Die älteren Semester erinnern sich: Ab 1979 gab es zwei Saisons lang eine Rennserie, die so schlicht wie gnadenlos war. Procar hiess das Format, gefahren im Rahmenprogramm der Formel-1-Wochenenden. Rund 30 Minuten Sprint, kein taktisches Herumlavieren, kein Reifenorakel, kein Funkspruch mit erhobenem Zeigefinger. Wer vorne sein wollte, musste schnell fahren können. Sonst nichts.

Das Regelwerk passte auf einen Bierdeckel: Alle fuhren dasselbe Auto. Ausschliesslich BMW M1, jener keilförmige Mittelmotor-Renner mit sechs Zylindern, 3,5 Liter Hubraum, rund 470 PS stark und gerade einmal 1000 Kilo leicht. Keine technischen Freiheiten, keine versteckten Vorteile. Unverändert, wie aus dem Regal. Kein zahm gemachter Serienwagen, sondern ein reinrassiges Rennauto.

Das Feld? Eine Mischung, die man heute Marketing nennen würde. Nachwuchsfahrer aus dem BMW-Umfeld trafen auf Tourenwagen-Asse und aktuelle F1-Piloten. Nelson Piquet war dabei, Alan Jones, Keke Rosberg, Carlos Reutemann, Jacques Laffite, James Hunt, Clay Regazzoni, Emerson Fittipaldi, Gilles Villeneuve – und natürlich Niki Lauda. Der Österreicher holte 1979 den Titel, 1980 war Piquet an der Reihe. Namen, die man sonst auf Startlisten nur getrennt nach Königsklassen fand, fuhren plötzlich im identischen Auto gegeneinander. Ohne Windschatten-Politik, ohne Strategietabellen, ohne Funk. Man sah wieder Gesichter unter den Helmen – und Manöver, die keiner genehmigen musste.

Insgesamt entstanden 456 Exemplare. 399 waren für die Strasse bestimmt, 56 wurden speziell für die Procar-Serie gebaut, dazu kam ein Prototyp. Und weil gute Geschichten bekanntlich abseits der Rennstrecke entstehen, sei erwähnt: Der ehemalige Schweizer Formel-1-Pilot Marc Surer besass ebenfalls einen M1. Das Auto parkierte meistens in seinem Haus an der Costa Blanca – und war dort auch öfters auf der Strasse unterwegs.

Einer dieser M1 wird nun versteigert. Es gehörte keinem Geringeren als dem dreifachen F1-Weltmeister Niki Lauda und wurde ihm 1980 als Preis für seinen Gesamtsieg in der Procar-Serie 1979 überreicht. Ein Pokal in Fahrzeugform, sozusagen. Der Mittelmotor-Renner soll sich im bemerkenswerten Zustand befinden. Gerade einmal 12 644 Meilen zeigt der Tacho – für einen M1 fast schon Aufwärmrunden-Niveau.

Versteigert wird dieser besondere M1 im Rahmen der Mecum-Auktion «Kissimmee 2026» am 17. Januar. Erwartet wird eine Zuschlagssumme deutlich jenseits der 500 000 Dollar. Viel Geld, gewiss. Aber gemessen an dem, was dieses Auto verkörpert – eine Zeit, in der Können wichtiger war als Kalkül und Gleichheit nicht gefürchtet, sondern gefeiert wurde – fast schon ein Sonderpreis.