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Ferruccio Lamborghini: So verrückt war sein Berufsleben

 

Am 28. April dieses Jahres wäre Ferruccio Lamborghini (gestorben: 20. Februar 1993) 105 Jahre alt geworden. In Renazzo – ein Ortsteil der Gemeinde Cento (Provinz Ferrara) – am 28. April 1916 zur Welt gekommen, war er der erstgeborene Sohn der Landwirte Antonio und Evelina. Damit schien sein Schicksal vorherbestimmt, da der Erstgeborene der Tradition nach das Familiengut erbt. Der junge Ferruccio fühlte sich aber mehr zur Mechanik als zur Landarbeit hingezogen und verbrachte schon früh seine Nachmittage lieber in der Werkstatt des Bauernhofs.

 

Wie allen im Zeichen des Stiers Geborenen nachgesagt wird, war Ferruccio hartnäckig, bestimmt und überzeugt von seinen Ideen. Er schaffte es als junger Mann, in einer der besten Werkstätten in Bologna eingestellt zu werden, wo er in alle Geheimnisse der Mechanik eingeweiht wurde. Nach Ausbruch des 2. Weltkriegs wurde der Mechaniker eingezogen und zum auf Rhodos stationierten 50. Wagenpark entsendet, wo alle Militärfahrzeuge auf der Insel gewartet wurden – darunter Lastwagen mit Dieselmotoren und Traktoren, mit denen Flugzeuge gezogen wurden. Im wechselnden Kriegsgeschehen reparierte Ferruccio erfolgreich Fahrzeuge von Italienern, Deutschen und Engländern. Auf Rhodos eröffnete er dann auch nach Kriegsende seinen ersten Betrieb – eine kleine mechanische Reparaturwerkstatt.

 

1946 kehrte er nach Italien zurück und gründete in Cento eine Mechanik-Werkstatt – natürlich unter Ausnutzung der Steuererleichterungen zur Unterstützung des wirtschaftlichen Aufschwungs. Während der Arbeit beobachtete er die Auswirkungen der Krise, in der sich die lokale Landwirtschaft befand. In Gedanken an die Traktoren, die er auf Rhodos repariert hatte, kam Lamborghini eine Idee: Günstige Traktoren für die Landwirtschaft aus Bestandteilen der alten Militärfahrzeuge zu bauen, die auch für kleine Landbesitzer erschwinglich sind.

 

Sein erstes umgebautes Fahrzeug war ein Morris, in den er neben den Hauptänderungen einen Treibstoff-Verdampfer nach eigener Erfindung einbaute. Die Präsentation erfolgte am 3. Februar 1948 während des Schutzheiligenfestes in Cento. Elf Exemplare wurden verkauft. Dank diesem Erfolg etablierte sich der Unternehmer, der sich für den Kauf von 1000 Morris-Motoren bei der Bank verschuldete und als Garantie alles gab, was er besass – einschliesslich des Familienguts mit dem Segen seines Vaters.

 

Als der bereits zu den bedeutenden Industriellen Italiens zählende Lamborghini 1963 beschloss, Gran-Turismo-Wagen herzustellen, war es nötig, ein Logo zu deren Kennzeichnung zu finden. Bis dahin hatten die Traktoren unter dem Schriftzug Lamborghini ein ganz schlichtes Zeichen in Silber verwendet: ein Dreieck mit den Buchstaben FLC (Ferruccio Lamborghini Cento). Ferruccio wandte sich an den lokalen Grafiker Paolo Rambaldi, der ihn nach seinen persönlichen Eigenschaften fragte. «Ich bin stur wie ein Stier», war die Antwort von Ferruccio (das von ihm verwendete Dialektwort «tamugno» bedeutet so viel wie hart, stark, dickköpfig). Und so entstand in Anlehnung an sein Sternzeichen das heute bekannte Markenlogo von Automobili Lamborghini.

 

Erfindergeist und technische Neugierde (heute würde man Innovation sagen) blieben weiterhin das Unterscheidungsmerkmal von Ferruccio Lamborghini und den Menschen um ihn herum. 1966 kam der Miura, und der 1971 als Prototyp entwickelte Countach wurde nach 17 Jahren und 1999 produzierten Exemplaren vom auch als Allradler erhältlichen Diablo ersetzt.

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