Oldtimer

Jubiläum: Das bekannte Coupé von Skoda feiert Fünfzigsten

 

Zu Ehren des 125-Jahre-Jubiläums von Skoda blicken wir auf ein Modell zurück, das in der Geschichte der Marke eine gute Rolle spielte. Und zwar ins Jahr 1970: Der 110 R, die Coupéversion der Limousinenbaureihe 100/110 L, feierte im damals tschechoslowakischen Brünn die Messepremiere.

 

Die Entwicklung des Coupés, auf dem Heimmarkt «Erko» genannt, hatte schon 1966 begonnen. Im März 1968 rollte im Werk Kvasiny der erste Prototyp mit der internen Bezeichnung Š 718 K aus den Werkshallen. Von der Stufenheckversion unterschied sich das Coupé neben einer abfallenden Heckpartie auch durch eine stärker geneigte Windschutzscheibe und zwei breite Türen mit rahmenlosen Fenstern. Die Testfahrten fanden unter anderem auf Autobahnen in der DDR statt. Der zweite Prototyp wurde im März 1969 fertiggestellt und verfügte über einen Doppelvergaser sowie einen Wechselstrom-Generator anstelle einer Dynamomaschine.

 

Zur Weltpremiere des 110 R hatte Skoda einige Journalisten ins Wohnheim der unternehmenseigenen Berufsschule in Mladá Boleslav eingeladen. Im Anschluss an die Pressekonferenz durften die Gäste das neue Sportcoupé dann auf dem nahegelegenen Flugplatz Hoškovice Probe fahren.

 

Die Öffentlichkeit warf erstmals am 5. September 1970 einen Blick auf den 110 R – auf der Maschinenbaumesse in Brünn, wo drei Exemplare ausgestellt waren. Die Nachfrage nach dem Coupé war gross, allerdings stellte die Serienproduktion Skoda wegen der damaligen politischen Rahmenbedingungen vor Probleme. Bis Ende 1970 entstanden nur 121 Fahrzeuge, erst im zweiten Quartal 1971 erreichten die ersten Exemplare die ausländischen Kunden. In der Folge konzentrierte sich der tschechische Hersteller vor allem auf den Export: Von rund 3000 im Jahr 1971 gebauten Einheiten kamen 442 in die Autohäuser des damaligen tschechoslowakischen Monopolhändlers Mototechna. Der Preis für den 110 R lag bei mindestens 78 000 Kronen, das entsprach damals rund 40 Monatsgehältern.

 

Der 880 Kilo leichte 110 R war 4,15 Meter lang, 1,62 Meter breit und mit 1,34 Meter vier Zentimeter niedriger als das Basis-Stufenheckmodell. Der Radstand betrug 2,4 Meter. Der mit einem Ölkühler ausgestattete Reihenvierzylinder (1107 ccm) leistete mit einer Verdichtung von 9,5:1 und Doppelvergaser 52 PS bei 4650 Touren. Auf seinen 14-Zoll-Radialreifen erreichte der Zweitürer eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h, für den Spurt von Null auf 100 km/h benötigte er 19 Sekunden. Die Verzögerung übernahm eine Zweikreisbremsanlage, dabei kamen vorne Scheibenbremsen und hinten Trommelbremsen zum Einsatz. Hergestellt wurden die Bremsen bei Skoda als Lizenzfertigung der englischen Marke Dunlop. Da das Fahrzeuggewicht zu 57 Prozent auf den angetriebenen Hinterrädern lag, verfügte das Coupé über eine ausgezeichnete Traktion. Der Durchschnittsverbrauch belief sich auf 8,5 Liter, der Tank fasste 32 Liter. Unter der Fronthaube befand sich ein Stauraum für 250 Liter Gepäck, der zweite Kofferraum hinter den Rücksitzen fasste 120 Liter und war auch während der Fahrt zugänglich.

 

Die frühen Exemplare kennzeichnete ein Armaturenbrett in Holzdekor, das jedoch bald durch eine mattschwarze Ausführung ersetzt wurde. Im Armaturenträger befanden sich fünf Rundinstrumente. Hinter dem Lenkradkranz blickte der Fahrer auf einen grossen Drehzahlmesser (der rote Bereich begann bei 5750 Touren) und den danebenliegenden Tacho. Zur Fahrzeugmitte hin schlossen sich drei kleinere Rundinstrumente an: der Manometer zur Anzeige des Öldrucks, die Temperaturanzeige für die Kühlflüssigkeit und rechts die Tankanzeige.

 

Zur Basisausstattung des 110 R gehörten anatomisch geformte Vordersitze. Wurden die Lehnen vorgeklappt, erreichte man die deutlich knapper bemessenen zwei Plätze im Fond. Im Laufe der zehnjährigen Bauzeit bis 1980 erhielt das Coupé viele kleine Überarbeitungen. Ab Januar 1973 zierten vier Scheinwerfer die Fahrzeugfront, denn die zwei äusseren Hauptscheinwerfer wurden durch zwei kleinere Nebelscheinwerfer ergänzt. Die Vordersitze erhielten Kopfstützen, zudem wurden die 14-Zoll-Räder kurz vor Ende der Bauzeit durch kleinere der Dimension 165 SR 13 ersetzt.

 

1973 wurden 93 Prozent der rund 6000 gebauten Coupés ausserhalb der damaligen Tschechoslowakei ausgeliefert. Im Folgejahr stieg die Produktion auf ungefähr 7500 Stück. Ab September 1972 exportierte Skoda auch eine Rechtslenkerversion, drei Jahre später gingen 2371 Coupés oder 36 Prozent der insgesamt ausgeführten Fahrzeuge an Kunden in Grossbritannien. Einige Einheiten des 110 R gelangten sogar bis nach Neuseeland, Kuwait oder Nicaragua. Im letzten Produktionsjahr 1980 beschränkte sich der Export auf den jugoslawischen und den spanischen Markt.

 

 

 

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