Oldtimer

Noch ein Jubiläum: Der kleine Seat Panda wird 40 Jahre jung

 

Kleiner Freund mit grosser Wirkung: Er war Auto für jedermann, geländegängig, Handwerkers Liebling, konnte aber auch Motorsport und gab sich gar höchst heilig. Ein Kleinstwagen mit grossem Kultfaktor: der Seat Panda, in Lizenz gefertigter Fiat mit 903-Kubikzentimetermotörchen. Von 1980 bis 1986 baute Seat den nach dem knuffigen Pandabären benannten Wagen, der sich als äusserst vielseitig erwies. Zu seinem 40. Jubiläum blickt der Kleine auf eine grosse Fangemeinde, zu der auch ein Papst und ein Rallye-Weltmeister zählen.

 

Die Wiege des praktischen Dreitürers stand natürlich bei Fiat in Turin, nicht in Barcelona. Doch mit zahlreichen Sondermodellen hauchte Seat dem ab 1980 in Lizenz gefertigten Fiat Panda eine ganz eigene, spanische Seele ein. Nicht alle waren so spektakulär – und vor allem so exklusiv – wie das für Papst Johannes Paul II. im November 1982 gebaute Exemplar. Die Legende berichtet, dass der Heilige Vater für zwei Messen in den Stadien von Real Madrid und dem FC Barcelona auf sein gewohntes «Papamobil» verzichten musste – der Geländewagen mit hoher Glaskuppel passte angeblich nicht durch die Eingänge zu den Spielfeldern von Bernabeu und Camp Nou. Der seines Daches entledigte Panda war dagegen niedrig genug und so konnte Papst Johannes Paul II. würdevoll stehend ins Stadion rollen.

 

Dabei war der nach dem schwarzweissen Bären benannte Seat alles andere als ein Auto für die Elite. Mit auf das Wesentliche reduzierter Technik meisterte der «amigo para todo» (jedermanns Freund) den Alltag des sogenannten kleinen Mannes. Wahlweise 34 oder 45 PS Leistung sowie eine für Gegenden mit schlechter Benzinqualität auf 40 PS reduzierte Variante reichten aus, um bis zu fünf Personen und bei Bedarf auch einiges an Ladung an ihr Ziel zu bringen. Für holprige Pfade war der Panda Montaña mit höhergelegtem Fahrwerk, Unterfahrschutz und Gittern vor den Scheinwerfern die optimale Wahl. Hinter der Modellbezeichnung Bavaria steckte zudem eine Version mit ausgedünnter Ausstattung. Beim Panda Practicable sorgte ein grossflächiges Stoffverdeck für Open-Air-Atmosphäre.

 

Explizit für den Lastentransport entworfen waren der Pick-up Panda Terra mit einem Verdeckaufbau aus Segeltuch und der Panda Comercial, bei dem die hinteren Fenster durch Bleche ersetzt waren und die Rücksitzbank entfiel. Ab 1985 gab es dann den Seat Trans, ein Panda mit vergrössertem Kastenaufbau wahlweise in verglaster oder mit Blech verkleideter Variante. Mit rund 2,5 Kubikmetern Fassungsvermögen wurde der Kleintransporter zum Liebling aller Handwerker.

 

Die vergleichsweise gut ausgestattete Version trug in Anlehnung an einen noblen Urlaubsort am Mittelmeer den Beinamen Marbella. Serienmässig brachte dieses Modell unter anderem Nebelscheinwerfer, Drehzahlmesser, komfortablere Sitze sowie breitere Felgen (4,5 Zoll) mit. Die Bezeichnung Marbella griff Seat erneut 1986 auf, als die Trennung von Fiat und die Partnerschaft mit dem VW-Konzern Formen annahm. Ein Facelift des Fiat Panda bot die passende Gelegenheit, einen eigenen Weg zu gehen. Auch wenn die technische Verwandtschaft zum italienischen Pendant noch nicht ganz gekappt wurde, zeigte der spanische Panda-Nachfolger Seat Marbella doch bereits optisch eine gewisse Eigenständigkeit.

 

Bis es so weit war, spielte der Panda Marbella die Rolle als Topmodell der Baureihe. Besser motorisiert waren die von Tuner Abarth auf rund 60 PS leistungsgesteigerte Version und das Rallye-Auto, das von der Seat-Motorsportabteilung entwickelt wurde. Mit grösseren Vergasern, offenem Luftfilter und Rennauspuff schickte der 900-Kubikzentimeter-Vierzylinder statt der serienmäßigen 33 mehr als 65 PS in Richtung der mit Sperrdifferenzial versehenen Vorderachse.

 

Derart modifiziert, war der Seat Panda ein unter den Nachwuchsrennfahrern Spaniens begehrtes Fahrzeug. Seat veranstaltete mit der «Copa Panda» sogar einen eigenen Markenpokal. 1981 und 1982 schnappte sich in der umkämpften «Copa» ein junger Madrilene den Titel, der später unter dem Kampfnamen «El Matador» berühmt werden sollte: der zweimalige Rallye-Weltmeister und dreimalige Sieger der Rallye Dakar, Carlos Sainz.

 

Seine Heiligkeit fuhr Seat – das «Papamobil»
Vom 31. Oktober bis 9. November 1982, also erst rund vier Jahre nach Beginn seines Pontifikats, besuchte Papst Johannes Paul II. erstmals Spanien. Eigens für diesen Besuch wurde innerhalb von nur 15 Tagen ein Seat Panda «Papamobil» auf Basis des Panda Marbella gebaut. Die Sonderanfertigung kommt mit einigen Auffälligkeiten daher: Sowohl das Dach als auch die Fenster wurden für dieses Unikat entfernt. Stattdessen montierten die Ingenieure auf einem «Pickup-Deck» extra einen Handlauf für das Kirchenoberhaupt. Darüber hinaus fallen die beiden Flaggen seitlich der Motorhaube auf – rechts die spanische und links die gelb-weisse Flagge der Vatikanstadt. An der Fahrertür ist das Wappen von Papst Johannes Paul II. zu sehen – darunter dessen Wahlspruch «Totus tuus» (ganz Dein/ganz der Deine), bezogen auf Maria, die Mutter Jesu Christi.

Neuste Artikel: Oldtimer