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Jubiläum: Der Mercedes SL feiert seinen Fünfzigsten

 

Im April 1971 entsteht ein neues Kapitel in der Geschichte der SL-Sportwagen: Der 350 SL ist der erste SL von Mercedes mit V8-Motor und das erste Modell der Baureihe R 107, die erstmals das Buchstabenkürzel «R» für Roadster trägt. Der völlig neu entwickelte, offene Zweisitzer mit vollversenkbarem Stoffverdeck und abnehmbarem Hardtop ist ein sportlich-luxuriöses Fahrzeug und reiht sich nach dem 300 SL-Rennsportwagen (W 194) von 1952, den 300 SL-Seriensportwagen (W 198, als Coupé von 1954 bis 1957 und als Roadster von 1957 bis 1963), dem 190 SL (W 121, 1955 bis 1963) sowie nach den Pagoden-SL der Baureihe W 113 (1963 bis 1971) in die Ahnenreihe der SL-Historie ein.

 

Der R 107 wird von 1971 bis 1989 produziert. Mit dem direkten Vorgänger W 113, dem Pagoden-SL, hat der vor 50 Jahren vorgestellte Mercedes-Benz 350 SL keine technischen Gemeinsamkeiten. Stattdessen schlagen die Konstrukteure Brücken zum aktuellen Modellprogramm: Vorder- und Hinterradaufhängung orientieren sich beispielsweise an den «Strich-Acht»-Typen der oberen Mittelklasse. Der 200 PS starke V8 mit 3499 Kubikzentimeter Hubraum ist aus den Oberklassefahrzeugen 280 SE 3.5 der Baureihen W 111 (Coupé und Cabriolet) und W 108/109 (Limousine) bekannt.

 

Zu den technischen Merkmalen des offenen Sportwagens gehört die weiterentwickelte Carrosserie mit der eigenständigen Rahmenbodenanlage aus Blechen unterschiedlicher Stärken für ein definiertes Knautschverhalten. Und natürlich der kollisionsgeschützt über der Hinterachse eingebaute Tank. Darüber hinaus gibt es hochfeste Stähle in den A-Säulen und ein Frontscheibenrahmen mit eingeklebtem Glas. Ab März 1980 erhält dieser SL das Antiblockiersystem ABS und ab Januar 1982 Fahrer-Airbag sowie Gurtstraffer als ergänzendes Rückhaltesystem – die Systeme sind als Sonderausstattung zu haben.

 

Nach dem Debüt mit dem 350 SL baut Mercedes-Benz das Programm der Baureihe kontinuierlich aus. 1973 erscheint auf den europäischen Märkten der 225 PS starke 450 SL ebenfalls mit Achtzylindermotor, der ab Herbst 1971 zunächst dem Export nach Nordamerika vorbehalten ist. 1974 folgt der Sechszylindertyp 280 SL (185 PS). Damit ist nun erstmals in der SL-Historie eine Baureihe in drei verschiedenen Motorisierungen erhältlich.

 

Zur Modellpflege 1980 löst der 380 SL (218 PS) den 350 SL ab, und der 500 SL (240 PS) wird statt des 450 SL zum neuen Spitzenmodell. Bei der umfangreichen Überarbeitung wird unter anderem das Interieur den S-Klasse-Limousinen der Baureihe 126 angepasst. Ausserdem aktualisieren die Ingenieure zahlreiche technische Systeme, beispielsweise die Getriebe. Äusserlich wirkt sich die Modellpflege nur dezent aus, unter anderem mit Motorhauben aus Leichtmetall und Frontspoiler. Der 500 SL erhält ausserdem den Alu-Kofferraumdeckel mit schwarzem Kunststoff-Heckspoiler des SLC-Coupés mit V8-Motor (5,0 Liter).

 

1985 präsentiert Mercedes erneut ein überarbeitetes Typenprogramm der Baureihe R 107. Neben leichten Exterieur-Veränderungen mit 15-Zoll-Rädern und einheitlichem Frontspoiler für alle Typen sowie einer verbesserten Vorderradaufhängung mit Lenkrollradius Null steht vor allem eine aktualisierte Motorenpalette im Vordergrund. Ein Highlight ist dabei der 300 SL mit Dreiliter-Sechszylinder. Denn dieser 188 PS starke Sportler bringt jene Typbezeichnung zurück ins Programm, mit der die SL-Geschichte im März 1952 beginnt. Neu ist auch der 420 SL (218 PS), während der 500 SL (245 PS) einen überarbeiteten Motor mit elektronischer Zündanlage und der elektronisch-mechanisch gesteuerten Einspritzanlage Bosch KE-Jetronic erhält. Spitzenmodell der Baureihe R 107 ist der 560 SL mit spektakulärem 5,6-Liter-V8. Er bleibt jedoch dem Export nach Nordamerika, Japan und Australien vorbehalten. Sämtliche Typen werden nun mit geregeltem Dreiwegekatalysator angeboten.

 

Im August 1989 endet die Produktion der Baureihe R 107 nach gut 18 Jahren. In dieser Zeit entstehen im Werk Sindelfingen 237 287 Fahrzeuge. Heute sind die offenen Zweisitzer gesuchte Klassiker.

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