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Mercedes-Benz: Vorgänger der S-Klasse wird 60

 

Nach Limousine (September 1959) und Coupé (März 1961) lanciert Mercedes ebenfalls 1961 das Cabriolet und somit die dritte Modellversion in der Oberklassebaureihe W 111, der direkte Vorgänger der S-Klasse. Vorgestellt wird der luxuriöse offene Viersitzer erstmals am 21. September 1961 anlässlich der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main.

 

Das Cabriolet basiert – wie auch das im März 1961 auf dem Salon Genf vorgestellte Coupé – auf der ungekürzten Bodengruppe der «Heckflossen»-Limousine. Die beiden Zweitürer übernehmen damit auch die Sicherheits-Carrosserie mit Knautschzonen an Front und Heck sowie gestaltfestem Passagierraum. Coupé und Cabriolet sind von Beginn an in der Baureihe W 111 vorgesehen. Das Ziel von Chefingenieur und Entwicklungsvorstand Fritz Nallinger ist Produktvielfalt über einen längeren Zeitraum hinweg – heute würde man von einer Plattformstrategie sprechen.

 

Um die Grossserienproduktion nicht zu behindern, entstehen die Coupés und Cabriolets in Sindelfingen abseits der normalen Serienproduktion in der Abteilung Sonderwagenbau in Bau 32. Viele Arbeitsschritte geschehen in Handarbeit. Das, der exklusive Charakter und das gehobene Ausstattungsniveau schlagen sich im Preis nieder: Das 220 SE Coupé steht bei seiner Premiere im Jahr 1961 mit 23 500 Mark in der Preisliste, das entsprechende Cabriolet mit 25 500 Mark. Zum Vergleich: Die «Heckflossen»-Limousine 220 SE kostet 14 950 Mark.

 

Für den stattlichen Preis bekommt der Kunde ein aussergewöhnliches Fahrzeug – ob als Coupé oder Cabriolet. Ein Highlight ist das Gehäuse des Kombiinstruments: Es besteht aus einem einzigen Holzwerkstück von komplizierter und wölbungsreicher Form, das mit Edelholz unter Vakuum so sauber furniert wird, dass keine Fugen und Kanten zu sehen sind. Lederausstattung und die als sportlich geltende Mittelschaltung (die Limousine hat eine Lenkradschaltung) sind serienmässig.

 

Optional zum manuellen Vierganggetriebe ist ab 1963 eine Automatik mit hydraulischer Kupplung und Viergang-Planetengetriebe erhältlich. Unter der Motorhaube arbeitet der aus der Limousine bekannte 2,2-Liter-Sechszylinder (M 127) mit 120 PS. Als erste Fahrzeuge von Mercedes-Benz erhalten die Zweitürer vorne serienmässig Scheibenbremsen. 220 SE Coupé und Cabriolet werden bis Oktober 1965 gebaut und vom 250 SE Coupé/Cabriolet (M 129) mit 150 PS abgelöst.

 

Bereits im Frühjahr 1962 erweitert Mercedes das Modellangebot um das 300 SE Coupé/Cabriolet, das der Baureihe W 112 zugeordnet ist. Äusserlich heben sich diese Typen durch Chromleisten in der seitlichen Längssicke des Aufbaus und an den Radausschnitten ab. Erheblicher ist dagegen die Steigerung der inneren Werte: Dreiliter-Sechszylinder (M 189) mit 160 PS und Alublock, Vierstufenautomatik, Luftfederung, Scheibenbremsen an allen vier Rädern sowie Servolenkung zeichnen die Serienausstattung aus.

 

Dafür werden aber auch fast 10 000 Mark mehr fällig: Das 300 SE Coupé kostet 32 750 Mark, das Cabriolet 34 750 Mark. Damit sind sie die teuersten Modelle im Programm. Ab Januar 1968 werden die Zweitürer mit dem 2,8-Liter-Sechszylinder (M 130) und 160 PS als 280 SE Coupé/Cabriolet angeboten. Ab September 1969 wird die Getriebeauswahl um ein Fünfgangschaltgetriebe erweitert. Im November desselben Jahres erleben Coupé und Cabriolet noch einmal eine Aufwertung. Topmotorisierung wird der neue 3,5-Liter-V8 (M 116) mit 200 PS.

 

Die Produktionszeit der Coupés und Cabriolets der Baureihen W 111 und W 112 endet im Juli 1971. Vom Coupé werden insgesamt 28 918 Einheiten gefertigt, hinzu kommen 7013 Cabriolets. Ihre Noblesse bewahren sich diese Fahrzeuge bis heute: Wer einen dieser Zweitürer besitzt, kann sich glücklich schätzen.

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