Mit Hilfe seiner Braut Bertha Ringer (die beiden heiraten 1872) kann Benz nach geschäftlichen Differenzen seinen Partner auszahlen. Ab 1878 beschäftigt er sich mit dem Gasmotor als Stationär-Antrieb und als Kraftquelle für ein künftiges Fahrzeug ohne Pferde. Das 1883 gegründete Unternehmen «Benz & Cie. Rheinische Gasmotoren-Fabrik Mannheim» hat zunächst Erfolg mit dem Verkauf des stationären Zweitaktmotors «System Benz». Der Erfinder arbeitet aber bereits am leichten Viertaktmotor als Automobilantrieb. Wegweisend ist dabei die ganzheitliche Konstruktion von Motor und Fahrzeug als schlüssiges Gesamtsystem. So entsteht der Motorwagen, den Benz am 29. Januar 1886 als «Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb» beim Kaiserlichen Patentamt anmeldet. Die Patentschrift zum DRP 37435 gilt als Geburtsurkunde des Automobils.

 

Zeitgleich mit Benz arbeitet auch Gottlieb Daimler an der Mobilität der Zukunft. Im Jahr 1872 hat ihn die Gasmotoren-Fabrik Deutz AG zum technischen Direktor berufen. Daimler und Maybach, der ihm ins Rheinland gefolgt ist, bauen in Deutz eine rentable Serienproduktion für Stationär-Motoren auf und entwickeln den von Gründer Nicolaus August Otto erfundenen Viertaktmotor zur Serienreife. Allerdings gibt es immer wieder Differenzen mit Otto, und Daimler verlässt das Unternehmen im Juni 1882.

 

Wenige Monate zuvor hat er eine Villa in Cannstatt bei Stuttgart gekauft. Deren Gewächshaus lässt er durch einen Backsteinanbau vergrössern, um dort eine Werkstatt einzurichten. Hier entwickelt er zusammen mit Maybach einen Viertaktmotor als Antrieb für Kutschen, Schienenfahrzeuge, Boote und Luftschiffe. In diesem Rahmen erhält er 1883 Patente auf einen Motor mit ungesteuerter Glührohrzündung und die Ventilsteuerung. Die Daimler-Motoren erreichen bald Drehzahlen von 6000, mehr als das Dreifache des bis dahin üblichen Bereichs. Der berühmte Einzylinder mit dem Spitznamen Standuhr entsteht 1884, wird 1885 als Gas- und Petroleum-Kraftmaschine zum Patent angemeldet und im selben Jahr in den «Reitwagen» eingebaut – ein Töff mit hölzernem Rahmen. 1886 entsteht schliesslich die Motorkutsche, das erste Vierrad-Benzinauto der Welt.

 

1890 wird in Cannstatt die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) gegründet. Zu den wichtigsten Märkten gehört Frankreich, wo Zweizylinder-V-Motoren nach Daimler-Lizenz gebaut werden. Daimler selbst wird 1894 aus dem Unternehmen gedrängt, 1895 zurückgeholt und wird 1897 Vorsitzender des Aufsichtsrats der DMG. Er stirbt im Alter von 66 Jahren am 6. März 1900.

 

Carl Benz entwickelt den Patent-Motorwagen weiter. Auch er erfährt das grösste Interesse für seine Erfindung zunächst in Frankreich. Benz beendet Anfang 1903 seine aktive Tätigkeit bei Benz & Cie. und wird 1904 in den Aufsichtsrat berufen. 1906 gründet er an seinem Wohnsitz Ladenburg das Unternehmen «Carl Benz Söhne». Carl Benz wird mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt und stirbt 85-jährig am 4. April 1929.

 

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