Oldtimer

Rollende Legenden: Alte Laster, grosser Glanz

 

Mit der «Tour der Legenden» haben die Organisatoren vom Stuttgarter ETM Verlag zusammen mit der Spedition Fehrenkötter die 20. Deutschlandfahrt für historische Nutzfahrzeuge gefeiert. Dabei haben sie nicht nur den Gründervater Robert Fehrenkötter und die ersten Nutzfahrzeugsammler wie August Alborn, Emil Bölling und Hans Witteler gewürdigt, sondern auch die rollenden Legenden selbst. Diese Oldtimer, die seit den frühen Tagen von Lkw und Bussen im Einsatz waren, haben schließlich maßgeblich dazu beigetragen, Menschen und Güter zu bewegen – und ganz nebenbei auch den Wohlstand angekurbelt.

 

Mercedes-Benz LAK 315 und O 3500: Langhauber der Wirtschaftswunderzeit

Mercedes-Benz Lastwagen und Busse sind echte Klassiker der 125-jährigen Nutzfahrzeuggeschichte. Acht dieser rollenden Kulturschätze aus der Daimler-Truck-Sammlung nahmen dieses Jahr an der Deutschlandfahrt teil – darunter auch zwei der legendären Langhauber aus der Wirtschaftswunderzeit. Diese halfen damals nicht nur beim Wiederaufbau, sondern weckten auch die Reiselust der Menschen neu.

 

Der 14,7-Tonner Mercedes-Benz LAK 315, gebaut zwischen 1953 und 1958 im Werk Gaggenau, ist so ein Prachtstück. Der allradgetriebene Kipper von 1955 stammt aus dem Fuhrpark von Kies- und Sandspezialist Emil Bölling, der einer der ersten Unterstützer der Deutschlandfahrt war. Heute gehört der Oldtimer zur Mercedes-Benz Trucks Classic und ist im Originalzustand restauriert – ein wahres Schmuckstück!

 

Auch Busse, wie der Mercedes-Benz O 3500 von 1950, waren damals echte Hingucker. Der Bus, der sich die technische Basis mit dem Lkw L 3500 teilte, lief ab 1951 im Werk Mannheim vom Band und war mit über 6.000 verkauften Einheiten der Bestseller seiner Zeit. Einst diente dieser Bus der Polizei in Ost-Berlin und später dem Linienverkehr in Potsdam, bevor ihn ein Liebhaber restaurierte. Im Frühjahr wurde der O 3500 von Daimler Buses in Neu-Ulm nochmals technisch auf Vordermann gebracht.

 

Mercedes-Benz LP 333: Der Tausendfüssler unter den Frontlenkern

Ein echtes Highlight der Tour ist der Mercedes-Benz LP 333, liebevoll als «Tausendfüssler» bezeichnet. Dieser dreiachsige Lkw mit zwei gelenkten Vorderachsen ist ein Star bei jeder Oldtimer-Veranstaltung. Er wurde als Antwort auf die Seebohm’schen Gesetze entwickelt, die Ende der 1950er das zulässige Gesamtgewicht für Lkw in Deutschland auf 16 Tonnen beschränkten – es sei denn, der Lkw hatte drei Achsen. Leider hielt diese Regelung nicht lange, und der LP 333 verschwand bald wieder aus dem Sortiment. Heute gibt es nur noch wenige fahrbereite Exemplare, aber er half maßgeblich, das Frontlenkerkonzept zu etablieren.

 

Mercedes-Benz LP 323: Ein 7,4-Tonner mit Stil

Ein weiteres Beispiel für die glorreichen Tage der Frontlenker ist der Mercedes-Benz LP 323. Mit seiner «Pullman»-Kabine, benannt nach den luxuriösen amerikanischen Eisenbahnwagen, kombinierte er kompaktes Design mit hoher Nutzlast und Wendigkeit. Dieses Modell der Deutschlandfahrt wurde bis 1991 bei einer Metallwarenhandlung genutzt, bevor es in zwölfjähriger Arbeit im Werk Wörth liebevoll restauriert wurde.

 

Mercedes-Benz LP 1620: Der Adventskalender auf Rädern

Ein weiteres Schmuckstück der Tour ist der Mercedes-Benz LP 1620. Mit seiner markanten neuen Kabine, großen Fensterflächen und einem kantigen Design war er nicht nur ein Hingucker, sondern auch technisch seiner Zeit voraus. Besonders die Vielzahl an Wartungsklappen brachte ihm schnell den Spitznamen «Adventskalender» ein. Der auf der Tour gezeigte LP 1620 wurde 1964 gebaut und läuft auch nach über zwei Millionen Kilometern wie ein Uhrwerk.

 

Mercedes-Benz L 1113: Der Dauerläufer mit Kulleraugen

Der Mercedes-Benz L 1113, ein Kurzhauber mit den typischen «Kulleraugen», war ein Bestseller und ein echter Dauerläufer. Dieses Modell, das 1959 als L 322 auf den Markt kam, blieb über 25 Jahre im Programm und wurde bei der Deutschlandfahrt erstmals 1966 zugelassen. Damals war er im Dienst eines Obsthändlers unterwegs, bevor er Teil der Sammlung von Mercedes-Benz Trucks Classic wurde.

 

Setra S6: Der zeitlos schöne Club-Bus

Auch der Setra S6, ein kleiner und eleganter Club-Bus, war auf der Deutschlandfahrt dabei. Mit nur 6,7 Metern Länge ist er der kleinste Setra, der je gebaut wurde, und mit seinem stilvollen rot-weißen Lack ist er ein echter Hingucker. Dieses Modell von 1962 diente einst der Fachhochschule Ulm und ist heute in fast neuwertigem Zustand ein Paradebeispiel für den Komfort des Reisens in den 60ern.

 

Mercedes-Benz 814: Die Leichte Klasse in Bestform

Die Mercedes-Benz 814 aus der «Leichten Klasse» zeigt, dass auch Lastwagen aus den 80ern noch jede Menge Charme haben. Mit kantigem Design und einem fein abgestuften Angebot an Motor- und Gewichtsklassen markierte dieses Modell den Beginn des modernen Lkw-Baus.

 

Jubel auf 1.200 Kilometern: Die Route führte vom Sauerland nach Bayern

Alle acht Fahrzeuge präsentierten sich trotz ihres Alters in Topform – und das war auch nötig! Die diesjährige Tour führte von Brilon im Sauerland bis ins bayerische Dachau, mit Zwischenstopps in Fladungen, Kirchberg an der Jagst und Forstinning. Sogar die österreichische Grenze wurde überquert, bevor die «Tour der Legenden» nach sechs Etappen und 1.200 Kilometern schließlich endete.

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